Menschen auf dem Internationalen Flughafen in Peking, China

Trotz Ende der Quarantänepflicht Kaum Flüge von und nach China

Stand: 03.02.2023 14:49 Uhr

Seit Anfang Januar ist die Quarantänepflicht in China abgeschafft. Fluggesellschaften dürfen wieder ohne Beschränkungen dorthin fliegen. Doch die Zahl der internationalen Flüge hat sich kaum erhöht. Warum?

Eine Pressekonferenz Anfang der Woche in Peking: Lin Yongsheng von der chinesischen Grenzbehörde legt Zahlen vor. Während der großen Reisewelle zum ersten Frühjahrsfest seit Pandemiebeginn ohne Beschränkungen sind demnach knapp 2,9 Millionen Menschen ein- oder ausgereist.

Damit hat sich die Zahl der Grenzübertritte mehr als verdoppelt im Vergleich zum Frühlingsfest vor einem Jahr, ist aber noch weit entfernt vom Vor-Pandemie-Niveau. Auffällig dabei: Nur ein Bruchteil der Ein- und Ausreisen in dieser Zeit entfällt auf Flugreisen (330.000). Nach wie vor gibt es nur wenige internationale Flüge an chinesischen Flughäfen.

Angebot weit unter den Erwartungen

Der Shanghaier Luftfahrtexperte David Yu zeigt sich überrascht, dass das Angebot bisher nicht stärker zugenommen hat: "Eigentlich haben alle damit gerechnet, dass mit der Öffnung der Grenzen und der Aufhebung der Covid-Beschränkungen die Erholung des internationalen Flugverkehrs einhergehen würde."

Nach Recherchen der ARD in China hat sich beispielsweise die Anzahl der Flüge zwischen Deutschland und der Volksrepublik seit dem Ende der Quarantänepflicht Anfang Januar kaum erhöht.

So fliegt die staatliche chinesische Fluglinie Air China derzeit im Schnitt fünfmal die Woche von chinesischen Flughäfen nach Frankfurt am Main, Hainan Airlines einmal die Woche von Peking nach Berlin und zurück. Die Deutsche Lufthansa fliege derzeit dreimal in der Woche von Festlandchina nach Deutschland, dazu kämen zwei Flüge mit Austrian Airlines von Shanghai nach Wien und zurück, so eine Konzernsprecherin.

Kein Vergleich zum Vor-Pandemie-Niveau

Zum Vergleich: Vor der Pandemie ist die Lufthansa Group mit ihren Marken Lufthansa, Swiss und Austrian über 80 Mal in der Woche von Europa nach Festlandchina und zurück geflogen. Auch wenn die Fluggesellschaften nun schrittweise ihre Zahl an Flügen erhöhen wollen, das Vor-Pandemie-Niveau ist noch in weiter Ferne.

Die Lufthansa-Sprecherin sagte, in diesem Jahr werde dies auch nicht wieder erreicht werden. Viele Flugzeuge würden derzeit auf anderen Routen eingesetzt, so die Sprecherin, man könne nicht von heute auf morgen den Flugplan ändern.

Probleme mit Maschinen und Personal

David Yu nennt noch weitere Gründe, warum es noch so wenige Flüge gibt: Gerade chinesische Fluggesellschaften hätten noch viele eingemottete Maschinen. "Flugzeuge wieder in einen einsatzbereiten Zustand zu bringen, wenn diese langfristig geparkt sind, dauert 60 bis 90 Tage", so der Luftfahrtexperte.

"Eine andere Sache, die zu berücksichtigen ist, ist die Besatzung. Es gibt großen Bedarf an Personal in der Luftfahrtindustrie. Außerdem kann man nicht über Nacht Slots an den gewünschten Flughäfen auf der ganzen Welt bekommen. Das wird noch einige Zeit dauern, bis sich das normalisiert."

Am Ende eine lukrative Situation

Und noch einen weiteren Grund nennt Yu, warum Fluggesellschaften nicht unbedingt ein Interesse daran haben könnten, so viele Flüge wie möglich auf einmal anzubieten. Denn ein größeres Angebot könnte die derzeit noch sehr hohen Flugpreise schnell drücken.

"Fluggesellschaften erzielen gute Gewinne mit internationalen Flügen aus China. Deswegen wird es eine Weile dauern, bis sie die Kapazitäten erhöhen. Sie wollen dies sicher nicht so schnell tun, dass es die Gewinne auf diesen Strecken drückt."

Benjamin Eyssel, Benjamin Eyssel, ARD Peking, 02.02.2023 04:56 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 02. Februar 2023 um 08:33 Uhr und um 09:51 Uhr.