Zwei Menschen schieben einen Imbisswagen Eine Familie schiebt einen Imbisswagen an einem Stück der Berliner Mauer vorbei, das in Tijuana, Mexiko, ausgestellt ist (aufgenommen am 25. August 2023)

Mauersegment in Mexiko Berliner Mahnung

Stand: 04.09.2023 13:53 Uhr

Tausende Kilometer von seinem einstigen Standort entfernt hat ein Stück Berliner Mauer einen neuen Platz. Im mexikanischen Tijuana, direkt am Grenzwall zu den USA, soll die Installation vor Spaltung warnen.

Als Mahnmal gegen Teilung hat ein Bündnis ein Segment der Berliner Mauer in der mexikanischen Grenzstadt Tijuana aufgestellt. Das rund drei Tonnen schwere Teilstück wurde laut örtlichen Medienberichten in einem Park nahe dem von den USA errichteten Grenzwall platziert, der Tijuana vom kalifornischen San Diego trennt. "Es erinnert uns daran, dass wir dafür kämpfen müssen, dass es diese Mauer zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten nicht gibt", sagte der frühere mexikanische Außenminister Marcelo Ebrard demnach bei einer Zeremonie Mitte August.

Das Stück mit dem Titel "Eine Welt ohne Mauern" symbolisiere "den Kampf für die Freiheit und Würde des Menschen", schrieb Ebrard auf X, vormals Twitter. "Es wurde neben der Mauer platziert, die uns von den Vereinigten Staaten trennt, die ebenfalls fallen wird." Ebrard hatte sein Amt im Juni niedergelegt, um sich im internen Wettbewerb der Regierungspartei um eine Nominierung als Präsidentschaftskandidat für die Wahl 2024 zu bemühen.

Ihm zufolge wurde das Mauerstück Tijuana gespendet. Darauf ist zu lesen: "Möge dies eine Lehre sein für den Aufbau einer Gesellschaft, die Mauern niederreißt und Brücken der Solidarität und des Verständnisses baut." Die Worte stammen aus dem Mund der Bürgermeisterin der Grenzstadt Tijuana, Montserrat Caballero.

Tijuana als Zufluchtsort

Mexiko und Tijuana liegen auf der Route von Menschen, die vor allem von Mittel- und Südamerika aus versuchen, in die USA zu kommen. Tijuana sei für viele von ihnen ein Zufluchtsort geworden, sagte Bürgermeisterin Caballero, wie es den Medienberichten zufolge hieß. Die rund 1,8 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner zählende Metropole im Nordwesten Mexikos gilt als eine der gefährlichsten Städte des Landes.

Zwar erließ US-Präsident Joe Biden gleich zu Beginn seiner Amtszeit eine Anordnung zum Stopp des Mauerbaus, den sein Vorgänger Donald Trump vorangetrieben hatte. Doch die Regierung in Washington setzt bereits in Auftrag gegebene Teile des Projekts fort, darunter einen Ersatz für ein Mauerstück in San Diego an der Grenze zu Tijuana. Eine 5,5 Meter hohe Mauer wird dort durch eine rund neun Meter hohe ersetzt, die sich mehr als einen Kilometer weit ins Meer erstreckt.

"Der soziale und politische Konflikt ist anders"

Stücke der Berliner Mauer wurden nach ihrem Fall 1989 von Sammlern aus aller Welt geholt und als historische Erinnerungen oder als Mahnmal in privaten Gebäuden oder an öffentlichen Plätzen aufgestellt. Einer der vernarbten Mauerreste gelangte in den Besitz des Werbeproduzenten Marcos Cline-Marquez in Los Angeles. Als der nun einen Ort für sein Berliner Andenken suchte, sei er bei Bürgermeisterin Caballero auf Interesse gestoßen.

Zu Tijuana passe das Mahnmal gut, so die Bürgermeisterin. "Wie viele Familien haben Blut vergossen, Arbeit und Leben verloren, um die Mauer zu überwinden?", zog sie Parallelen. "Der soziale und politische Konflikt ist anders als bei der Berliner Mauer, aber letztendlich ist beides eine Mauer." Und eine Mauer spalte nun einmal.