Die Neptune verlässt den Hafen in Lubmin.

Mecklenburg-Vorpommern Schwimmendes LNG-Terminal "Neptune" hat Lubmin verlassen

Stand: 04.05.2024 13:56 Uhr

Das Regasifizierungsschiff "Neptune" wurde nach anderthalb Jahren aus dem Hafen Lubmin abgezogen. Laut Gasnetzbetreiber Gascade wurden rund 1,3 Milliarden Kubikmeter Erdgas ins Netz eingespeist, weit weniger als ursprünglich prognostiziert.

Nach fast anderthalb Jahren verließ das zuletzt als schwimmendes Flüssigerdgas (LNG)-Terminal im vorpommerschen Lubmin stationierte Spezialschiff "Neptune" den dortigen Industriehafen. Schlepper hatten am Samstagvormittag damit begonnen, das mehr als 280 Meter lange Schiff aus dem für solche Schiffsgrößen eher engen Hafen zu manövrieren, wie ein Sprecher der Firma Deutsche Regas mitteilte.

"Neptune" soll bald in Mukran die Kapazitäten erhöhen

Nach Angaben von Deutsche Regas soll das Schiff noch in diesem Sommer nach Mukran im Nordosten Rügens kommen. In Mukran soll die "Neptune" zusätzlich zur "Energos Power", die sich bereits dort befindet, als zweites schwimmendes LNG-Terminal fungieren und die Einspeisekapazität erhöhen. Es handelt sich bei diesen Schiffen um sogenannte Floating Storage and Regasification Units (FSRU), also Schiffe, die LNG nicht nur laden, sondern auch erwärmen und dadurch zurück in seinen gasförmigen Zustand versetzen und als Erdgas einspeisen können.

Zwischenstopps vor Rügen und auf Werft

Vor ihrer Stationierung in Mukran werde die "Neptune" zunächst vor Mukran für einige Tage ankern, um beschwert und für die Weiterfahrt mit eigener Maschine vorbereitet zu werden. Danach soll sie in einer europäischen Werft für ihren späteren Einsatz umgerüstet werden, bevor sie dann nach Rügen zurückkehren kann. Die "Neptune" war eines der ersten schwimmenden LNG-Terminals in Deutschland. Sie hatte Ende 2022 ihren Einsatzort in Lubmin erreicht und war Anfang 2023 dort in Betrieb gegangen.

Weniger eingespeist als erwartet

Nach Angaben des Gasnetzbetreibers Gascade wurden rund 1,3 Milliarden Kubikmeter Erdgas in das Netz eingespeist und damit weniger als erwartet. Ursprünglich war der Betreiber des Terminals, das nach dem LNG-Beschleunigungsgesetz genehmigt worden war, von bis zu 5,2 Milliarden Kubikmeter Einspeisekapazität pro Jahr ausgegangen. Dass dieser Wert nicht erreicht wurde, habe an den Witterungsbedingungen gelegen, so der Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Regas, Stephan Knabe. Das Flüssiggerdgas musste mit kleineren Tankern durch den flachen Greifswalder Bodden gebracht werden. Die Sicherheit habe dabei Vorrang gehabt.

Überkapazitäten und Umweltschäden

Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert, dass mit den tatsächlich erreichten Einspeisemengen die Vorgaben des LNG-Beschleunigungsgesetzes nicht eingehalten wurden. Das Rügener Terminal soll eine Einspeisekapazität von mehr als 13 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr erreichen und ist über eine eigens gebaute Pipeline mit dem Gasleitungsknotenpunkt in Lubmin verbunden. Weitere Kritiker sprechen von nicht benötigten Überkapazitäten und Schäden für Umwelt und Natur.

Der Bund verteidigt das Rügener Terminal unter Verweis auf die Versorgungssicherheit. Angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine hatte er den Ausbau einer eigenen Importinfrastruktur für LNG forciert, um unabhängiger von russischem Gas zu werden.

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 04.05.2024 | 13:00 Uhr