Ein Arzt führt eine Echokardiographie an einem Patienten durch.

Studie des RKI Wohlhabendere Menschen leben länger

Stand: 02.05.2024 16:28 Uhr

Die wirtschaftliche Situation der Menschen wirkt sich auf ihre Lebenserwartung aus. Ärmere Menschen sterben in der Regel früher als reichere. Laut einer Studie des Robert Koch-Instituts ist der Abstand gewachsen.

Menschen aus sozial benachteiligten Wohngebieten sterben im Allgemeinen früher als Menschen aus wohlhabenden Gegenden. Diese Unterschiede haben sich in den vergangenen Jahrzehnten laut einer Studie verschärft. Ein Team unter Federführung des Robert Koch-Instituts (RKI) berichtete im Fachblatt "The Lancet Public Health", dass die Lebenserwartung zwischen 2003 und 2019 im Durchschnitt zwar leicht gestiegen sei. Bei Menschen aus ärmeren Wohngegenden stieg sie aber langsamer oder stagnierte sogar.

2003 unterschied sich die Lebenserwartung von Frauen aus den am meisten und den am wenigsten benachteiligten Gegenden noch um 1,1 Jahre. 2019 waren es bereits 1,8 Jahre. Auch bei Männern wuchs der Abstand - von drei Jahren Unterschied im Jahr 2003 auf 3,1 Jahre im 2019.

Krebs, Herzerkrankungen und Covid-19 als treibende Faktoren

Nach 2019 verschärfte die Corona-Pandemie die Situation weiter. In den folgenden Jahren "vergrößerte sich der Abstand noch schneller auf 2,2 Jahre bei Frauen und 3,5 Jahre bei Männern im Jahr 2021", heißt es in der Studie unter RKI-Federführung. So starb ein Mann in einer benachteiligten Gegend 2021 durchschnittlich 3,5 Jahre früher als ein Mann aus reicherer Gegend.

Die grundsätzliche Zunahme der Ungleichheit führt das Forscherteam maßgeblich auf Entwicklungen der Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs, insbesondere Lungenkrebs, zurück. Demnach starben im Laufe der Zeit zwar insgesamt weniger Menschen an diesen Krankheiten. Allerdings sank die Sterblichkeit bei Menschen aus benachteiligten Gebieten weniger stark als bei Menschen aus wohlhabenderen Gegenden.

Den Anstieg während der Corona-Pandemie begründen die Forschenden damit, dass die Covid-19-Sterblichkeit in sozioökonomisch benachteiligten Regionen besonders hoch gelegen hat.

Bildung und Einkommen als Marker für Benachteiligung

Für die Studie, an der auch das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung und die Medizinische Hochschule Hannover beteiligt waren, wurden Daten von allen Menschen mit Wohnsitz in Deutschland untersucht, die zwischen Anfang 2003 und Ende 2021 verstorben waren. Die Daten beruhen auf Angaben des Statistischen Bundesamtes.

Zusätzlich verwendeten die Forschenden einen am RKI entwickelten Datensatz zur Erfassung regionaler sozioökonomischer Benachteiligung. Er gibt Auskunft über Bildungsabschlüsse, Beschäftigung und Einkommen in verschiedenen Regionen Deutschlands.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete das Erste in der Sendung "Panorama" Info am 02. März 2017 um 21:45 Uhr.