US-Investitionspläne Biden träumt von schnellen Zügen
Marode Brücken, alte Züge und selbst in Las Vegas kein Bahnhof: Zugfahren in den USA ist zwar teuer, aber durchaus kein Vergnügen. Bahn-Fan Joe Biden will das mit Milliarden-Investitionen ändern.
Es ist ein altmodischer Zug, in den Fahrgäste Richtung Boston an der Union Station in Washington steigen. Während der Schienengüterverkehr in den USA als profitabel gilt, ist der Personenverkehr hoffnungslos veraltet. Für Modernisierungsmaßen der staatlichen Bahngesellschaft Amtrak - die Abkürzung für American Track - sei es "höchste Eisenbahn". So formuliert es Robert Puentes vom Center for Transportation im Interview.
"Die Gleisanlagen im Nordosten der USA gehören zu den ältesten des Landes und brauchen am dringendsten Erneuerung", erklärt er weiter. "Es sind Mega-Projekte, die Milliarden Investitionen benötigen wie etwa der Tunnel unter dem Hudson River, ein Tunnel in Baltimore und die Brücken im Prinzip überall."
Tatsächlich sieht das Infrastrukturpaket der US-Regierung Milliarden-Investitionen in die Bahn vor. Brücken, Tunnel, Gleise, Weichen, Signalsysteme, Stellwerk und Züge müssen zum Teil erneuert, Zugstrecken ausgebaut und hinzugefügt werden.
Von Washington nach New York in vier Stunden
Präsident Joe Biden hat die Pläne mit vorangetrieben. Jahrelang pendelte "Amtrak-Joe", wie er genannt wurde, von Wilmington, Delaware, nach Washington. Der Bahn-Fan träumt von Hochgeschwindigkeitsstrecken, die US-Metropolen miteinander verbinden: "Das würde die Möglichkeit bieten, den Personenzugverkehr auszubauen. Man stelle sich vor: Die zweistündige Zugfahrt zwischen Atlanta und Charlotte mit einer Geschwindigkeit von 220 Meilen pro Stunde!"
Die Zug-Realität in den USA sieht anders aus: Die Bahn ist langsam und obendrein teuer. Eine Fahrt von Washington nach New York dauert rund vier Stunden und kostet oft um die 200 Dollar - in eine Richtung wohlgemerkt. Es müsse sich dringend etwas am Streckennetz und den Zügen ändern, fordert Jim Mathews von der Rail Passengers Association: "Ein sofortiger Nutzen dieser Investitionen wird sein, die Häufigkeit von Abfahrten auf bestimmten Strecken zu erhöhen. Zum Beispiel zwischen Wisconsin und Illinois."
Auf die Schiene - für die Umwelt
Millionenstädte wie Las Vegas und Phoenix sind noch gar nicht an ein Schienennetz angeschlossen. Seit den 1980er-Jahren geht es mit der US-Bahn abwärts - zu groß ist die Konkurrenz durch Flugzeuge, Langstreckenbusse und die privaten Autos. Aber will man Treibhausgase in den USA langfristig senken, muss sich auch das Transportwesen umstellen.
Auf die Schiene umzusteigen, wäre eine gute und umweltfreundlich Alternative, sagt Mathews: "Autos von der Straße zu bekommen und Leute stattdessen in Züge zu setzen, reduziert Treibhausgase. Der Treibstoffverbrauch der Dieselloks ist immer noch effektiver als der von Millionen Autos", rechnet er vor. Und: "Bahnfahren könnte noch nachhaltiger sein, wenn noch mehr Lokomotiven mit Strom statt mit Diesel betrieben würden."
Aber erst muss das Infrastrukturpaket vom US-Kongress verabschiedet werden. Auch danach wird es wohl noch viele Jahre dauern, bis auch die Fahrgäste die Modernisierungsmaßnahmen zu spüren bekommen.