Ein Poster der Geisel Eden Yerushalmi.
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Nahost-Krieg ++ Leiche weiterer Geisel geborgen ++

Stand: 18.05.2024 23:02 Uhr

Israelische Soldaten haben die Leiche einer weiteren Geisel im Gazastreifen geborgen. Etwa 800.000 Palästinenser verließen seit Beginn der Bodenoffensive auf Rafah die Stadt. Der Liveblog vom Samstag zum Nachlesen.

18.05.2024 • 23:02 Uhr

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Damit beenden wir den Liveblog für heute und danken für Ihr Interesse.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat die Forderung von Minister Benny Gantz zurückgewiesen, einen bestimmte Punkte umfassenden Aktionsplan für die Nachkriegszeit in Gaza vorzulegen. Die Forderungen von Gantz würden eine Niederlage für Israel, das Aufgeben der Mehrheit der Geiseln, das Verbleiben der Hamas an der Macht und die Schaffung eines palästinensischen Staates bedeuten, teilte Netanyahus Büro mit.

Benny Gantz, Minister im israelischen Kriegskabinett, stellt Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ein Ultimatum für ein Konzept nach Ende der Kämpfe im Gazastreifen. Das Kriegskabinett solle bis zum 8. Juni einen Plan beschließen, in dem festgelegt werde, wer im Gazastreifen nach dem Krieg mit der radikal-islamischen Hamas regieren könnte, fordert der ehemalige Verteidigungsminister auf einer Pressekonferenz. Sollten seine Erwartungen nicht erfüllt werden, werde sich seine zentristische Partei aus der von Netanjahu einberufenen Notstandsregierung zurückziehen.

Bei ihrem Angriff auf die Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens hat die israelische Armee nach eigenen Angaben dutzende Hamas-Kämpfer getötet. Bei den "gezielten Angriffen" im Osten von Rafah seien rund 50 islamistische Kämpfer getötet und dutzende Tunnel-Schächte entdeckt worden, teilte die Armee mit. "Hunderte terroristischer Infrastrukturen wurden zerstört", darunter auch "Einrichtungen zur Waffenproduktion", fügte ein Sprecher hinzu. Nach Berichten von AFP-Journalisten dauerten Artillerie-Beschuss und Luftangriffe im Osten und Nordosten von Rafah an. Bei einem Angriff wurden nach Angaben eines kuwaitischen Krankenhauses zwei Menschen in einem Flüchtlingslager getötet.

Nahezu 800.000 Palästinenser haben seit dem Beginn der Bodenoffensive Israels auf Rafah am 6. Mai 2024 die Stadt im Süden des Gazastreifen verlassen. Dies teilte der Leiter des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA mit.

Israelische Soldaten haben die Leiche eines weiteren Israelis im Gazastreifen geborgen. Es handele sich um Ron Benjamin, teilt das israelische Militär mit. Unter Berufung auf Geheimdienstkreise erklärt Sprecher Daniel Hagari, Benjamin sei bei dem Überfall von Kämpfern der radikal-islamischen Hamas auf israelisches Grenzgebiet am 7. Oktober getötet worden. Die Leiche von Benjamin sei zusammen mit den Leichen dreier weiterer Opfer der Hamas gefunden worden, deren Rückführung bereits am Freitag angekündigt wurde.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat vor einer möglichen umfassenden Militäroffensive in der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen gewarnt und mehr Hilfe für die palästinensische Bevölkerung gefordert. "Wir sind uns einig, wir in Deutschland, in Europa und auch die amerikanische Regierung: Es ist unverantwortlich, jetzt über einen Angriff auf Rafah nachzudenken, wo viele Millionen Flüchtlinge Zuflucht gefunden haben und ungeschützt sind", sagte der SPD-Politiker in Karlsruhe auf einer Wahlkampfveranstaltung seiner Partei für die Europawahl am 9. Juni.

Es müsse zudem ausreichend humanitäre Hilfe nach Gaza gelangen, forderte er - begleitet von den lauten Rufen Dutzender Protestierender gegen den Gaza-Krieg. "500 Lkw pro Tag sind das Mindeste. Wer einen Krieg führt, ist auch für die Humanität verantwortlich und für die Zivilbevölkerung, die Opfer des Krieges ist", so Scholz.

Israels Armee war vor gut einer Woche trotz scharfer internationaler Warnungen von Osten nach Rafah vorgerückt. Sie hat nach eigenen Angaben ihre Einsätze in der südlichen Stadt sowie in der Mitte und im Norden des Gazastreifens auch am Samstag fortgesetzt.  Auslöser des Gaza-Kriegs war das beispiellose Massaker mit mehr als 1200 Toten, das Terroristen der Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober vergangenen Jahres in Israel verübt hatten. In Rafah will die israelische Führung nach eigenen Angaben die letzten dort vermuteten Bataillone der islamistischen Hamas zerschlagen.   

Etwa 5.400 Menschen haben sich in Berlin nach Polizeiangaben zu einer Demonstration anlässlich des palästinensischen Gedenktages Nakba versammelt. Erwartet worden waren zunächst etwa 2.000 Menschen. Die Polizei war am Samstag nach eigenen Angaben mit rund 500 Einsatzkräften vor Ort. Einer Polizeisprecherin zufolge wurden einige Böller in Richtung von Polizisten geworfen.

Unter dem Titel "Palestine will be free" (Palästina wird frei sein) wollten die Teilnehmer vom Stadtteil Kreuzberg in Richtung Rotes Rathaus am Alexanderplatz laufen. Ursprünglich sollte die Route zum Brandenburger Tor führen. Dies wurde jedoch am Samstag kurzfristig geändert, wie es von der Polizei hieß. Die Behörde hatte wie üblich einige Auflagen für die Demonstration erlassen. So waren beispielsweise Aufrufe zu Gewalttaten oder ehrverletzende Parolen verboten. Untersagt waren auch Äußerungen, die die Vernichtung des Staates Israel propagieren, oder Fahnen und Kennzeichen terroristischer Organisationen wie der islamistischen Hamas oder der Organisation Samidoun, für die nach dem Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 ein Betätigungsverbot in Deutschland verhängt wurde.

Der Nakba-Tag ("Tag der Katastrophe") am 15. Mai erinnert an die Flucht und Vertreibung Hunderttausender Palästinenser im ersten Nahostkrieg 1948 nach der Staatsgründung Israels.

Der Vater der von der Hamas getöteten Deutsch-Israelin Shani Louk, Nissim Louk, hat sich zum Auffinden des Körpers seiner Tochter geäußert. Es sei ein Geschenk, seine Tochter endlich zu beerdigen, nachdem ihre Leiche aus dem Gazastreifen geborgen wurde. Die Beerdigung soll am Sonntag stattfinden. Sie war am 7. Oktober beim Terrorangriff der Hamas verschleppt worden. Nach dem Fund ihres Körpers habe er Fotos vom Israelischen Militär gezeigt bekommen. "Wir haben die Tätowierungen auf ihren Händen gesehen", sagte er. "Jetzt wird sie ihren eigenen Platz neben uns haben und wir können dorthin gehen, wann immer wir wollen."

Österreich gibt Mittel für das Palästinenserhilfswerk der Vereinten Nationen (UNRWA) wieder frei, die nach dem von Israel erhobenen Vorwurf einer Verwicklung von Mitarbeitern in den Hamas-Angriff am 7. Oktober eingefroren worden waren. Das Hilfswerk hat einen Aktionsplan vorgelegt, um seine Unparteilichkeit besser zu gewährleisten, die internen Überprüfungen zu verstärken und die Überwachung seiner Mitarbeiter zu verbessern. Nach eingehender Analyse des Aktionsplans würden dem UNRWA wieder Mittel zur Verfügung gestellt, teilt das österreichische Außenministerium mit. Für das Jahr 2024 seien Mittel in Höhe von 3,4 Millionen Euro veranschlagt, das erste Geld solle im Sommer fließen.

Die britische Seeschifffahrt-Sicherheitsfirma Ambrey meldet einen neuen Angriff auf ein Schiff vor der Küste des Jemen. Laut einem Funkspruch sei ein unter der Flagge Panamas fahrender Öltanker etwa zehn Seemeilen südwestlich der jemenitischen Hafenstadt Mocha im Roten Meer von einer Rakete getroffen worden, teilt Ambrey mit. An Bord sei ein Feuer ausgebrochen. Der Tanker habe Hilfe erhalten und eine seiner Steuereinheiten funktioniere wohl. Zuvor hatte die britische Seehandelsbehörde UKMTO mitgeteilt, dass ein Schiff im Roten Meer von einem unbekannten Objekt getroffen und leicht beschädigt worden sei.

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben bei dem Luftangriff im Westjordanland ein hochrangiges Mitglied der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad getötet. Ein Hubschrauber und ein Kampfjet hätten ein "Einsatzzentrum" in Dschenin im nördlichen Westjordanland beschossen, in dem sich "eine Anzahl bedeutender Terroristen" aufgehalten habe, erklärte die Armee. Die Al-Kuds-Brigaden, der bewaffnete Arm des Islamischen Dschihad, bestätigte den Tod ihres "Kommandeurs" Islam Chamaiseh bei dem Angriff.

18.05.2024 • 05:51 Uhr

Hilfsgüter erreichen Depots

Die ersten Hilfsgüter, die über den von den USA errichteten provisorischen Hafen in den Gazastreifen geliefert worden sind, haben nach Angaben einer Hilfsorganisation die Lagerhäuser erreicht. Die Hilfsgüter seien zu den Depots in Deir Al Balah im Zentrum des Gazastreifens transportiert worden und seien bereit für die Verteilung, teilt das "World Food Programme" mit.

Die Vereinten Nationen hatten zuvor bekräftigt, dass Lastwagenkonvois auf dem Landweg, die in diesem Monat durch den Angriff auf Rafah unterbrochen worden sind, immer noch der effizienteste Weg seien, um Hilfsgüter zu befördern. "Um die Schrecken der Hungersnot abzuwenden, müssen wir den schnellsten und offensichtlichsten Weg nutzen, um die Menschen in Gaza zu erreichen - und dafür brauchen wir jetzt Zugang auf dem Landweg", sagt der stellvertretende UN-Sprecher Farhan Haq.

Ein Schiff im Roten Meer ist von einem unbekannten Objekt getroffen und leicht beschädigt worden. "Das Schiff und die Besatzung sind in Sicherheit und auf dem Weg zum nächsten Anlaufhafen", heißt es in einer Mitteilung der britischen Seeverkehrsbehörde UKMTO (United Kingdom Maritime Trade Operations). Der Vorfall ereignete sich 76 Seemeilen nordwestlich der jemenitischen Stadt Hodeidah.

Bei einem israelischen Luftangriff in Dschenin im Westjordanland ist nach Angaben der Armee ein gesuchter Terrorist getötet worden. Der Mann sei für eine Reihe von Terroranschlägen verantwortlich gewesen, darunter die Ermordung eines Israelis im Mai 2023, wie das israelische Militär bekannt gab. Auch in palästinensischen Berichten hieß es, der Mann sei bei dem Angriff auf ein Gebäude getötet worden.

Ein Kampfflugzeug und ein Hubschrauber hätten eine Kommandozentrale eines örtlichen Terrornetzwerkes angegriffen, teilte die israelische Armee weiter mit. Darin hätten sich mehrere Terroristen befunden, von denen einige an Schießereien in der Gegend von Dschenin beteiligt gewesen seien und weitere Terroranschläge verüben wollten, hieß es. 

Nach Schüssen in der Nähe der israelischen Botschaft in Stockholm erhöht die schwedische Polizei die Sicherheitsmaßnahmen. Radikale Siedler haben im Westjordanland Soldaten verletzt. Alle Entwicklungen im Liveblog.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 18. Mai 2024 um 10:01 Uhr.