Eine Frau in einem Vorort von Johannesburg stellt sich in einer Schlange zum Wasserholen an.

Wassermangel in Südafrika Johannesburg sitzt auf dem Trockenen

Stand: 22.03.2024 17:51 Uhr

Seit Wochen leiden viele Menschen in Johannesburg unter Wassermangel. Das liegt nicht nur an der andauernden Hitzewelle, sondern auch an der maroden Infrastruktur. Die Verwaltung der Metropole ist mehr oder weniger hilflos.

"Enough is enough" - genug ist genug, skandieren Menschen bei einer Demonstration in Johannesburg. Sie haben die Nase gestrichen voll. Kein Wunder. Schließlich sitzt die Hälfte der südafrikanischen Millionenmetropole seit knapp drei Wochen regelrecht auf dem Trockenen.

Erst hatte ein Blitzeinschlag das Umspannwerk einer wichtigen Pumpstation lahmgelegt. Kaum war die Anlage repariert, fiel immer wieder der Strom aus und damit auch die Wasserversorgung. Große Speicher sind leer, das Auffüllen dauert. Eine Hitzewelle verschärft das Problem. "Wir holen uns Wasser bei Freunden, die haben einen Brunnen. Wir gehen da mit Eimern hin, das hilft uns über den Tag", erzählt eine Frau.  

Verwaltung rät zum Wassersparen

Um die größte Not zu lindern, sind im gesamten Stadtgebiet 35 Tanklaster im Einsatz. Ein Tropfen auf den heißen Stein, mehr nicht. Die Verwaltung empfiehlt, Wasser zu sparen: kürzer zu duschen, den Garten nicht zu gießen, die Autowäsche zu verschieben. Ratschläge, die nicht überall gut ankommen. "Man kann nichts von anderen verlangen, wenn man seinen Teil nicht beiträgt", sagt ein Mann.

Gemeint ist: Die Stadt hat ihre Wasserversorgung regelrecht verkommen lassen. Große Teile des 12.400-Kilometer-langen Leitungssystems müssten eigentlich dringend erneuert werden. Fast die Hälfte des Wassers, das der Großlieferant "Rand Water" nach Johannesburg pumpt, geht verloren.

Marode Wasserinfrastruktur

Irgendwo läuft immer Wasser aus, manchmal sprudelt es sogar aus löchrigen Leitungen. Bürgersteige und Fahrbahnen sind nass, Kreuzungen überflutet, weil überalterte Rohre brechen, Wasserspeicher undicht sind und die Reparaturtrupps mit der Arbeit nicht hinterherkommen. "Seit zehn Jahren lässt man das System verrotten, und die Ergebnisse sehen wir jetzt", sagt Dr. Ferrial Adam von der Bürgerrechtsorganisation "WaterCan". "Die Behörden werden damit nicht fertig."

Für viele Unternehmen wird der Wassermangel zum Existenzproblem. Vor allem Kleinbetriebe wissen nicht weiter, weil sie beispielsweise Autos waschen, Essen kochen oder Haare schneiden. Auch Krankenhäuser, Seniorenheime und Schulen gehören zu den Leidtragenden.

Schulen tagelang ohne Wasser

Jan van Wyk ist Vize-Direktor der Deutschen Internationalen Schule Johannesburg: zwölf Jahrgänge, 1.050 Schülerinnen und Schüler. Probleme mit dem Wasser gab es zwar auch früher schon, so schlimm wie diesmal aber war es noch nie. "Wer hätte in so einer Weltstadt wie Johannesburg daran gedacht, dass irgendwann das Wasser aufhört zu fließen? Letztes Jahr hatten wir schon mal so einen Vorfall gehabt, wo einen Tag lang kein Wasser da war. Die Schule hat dann große Tanks angeschafft, damit die Kinder wenigstens Trinkwasser haben." Nun würden die Toiletten von Hand mit Eimern gespült, und zwar mit Wasser aus dem Schwimmbad.

Keine Lösung in Sicht

Kabelo Gwamanda ist seit einem Jahr Bürgermeister von Johannesburg. Er hatte zum Amtsantritt versprochen, "service delivery" zum Schwerpunkt seiner Arbeit zu machen, also die öffentlichen Dienstleistungen zu verbessern. Angesichts der Wasserkrise flüchtet er sich in hilflos klingende Floskeln: "Teile unserer Infrastruktur müssen ersetzt, andere repariert werden. Dafür gibt es verschiedene Projekte, die sich in unterschiedlichen Phasen befinden", erklärt er.

Die Menschen in Johannesburg können also offenbar nicht viel mehr tun, als die Daumen zu drücken, dass beim nächsten Gewitter nicht wieder der Blitz einschlägt. Schließlich hat sich in der aktuellen Krise gezeigt, dass es für die Trinkwasserversorgung kein Sicherheitsnetz gibt. Gugulethu Quma vom staatlichen Wasserversorger "Johannesburg Water" drückt es so aus: "Wir müssen immer das Beste hoffen. Das Schlimmste trifft uns zwar immer mal wieder, wir hoffen aber auf das Beste."

Stephan Ueberbach, ARD Johannesburg, tagesschau, 22.03.2024 18:09 Uhr