Sonne, Thermometer, Erdkugel, Trockenerboden/ Symbolbild zur Erderwärmung/ ILLUSTRATION

UN: Temperaturen steigen bis 2027 auf Rekordniveau

Stand: 17.05.2023, 18:48 Uhr

Gemeinsam mit dem Wetterphänomen El Niño dürfte der von Menschen verursachte Klimawandel in den nächsten Jahren "die globalen Temperaturen in ungeahnte Höhen treiben". Das erklärte die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) am Mittwoch.

Die Jahre 2023 bis 2027 werden nach Angaben der Vereinten Nationen mit größter Wahrscheinlichkeit die heißesten fünf Jahre aller Zeiten. "Es besteht eine 98-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass mindestens eines der nächsten fünf Jahre sowie der gesamte Fünfjahreszeitraum der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen sein wird", erklärte die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) am Mittwoch. Die globalen Temperaturen könnten demnach schon bald das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens überschreiten.

Die wärmsten acht Jahre, die jemals aufgezeichnet wurden, lagen alle zwischen 2015 und 2022. Laut der Prognose der WMO werden die Temperaturen aber noch weiter ansteigen. Sie machte dafür neben dem Klimawandel auch das Wetterphänomen El Niño verantwortlich, mit dessen Rückkehr sie in den kommenden Monaten rechnet.

Was genau ist das Wetterphänomen El Niño?

El Niño tritt alle zwei bis sieben Jahre auf und kann die globalen Temperaturen zusätzlich erhöhen. Generell ist El Niño ein "natürliches Phänomen". Es sei eine Änderung in dem Zusammenwirken zwischen der Atmosphäre über dem Pazifischen Ozean und dem Ozean selbst, erläutert der Klimaforscher Andreas Fink vom Karlsruher Institut für Technologie im WDR. "Normalerweise haben wir über dem Pazifischen Ozean im Tropenbereich Ostwinde, Passatwinde, die wehen von Südamerika Richtung Australien und Indonesien.“ Während eines El Niño-Ereignisses schwächen sich diese Ostwinde ab, in großen Bereichen kommt es sogar zu Westwinden - und das hat große Auswirkungen auf die Wassertemperaturen über diesem riesigen Ozeangebiet. El Niño war zuletzt in den Jahren 2018 und 2019 aufgetreten.

Was hat El Niño für Folgen fürs globale Klima?

"Es hat zunächst einmal Folgen für das Klima der an den Pazifik angrenzenden Kontinente, zum Beispiel extreme Niederschläge im ansonsten eher trockenen Peru“, erläutert Fink. Zugleich gebe es weniger  Niederschläge im sonst sehr feuchten Indonesien. Auch auf das Klima in Kalifornien und Florida habe El Niño Folgen. "Leute in Europa spüren diese Auswirkungen nicht“, so Fink.

Hat sich damit unser im Pariser Klimaabkommen vereinbarte 1,5-Grad-Ziel erledigt?

Laut WMO besteht eine 66-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass die Erderwärmung in mindestens einem der Jahre 2023 bis 2027 die im Pariser Klimaabkommen vereinbarte 1,5-Grad-Grenze überschreiten wird.

"Wir müssen davon ausgehen, dass in den Folgejahren das Klima auf eine Mitteltemperatur weiter steigt", erklärte Fink. Das bedeute, dass wir langfristig gesehen über dieses 1,5-Ziel kommen werden. "Ich interpretiere das als einen eindeutigen Beleg dafür, dass dieses Ziel nicht mehr realistisch ist“, betonte Fink.

WMO-Chef Petteri Taalas erklärte, gemeinsam mit El Niño dürfte der von Menschen verursachte Klimawandel "die globalen Temperaturen in ungeahnte Höhen treiben". Dies werde "weitreichende Auswirkungen auf die Gesundheit, die Ernährungssicherheit, die Wasserwirtschaft und die Umwelt" haben. "Wir müssen darauf vorbereitet sein."

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