Flüchtlinge aus Bergkarabach erreichen Armenien

Konflikt mit Aserbaidschan Baerbock fordert Beobachter in Bergkarabach

Stand: 27.09.2023 11:34 Uhr

Nach dem Sieg Aserbaidschans in Bergkarabach fürchten viele ethnische Säuberungen. Neben US-Außenminister Blinken fordert nun auch Bundesaußenministerin Baerbock, internationale Beobachter in die Konfliktregion zu entsenden.

Wenige Tage nach der Niederlage pro-armenischer Kämpfer gegen aserbaidschanische Truppen in Bergkarabach fordert Außenministerin Annalena Baerbock die Entsendung internationaler Beobachter in die Kaukasusregion.

"Niemand weiß wirklich, wie es den Menschen dort ergeht und was sie durchmachen müssen", sagte Baerbock. "Es braucht jetzt Transparenz und die Augen und Ohren der internationalen Gemeinschaft vor Ort. Gemeinsam mit unseren Partnern werden wir mit aller Kraft daran arbeiten, so rasch wie möglich Beobachterinnen und Beobachter zu entsenden."

Die Grünen-Politikerin appellierte an die aserbaidschanische Regierung, eine solche Entsendung zu akzeptieren. Wenn Aserbaidschan die Beobachter zuließe, sei dies ein "Vertrauensbeweis" dafür, dass Aserbaidschan es "mit seinen Zusagen für die Sicherheit und das Wohl der Menschen" ernst meine, fuhr Baerbock fort.

Aserbaidschan will offenbar Mission akzeptieren

US-Außenminister Antony Blinken hatte den Präsidenten Aserbaidschans, Ilham Aliyev, in einem Telefonat am Dienstag ebenfalls aufgefordert, eine internationale Beobachtermission zuzulassen. Ein Sprecher des Außenministeriums sagte im Anschluss, dass Aliyev eine Mission akzeptieren würde. Die USA erwarteten, dass er sich daran halte - ebenso wie an die Zusage, keine weiteren militärischen Maßnahmen zu ergreifen.

Karte mit Armenien, Aserbaidschan und Bergkarabach

Mehr Mittel für humanitäre Hilfe zugesagt

Außenministerin Baerbock versprach außerdem, die humanitäre Hilfe für Bergkarabach noch einmal deutlich aufzustocken. Die zusätzlichen Mittel für das Internationale Komitee des Roten Kreuzes würden von zwei auf fünf Millionen Euro erhöht.

"Auch nach den ersten Transporten durch den Latschin-Korridor fehlt es nach der monatelangen Blockade noch immer an fast allem, was es für ein Leben in Würde braucht: Lebensmittel, Medikamente oder Sanitärprodukte", so Baerbock. Baku hatte Ende 2022 mit einer Blockade der einzigen Verbindungsstraße zwischen Armenien und Bergkarabach begonnen. Die Lage in Bergkarabach sowie die humanitäre Versorgung der Menschen vor Ort hatten international Besorgnis ausgelöst.

Tausende auf der Flucht

Tausende Menschen aus Bergkarabach haben die inmitten von Aserbaidschan gelegene Kaukasus-Region inzwischen verlassen und Zuflucht in Armenien gefunden. Bislang sind dort nach Angaben der armenischen Regierung mehr als 42.000 ethnische Armenierinnen und Armenier angekommen. In Bergkarabach lebten bisher knapp 120.000 ethnische Armenier.

Seit Jahrzehnten kämpfen die beiden Länder um die Region. Eriwan wirft Baku vor, eine "ethnische Säuberung" in der Kaukasusregion zu planen, nachdem Aserbaidschan dort vergangene Woche eine großangelegte Militäroffensive gestartet hatte. Baku will die selbsternannte Republik Bergkarabach wieder vollständig in sein Territorium eingliedern.

Unterdessen erklärte das Gesundheitsministerium von Aserbaidschan, bei der Offensive in Bergkarabach vergangene Woche seien 192 Soldaten getötet und mehr als 500 verletzt worden.