Agrardiesel-Subventionen enden - Erste Landwirte für Traktor-Demo in Berlin angekommen

So 17.12.23 | 21:05 Uhr
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17.12.2023, Berlin: Landwirte aus Ostholstein stehen mit ihren Traktoren vor dem Brandenburger Tor. (Quelle: dpa/Jörg Carstensen)
Audio: rbb24 Inforadio | 15.12.2023 | Matthias Wetzel | Bild: dpa/Jörg Carstensen

Die Traktoren rollen wieder nach Berlin: Der Deutsche Bauernverband will am Montag gegen die Sparpläne der Bundesregierung demonstrieren. Die ersten Traktoren sind bereits am Sonntagabend in Berlin angekommen.

  • Bauerndemo am Montag von 8 bis 12:30 in Berlin angekündigt
  • Zahlreiche Traktoren vor dem Brandenburger Tor erwartet
  • Kundgebung gegen Streichung von Agrardiesel-Subventionen

Dieser Beitrag wird nicht mehr fortgeschrieben. Alle aktuellen Informationen zu dem Traktoren-Protest der Landwirte finden Sie hier.

Zahlreiche Traktoren mischen sich am Montag wieder unter den Berliner Berufsverkehr: Der Deutsche Bauernverband (DVB) hat zu einer Kundgebung vor dem Brandenburger Tor aufgerufen. Der Grund: Die von der Bundesregierung geplanten Streichungen der Agrardiesel-Subvention und der Kfz-Steuerbefreiung für die Landwirtschaft.

Der DBV erwartet trotz der kurzfristigen Anmeldung der Demonstration und der Weihnachtzeit eine hohe Beteiligung. Die Kundgebung soll laut Polizei von 8 bis 12:30 Uhr auf dem Platz des 18. März stattfinden. Erwartet werden demnach rund 3.000 Teilnehmende.

Erste Traktoren haben Berlin erreicht

Die ersten Landwirte sind am Sonntag bereits mit ihren Traktoren nach Berlin aufgebrochen. Auf dem Weg blockierte am Sonntagvormittag etwa ein Traktor-Tross die Elbbrücke zwischen Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Am Sonntagabend erreichten die ersten von ihnen Berlin. Im Westen über die Heerstraße fuhren rund 30 Traktoren hupend im Fahrzeugkorso in die Stadt ein, anschließend gab es eine erste kleine Spontanversammlung vor dem Brandenburger Tor in Mitte.

Die Landesverbände organisieren nach eigenen Angaben Busse, Auto- und Traktorenkorsos nach Berlin. Laut Verkehrsinformationszentrale kann es Montag zwischen 7 und 15 Uhr auf der Straße des 17. Juni zu Verkehrseinschränkungen zwischen Großer Stern und Brandenburger Tor kommen.

Bis zu 3.000 Teilnehmende bei Demo in Berlin erwartet

DBV-Präsident Joachim Rukwied forderte die Ampel-Koalition auf, die Pläne zu den Streichungen zurückzuziehen. Ansonsten habe die Landwirtschaft keine Zukunft. "Wenn diese Pläne nicht zurückgenommen werden, wird es heftigen Widerstand geben", drohte Rukwied. "Die Bauern werden ihren Unmut auch mit einer großen Zahl an Traktoren in Berlin zeigen."

Die Streichungen sind Teil der Haushaltskonsolidierung der Bundesregierung nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Die Abschaffung der Vergünstigung auf die Kraftfahrzeugsteuer für die Forst- und Landwirtschaft soll nach Angaben aus Kreisen des Bundesfinanzministeriums 480 Millionen Euro jährlich einbringen. Zum Einsparpotenzial der Abschaffung der Steuerbegünstigungen beim Agrardiesel gab es zunächst keine näheren Angaben.

Der Präsident des Landesbauernverbandes Brandenburg sieht mit den Sparplänen katastrophale Auswirkungen auf den ländlichen Raum zukommen. Die Produktion von deutschen Lebensmitteln sei in Gefahr. Allein für Brandenburg gehe es um 50 Millionen Euro, die in der Landwirtschaft eingespart werden sollen, sagte Henrik Wendorff. "Wir haben schon vor dem Haushaltskompromiss viele Kürzungen hinnehmen müssen, deswegen sagen wir jetzt: Das Fass ist am Überlaufen. Wir schaffen uns ab." [Hintergrund bei tagesschau.de]

Rukwied wandte sich in einem Video-Aufruf an die Bauern und sprach von "einer Milliarde" Euro Einbußen für die Landwirte und nannte dies "inakzeptabel". "Kommen Sie nach Berlin", forderte er zum Schluss des Videos auf.

FDP-Fraktionschef deutet Umdenken an

Am Sonntagabend gab es bereits erste Signale aus der Bundesregierung, die auf ein Umdenken hindeuten könnten. FDP-Fraktionschef Christian Dürr sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Deutschen Landwirte bräuchten "faire Wettbewerbsbedingungen im europäischen Vergleich". Es würde zu oft von "angeblich klimaschädlichen Subventionen gesprochen, ohne auf die sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Abschaffung zu schauen", so Dürr. Gemeinsam mit ihren Koalitionspartnern in der Bundesregierung hatte sich der Bundesfinanzminister Christian Lindner von Dürrs Partei FDP auf die Streichung von Diesel-Subventionen als Teil der Maßnahmen gegen das Haushaltsloch verständigt.

Auch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) dürfte sich zeitnah noch einmal zu den Plänen äußern: Nach Informationen der "Bild" plant Özdemir, an der Großdemonstration am Montag teilzunehmen und dort eine Rede zu halten. Die Zeitung beruft sich auf Ministeriumskreise.

Landwirtschaftsminister kritisiert Bundespolitik

Auch Brandenburgs Landwirtschaftsminister Axel Vogel (Bündnis 90/Die Grünen) hat die geplanten Streichungen kritisiert. Dies sei ein unerwarteter Schlag für die brandenburgischen Landwirtschaftsbetriebe, teilte Vogel mit. Diese stünden ohnehin schon unter starkem Wettbewerbsdruck. Dies gelte insbesondere für Betriebe, die in einem stärkeren Ausmaß auf mechanische Bodenbearbeitung mit landwirtschaftlichen Nutzfahrzeugen angewiesen seien, weil sie auf den Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln ganz oder teilweise verzichten.

Unbestritten sei, dass klimaschädliche Subventionen abgebaut werden müssten, heißt es. Dafür brauche es aber Vorlauf und Zeit für Gespräche mit den landwirtschaftlichen Berufsverbänden. Vor allem müssten neben der Fortgeltung der Steuerbefreiung für Biodiesel weitere Anreize und sofort wirksame flankierende Maßnahmen zur Energieeinsparung und zum Umstieg auf klimafreundliche Energieträger und Bewirtschaftungsverfahren in der Landwirtschaft auf den Weg gebracht werden.

Sendung: rbb24 Inforadio, 15.12.2023, 9:20 Uhr

146 Kommentare

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  1. 146.

    Die Schuldenbremse ist dafür auch verantwortlich. Das ist die Folge. Jeder, der unbedingt die Schuldenbremse herbeirief, muss jetzt oft auch persönlich mit den Folgen leben. Was man rief, bekommt man eben auch. Einfach erklärbar.

  2. 145.

    ...dass "wir so weitermachen? Nicht jeder lebt in Saus und Braus beim Konsum. Es gibt vernünftige Menschen, die unsinnige Sachen nicht kaufen. Das "WIR" wechsle ich um indem ich die Politik kritisiere die unsinnige Ware auf den Markt bringen lässt. Manche Chinaprodukte u. a. braucht kein Mensch, steigert aber die gewünschten Einnahmen für den Staat. Da ist ein großer Widerspruch zum Klimaschutz, Gesundheit usw. im Spiel. Braucht zum Bsp. ein Kind einen Plüsch-Affen der "pupst" und dann darüber selber lacht? Den gibt es auf dem Markt.

  3. 144.

    Es ist Psychologie, wie so ziemlich alles in den sozialen „Spielen“.
    Über allgemeine Steuern regt sich sowieso jeder auf, zahlen wird sie aber trotzdem jeder, je nach sozialer Stellung und Möglichkeiten der Umgehung mal mehr, mal weniger und mal garnicht. Und Steuern haben kein konkretes Preisschild. Sie wissen in Wahrheit überhaupt nicht, welche Anteile wer für was erhält.
    Bekommen die Nahrungsmittel ein Preisschild wird’s sehr konkret und demzufolge brutal ist der Griff zum billigen Konkurrenzprodukt für den Bauern.
    Aber wir ich bereits schrieb, ist das nur ein Scheinopfer, denn die normale Bevölkerung darf natürlich die gesamte Zeche zahlen.

  4. 143.

    "Die Subventionen ermöglichen Wettbewerbsfähigkeit."
    Eben nicht, da es ja vorrangig nur Landmaschinen mit Diesel gibt.
    "... massenhaft abbrennenden Äcker durch die pösen Traktoren?... "
    Das haben Sie geschrieben. Ich schrieb seltener, weil optimierte elektrisch betriebene Maschinen einfach nicht so heiß werden wie Verbrenner. Auch keine heißen Gase ausstoßen und so weiter
    "Na vielleicht weil es die gar nicht gibt?"
    Doch und manchmal merkt es der Bauer nicht, dass er es selbst war mit seinem Verbrenner.
    "Da brennt höchstens mal ein Mähdrescher oder ne Strohpresse, was aber mit Sicherheit nicht am Verbrennungsmotor liegt."
    Hab gerade Berichte durchgeguckt. Doch, das liegt in den meisten Fällen am Verbrenner.

    Unterstellen und Beleidigen kenne ich schon. Geht es auch ohne? Trägt es etwas zur Diskussion bei? Nein? Dann lassen das doch ...

  5. 142.

    Also da stimme ich zu, es ist ein bedauerlich, dass sich hier keiner anschließt, egal, um welches Thema es geht. Es gibt hier keinen Generalstreik, Aber das gilt in diesem Land ja für alle. Ich schätze es wert, wenn Lebensmittel produziert werden, die benötigt werden. Leider funktioniert dieses System so nicht mehr. Es ist alles zu viel, alles zu groß, es geht immer um das Geld. Ich möchte hier keinen Lebensentwurf in Frage stellen, aber es ist einfach nicht möglich, dass wir so weitermachen

  6. 141.

    Ich schließe mich der Demo gegen die Ampel an und möchte Neuwahlen

  7. 140.

    Die Bürger sollten sich den Bauern anschließen
    Genau Richtig.
    Ich würde es sehr gerne tun, aber vom Allgäu bis nach Berlin ist dann doch zu weit.
    Schade das es hier einige gibt, die die Arbeit der Landwirte einfach nicht mal Wertschätzen können.

  8. 139.

    Die Bürger sollten sich eher den Bauern anschließen, die Lebenshaltungskosten der Bürger werden massiv steigen 2024 und treibt die Inflation und vertreibt Unternehmen, Investoren und Arbeitsplätze. Das GG sagte mal „zum Wohle des Bürgers“ - nichts passiert in dieser Richtung mit der Ampel

  9. 138.

    Bei der Grundversorgung für Menschen, wird den Bauern das Wirtschaften erschwert.
    Kürzungen beim Agrardiesel ist ein No- Go! Wenn die Politik das Leben der Landwirte mit Streichungen beeinträchtigt, dann landet dieser geworfene Plan-Bumerang von der Ampel bei den Lebensmittelpreisen, die deutlich verteuert werden. Was kommt im Endeffekt dabei raus? Es werden vermutlich billigere Produkte vom Ausland importiert. Ist das nicht wieder klimaschädlich? Die Politik begibt sich bei ihren Plänen auf ein Glatteis, muss jeder Verbraucher gewaltig Beinbruch erleiden? Die selbst zusammengebastelte Ampel schafft wirklich, dass alles heruntergewirtschaftet wird, damit die Haushalts-Staatskasse stimmt im Land. Ampel suche deine Fehler bald!

  10. 137.

    Richtig so, dafür stehe ich sehr sehr gerne im Stau!
    Steht auf! Wir müssen endlich Zeichen setzen!

  11. 136.

    Ich weiß schon, warum das immer öfter angebaut wird, weil es Geld bringt. Ich finde eben nur, dass man das auch so sagen sollte. Ich weiß sehr wohl, woraus Öl gepresst wird. Aber selbst, wenn wir hier in Deutschland jeder 10ü Liter Rapsöl im Jahr verbrauchen sollten, dann wäre ja die nächste Frage, woher denn der Raps dafür kommt. Vermutlich nicht vom deutschen Bauern. Aber ich weiß es nicht. Die Biogasanlagen hier in der Gegend haben sich jedenfalls stark vermehrt.

  12. 135.

    Essen Sie dann auch kein Brot,oder andere Backwaren, kein Salat,
    Keine Eier, Käse, Obst usw. ?
    Alles Lebensmittel, die was mit Landwirtschaft zu tun haben.
    Brot und andere Backwaren kommt Mehl ( Getreide ), Milch ( kommt aus der Kuh ) und Eier, ( Geflügelbauer)
    Käse wird aus der Milch aus der Kuh, Ziege oder Schaf hergestellt.
    Obst kommt von Obstbäumen, sehr viel in Nord und Südwestdeutschland vertreten.
    Und in vielen Produkten, die auch sie essen, ist Rapsöl enthalten.
    Übrigens wird von Raps lediglich die Samenkörner zur herstellung von Rapsöl gebraucht, der kleinste Teil der Pflanze. Der Rest kann in die Biogasanlage.

  13. 134.

    Selbst wenn sie Vegetarier sind , was ihre eigene Sache ist, kommt vieles was sie essen von der Landwirtschaft. Allerdings wird sehr viel Fleisch gegessen. Und ich esse lieber Fleisch vom Regionalen Landwirt als Fleisch aus Spanien usw.
    Ich denke das sie garnicht wissen für was Raps oder Futtermais überhaupt angebaut wird und hier lediglich die Alleswisserin spielen wollen.

  14. 133.

    Also erstens esse ich kein Fleisch und habe meinen Milchkonsum stark eingeschränkt. Das mit dem Rapsöl ist so eine Sache, ich bezweifle, dass wir sooooo viel Rapsöl verbrauchen. Die Rinder stehen hier auf den Luchwiesen draußen. Immerhin. Ich habe noch nicht nach Zahlen geschaut, aber ich behaupte jetzt mal, dass all diese Felder eher für die Biogasanlagen sind. Die meisten jedenfalls

  15. 132.

    Und für wen braucht man Futtermais ?
    RICHTIG ! Für das Vieh, was bei den Landwirten im Stall steht und bei ihnen als guter Sonntagsbraten, Schnitzel , Rumpsteak usw. usw. auf dem Teller landet. Achso, Milch kommt auch aus der Kuh.
    Und Raps ? Schon mal was von Rapsöl gehört was vielseitig eingesetzt wird ?

  16. 131.

    Im Gegensatz zu Klimakleber, weiß ich, wo ich nicht langfahren kann. Diese eine Sache nehme ich gerne in Kauf.

  17. 130.

    Die Milliarde, die jetzt bei den Bauern eingespart werden soll, könnte es besser geben, wenn Herr Scholz auf seinen Prunkbau beim Kanzleramt verzichtet. Da wird zwar gesagt, es sind 770 Millionen, aber wir wissen alle, dass es dann wenigstens das doppelte kosten wird.

    Und nicht, indem man den hart arbeitenden Bauern noch mehr wegnimmt.
    Ist doch gut, wenn in D produziert wird.
    Ich verstehe hier manche Kommentare nicht. Wie sollen sie sich sonst wehren?

  18. 129.

    Haben Sie das Bild aus der Werbung für Babynahrung vor Augen, wo der Hersteller vor einem Feld steht, das sooo natürlich erscheint?
    Sicher füllt er mit den Erträgen von diesen etwa 2 ha Fläche sämtliche Supermarktregale in ganz Europa.
    Witz, komm raus, du bist umzingelt :-((

  19. 128.

    Man kann sich wunderbar von leckeren regionalen Lebensmitteln versorgen. Ich frag mich auch immer, warum man z,B. Avocados aus Chile kaufen muss, die um den halben Planeten geflogen werden, und man im TV schon Dokus über die Kleinbauern gesehen hat, dass diese keine Lebensgrundlage mehr haben, weil drei oder vier Großbauern deren Ländereien (Korruption) wegnehmen und dass über das Aufkaufen von Wasserrechten (Korruption) kein Wasser mehr zum Leben möglich macht . Dieses Machtgebaren können Sie weltweit, auch in Spanien!, mit verschiedenen Lebensmitteln beobachten.

  20. 127.

    Bauern erzeugen unsere Lebensgrundlage, werden besteuert und die CO2-Steuer wird mehrfach aufgeschlagen bis zum Supermarkt. Der Dumme steht an der Kasse und merkt es nicht mal. Mein Hochachtung an die Bauern, die wehren sich wenigstens

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