Schilder im US-Wahlkampf mit Joe Bidens Namen

KI im US-Wahlkampf Falscher Biden fordert zum Zuhausebleiben auf

Stand: 23.01.2024 10:17 Uhr

Das Telefon klingelt - und der US-Präsident ist am Apparat. So ging es Wählern im US-Bundesstaat New Hampshire. Die Überraschung war sicher groß, doch die Stimme war gefälscht. Der Generalstaatsanwalt hat eine Untersuchung angekündigt.

Kurz vor den ersten Vorwahlen der US-Demokraten in New Hampshire hat es offenbar einen Versuch der Wahlbeeinflussung gegeben. Wählerinnen und Wähler erhielten gefälschte Anrufe mit der nachgeahmten Stimme von US-Präsident Joe Biden. Sie sollten nicht zu den Wahlen gehen, sondern ihre Stimme für die Wahlen im November aufsparen. "Wenn Sie an diesem Dienstag Ihre Stimme abgeben, hilft das nur den Republikanern, Donald Trump wieder zu wählen", behauptete der angebliche Biden. "Ihre Stimme macht im November einen Unterschied, nicht an diesem Dienstag."

Es ist unwahr, dass Wähler, die bei der Vorwahl am Dienstag teilnehmen, bei den Wahlen im November nicht mehr abstimmen dürfen. Die KI-Stimme war vom echten Biden akustisch wohl nicht zu unterscheiden. Als Anrufer wurde den Empfängern die Nummer von Kathy Sullivan angezeigt, einer ehemaligen Vorsitzenden der Demokratischen Partei in New Hampshire - auch dies war Teil der Fälschung.

Generalstaatsanwalt kündigt Untersuchung an

Der Generalstaatsanwalt von New Hampshire hat angekündigt, er untersuche den offensichtlich "unrechtmäßigen Versuch, die Vorwahlen in New Hampshire zu stören und die Wähler zu unterdrücken". Wie viele Menschen den falschen Anruf erhalten haben, ist noch unklar. Das Büro des Generalstaatsanwalts forderte weitere Betroffene dazu auf, sich zu melden.

Wer hinter den Anrufen steckt, ist ebenfalls noch nicht ermittelt. Das Kampagnenbüro von Konkurrent Trump erklärte, sie seien nicht an der gefälschten Tonaufnahme beteiligt.

Einsatz Künstlicher Intelligenz für Wahlmanipulationen

Die Tech-Branche hatte bereits davor gewarnt, dass Künstliche Intelligenz dazu missbraucht werden könnte, Wahlen zu manipulieren. Gerade erst hat der ChatGPT-Betreiber OpenAI der "Washington Post" zufolge den Entwickler eines Bots, der den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Dean Phillips imitiert, gesperrt.

Beobachter rätseln darüber, was der beabsichtigte Zweck der Anrufe gewesen sein könnte. Es sei womöglich gar nicht darum gegangen, demokratische Wähler tatsächlich von der Stimmabgabe abzuhalten, sondern darum, das Vertrauen in Institutionen zu zerstören, sagte der Wahlrechtsexperte David Becker, Leiter des Center for Election Innovation and Research.