Polizisten blockieren eine Straße im US-Bundesstaat Messachusetts während einer FBI-Aktion.

US-Geheimdokumente FBI nimmt nach Datenleck Verdächtigen fest

Stand: 14.04.2023 02:02 Uhr

Laut US-Justizminister Garland handelt es sich bei dem Festgenommenen um einen Militärangehörigen. Er soll Geheimdokumente - unter anderem zum Ukraine-Krieg - im Internet verbreitet haben. US-Medien hatten zuvor erste Details veröffentlicht.

Bei den Ermittlungen im Zusammenhang mit den im Internet veröffentlichten US-Geheimdienstinformationen hat das FBI einen Verdächtigen festgenommen. Der Fernsehsender CNN zeigte Aufnahmen, wie schwerbewaffnete Beamte im US-Bundesstaats Massachusetts einen jungen Mann in T-Shirt und Hose abführten. Er sei in Verbindung mit "unbefugten Entfernung, Aufbewahrung und Übermittlung von Verschlusssachen" in Gewahrsam genommen worden, sagte US-Justizminister Merrick Garland in Washington. Der Mann sei Angehöriger der Nationalgarde.

Medien zufolge handelt es sich um einen 21-Jährigen, der die brisanten Dokumente in einer von ihm geleiteten Chat-Gruppe auf der bei Videospielern beliebten Plattform Discord veröffentlicht habe.

"Reporter sind ihm auf die Schliche gekommen", Svea Eckert, ARD Washington, zu Festnahme nach Daten-Leaks

Morgenmagazin

Abschriften und Fotos in Chat-Gruppe geteilt

Die "Washington Post" hatte zuvor unter Berufung auf Mitglieder der Gruppe ausführlich über den jungen Mann mit dem Spitzenamen "OG" berichtet. Später identifizierte die Zeitung ihn ebenfalls mit seinem bürgerlichen Namen. Er habe die brisanten Unterlagen zunächst als Abschriften mit der Chat-Gruppe geteilt und später dort Fotos von ausgedruckten Dokumenten hochgeladen.

Über die Motivation von "OG" gibt es dem Bericht zufolge kein klares Bild. Feindselig gegenüber der US-Regierung sei er trotz seiner düsteren Ansichten nicht gewesen, hieß es. Er sei nach Überzeugung der Chat-Nutzer auch kein russischer oder ukrainischer Agent gewesen.

Die "New York Times" schrieb, Details der Inneneinrichtung aus dem Elternhaus des 21-Jährigen, die auf Familienfotos in sozialen Medien veröffentlicht worden seien, stimmten mit Details am Rand einiger Fotos der veröffentlichten Geheimdokumente überein.

Geheimdokumente kursieren seit Wochen im Internet

Schon seit Wochen kursieren im Internet geheime Dokumente von US-Stellen - angeblich vom Nachrichtendienst CIA und vom Pentagon - zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine: darunter Informationen zu Waffenlieferungen, Einschätzungen zum Kriegsgeschehen - aber auch Details zu angeblichen Spähaktionen der USA gegen Partner. Unklar ist, was davon authentisch ist und was möglicherweise bearbeitet worden sein könnte.

US-Medien berichteten kurz vor Ostern erstmals über das Leck, ohne die Dokumente selbst zu veröffentlichen. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin erfuhr nach eigenen Angaben erst zu dem Zeitpunkt, etwa vor einer Woche von dem Datenleck - obwohl das Material da schon wochenlang im Netz umherging.

US-Präsident Joe Biden sieht nach eigenen Angaben keine unmittelbare Gefahr durch das massive Datenleck. In den Unterlagen seien keine Informationen enthalten, die große Konsequenzen hätten, sagte er am Rande eines Besuches in der irischen Hauptstadt Dublin. Allerdings bereite es ihm grundsätzlich Sorge, dass die Informationen nach außen gedrungen seien.

Es war das erste Mal, dass sich Biden öffentlich zu den im Internet kursierenden, offensichtlich geheimen Pentagon-Dokumenten äußerte. Der republikanische Vorsitzende des Geheimdienstausschusses des Repräsentantenhauses, Mike Turner, kündigte derweil eine Untersuchung zu dem Datenleck an.

Arne Bartram, Arne Bartram, ARD Washington, 14.04.2023 05:20 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten die tagesthemen am 13. April 2023 um 22:15 Uhr.