Israelische Soldaten stehen neben Mannschaftstransportern in der Nähe der Grenze zwischen Israel und Gaza.

Vor möglicher Rafah-Offensive Israel schickt weitere Reservisten nach Gaza

Stand: 24.04.2024 12:52 Uhr

Israel bereitet sich offenbar auf eine Bodenoffensive in Rafah vor und hat nun weitere Reservisten in den Gazastreifen geschickt - ihre Zahl dürfte in die Tausenden gehen. Israels Verbündete warnen vor einem Einsatz.

Das israelische Militär schickt nach eigenen Angaben zwei zusätzliche Brigaden von Reservisten in den Gazastreifen. Die Ankündigung fällt in eine Zeit, in der sich das Land auf eine Ausweitung seiner Bodenoffensive auf die südliche Stadt Rafah vorbereitet, die aus Sicht des Militärs letzte Hochburg der Hamas im Küstengebiet.

Die Reservebrigaden sollten "defensive und taktische Einsätze im Gazastreifen" übernehmen, teilte das Militär mit. Zuvor seien sie an Israels Grenze zum Libanon eingesetzt worden. Dort liefern sich israelische Truppen und die vom Iran gestützte libanesische Hisbollah-Miliz seit Beginn des Kriegs Gefechte.

"Lehren aus Bodenmanöver gelernt"

In den jüngsten Wochen hätten die Reservisten aber für Operationen im Gazastreifen trainiert. "Die Soldaten haben Kampftechniken geübt und die wichtigsten Einsichten und Lehren aus den bisherigen Kämpfen und dem Bodenmanöver im Gazastreifen gelernt", hieß es weiter in der Mitteilung.

Zu Beginn des Kriegs in Israel und Gaza vor mehr als sechseinhalb Monaten hatte Israel rund 300.000 Reservisten mobilisiert. Die meisten davon wurden jedoch inzwischen wieder entlassen.

Israel hat die Zahl der Soldaten im Gazastreifen schrittweise reduziert, zuletzt waren vor allem aktive Truppen dort. Das Land veröffentlicht seine Truppenstärke nicht, eine Brigade besteht jedoch üblicherweise aus mehreren Tausend Soldaten.

UN warnen Israel vor Großangriff auf Rafah

Trotz internationaler Warnungen plant Israel eine Bodenoffensive in Rafah und will dort verbliebene Bataillone der islamistischen Terrororganisation Hamas zerschlagen. Israels Verbündete wie die USA haben eindringlich vor dem Einsatz in Rafah gewarnt.

Mehr als die Hälfte der 2,3 Millionen Einwohner des Gazastreifens hat in der Stadt Schutz vor Angriffen gesucht. Sie gilt als die einzige Stadt in dem abgeriegelten Küstenstreifen, die noch vergleichsweise intakt ist. International besteht große Sorge, dass eine Offensive dort viele Zivilisten das Leben kosten könnte.

Evakuierung geplant - doch wohin?

Laut Israel soll die Zivilbevölkerung in "Schutzzonen" evakuiert werden, beispielsweise in das Al-Mawasi-Lager an der Mittelmeerküste im Süden des Gazastreifens. Dort sind nach UN-Angaben vom Dienstag bereits mehr als 400.000 Menschen registriert.

In der Nähe von Rafahs Nachbarstadt Chan Yunis werden außerdem offenbar Zelte aufgebaut. Ein israelischer Armeesprecher sagte, das Militär wisse vom Aufbau der Zelte, dies sei jedoch nicht mit der Armee koordiniert. Die israelische Zeitung Haaretz schrieb, Ägypten sei daran beteiligt. Die Hilfsorganisation Ägyptischer Roter Halbmond und ägyptische Sicherheitskreise wiesen die Berichte über den Aufbau neuer Zelte allerdings zurück.