Umstrittene Messe "Wish for a Baby" in Köln

Stand: 21.10.2023, 20:21 Uhr

An diesem Wochenende informiert die Messe „Wish for a Baby“ in Köln über die Möglichkeiten von Eizellenspende und Leihmutterschaft - obwohl beides in Deutschland nicht legal ist.

Die Kinderwunschmesse bietet über zwei Tage hinweg ein prall gefülltes Programm an: Über 60 Vorträge von Kinderwunschexperten, Ärzten und Therapeuten aus dem In- und Ausland. Zusätzlich gibt es Infostände zu Themen wie Leihmutterschaft, Samenspende und Adoption.

"Wir helfen dir auf dem Weg zum Wunschkind", ist oben auf der Veranstaltungs-Webseite zu lesen. Die Message dürfte viele Menschen ansprechen, die ungewollt kinderlos bleiben. Nach Angaben des Bundesfamilienministeriums betrifft das fast jedes zehnte Paar in Deutschland. Das Problem dabei: Eizellspende sowie Leihmutterschaft sind in Deutschland verboten.

Koalition will sich um Kinderlose kümmern

Die Ampel-Regierung hat jedoch in ihrem Koalitionsvertrag angekündigt, Kinderlose "besser unterstützen" zu wollen. Zehn Zeilen beschäftigen sich mit Themen wie Künstliche Befruchtung und Leihmutterschaft. Damit wird rechtlich heikles Terrain betreten, das bisher durch das Embryonenschutzgesetz geregelt ist. Wer gegen das Gesetz verstößt, kann zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe verurteilt werden. Paare, die im Ausland eine Leihmutter und Klinik in Anspruch nehmen, gehen hingegen straffrei aus.

Nun prüft eine 18-köpfige Kommission aus Experten und Expertinnen der Bereiche Medizin, Recht, Ethik und Psychologie, ob Leihmutterschaft auch in Deutschland denkbar ist. Dabei soll es ausschließlich um die sogenannte altruistische Form gehen, bei der die Leihmutter für die Austragung des Kindes keine Vergütung erhält.

Demo vor der Messe

Lasst Frauen sprechen: Demonstration

Lasst Frauen sprechen: Demonstration

Für die Initiative "Lasst Frauen Sprechen!" ist das keine Lösung, sie ist gegen jede Form der Leihmutterschaft. Vor der Messe haben Mitglieder deshalb am Samstag demonstriert. Die Gruppe sieht Leihmutterschaft als ein Form von Menschenhandel, Frauen würden "als Brutmaschinen degradiert", schreibt die Initiative in ihrem Demo-Aufruf.

Die dahinterstehende Reproduktionsmedizin sei ein Milliardengeschäft, bei dem die Rechte von Kindern und Frauen missachtet würden – zum Nutzen reicher Menschen mit Kinderwunsch. Die Initiative beschreibt sich selbst als feministische Organisation, die "geschlechtsbasierte Rechte" verteidigen will – dazu gehört auch der Einsatz gegen die Anerkennung von Transfrauen als Frauen und damit einhergehende Rechte.

Altruistisch oder kommerziell?

Sigrid Graumann, Professorin für Ethik an der Evangelischen Fachhochschule in Bochum und Mitglied der Kommission, hält eine Legalisierung in Deutschland für schwierig. Ihrer Ansicht nach seien auch die altruistischen Angebote letztlich kommerziell. "Die Frauen tun das, um Geld zu verdienen und aus einer finanziellen Notlage herauszukommen", so Grau.

Katrin Hellig-Plahr, rechtspolitische Sprecherin der FDP, hält es dagegen nicht für vertretbar, "die Leute ins Ausland zu schicken, wo möglicherweise viel schlechtere medizinische Rahmenbedingungen herrschen - und wo Frauen tatsächlich ausgebeutet werden".

Kommission erarbeitet "Optionen"

Die Kommission soll im März nächsten Jahres die Ergebnisse ihrer Arbeit vorlegen. Laut Sigrid Graumann wird dabei vor allem die Eizellspende im Mittelpunkt stehen - nicht die Leihmutterschaft. Es sei "das einfachere Verfahren", so Grau. Ihr Plädoyer: "Wenn es zu einer Zulassung der Eizellspende kommen sollte, müsste die Spenderin sehr gut geschützt sein." Darüber hinaus sei es wichtig, dass die Spende nicht anonym erfolge.

Katrin Hellig-Plahr spricht sich entschieden für eine Legalisierung der Eizellspende aus."Wir sind neben Luxemburg das einzige Land in der EU, das die Eizellspende noch nicht legalisiert hat", sagt sie. Mit Spannung erwartet die FDP-Politikerin nun auf die Ergebnisse der Kommission. Eine eindeutige Empfehlung an die Politik wird es jedoch wohl nicht geben. "Wir werden Optionen erarbeiten", sagt Sigrid Graumann. "Die Entscheidung muss letztlich der Gesetzgeber treffen."

Quellen:

  • Interviews mit Sigrid Graumann und Katrin Hellig-Plahr im Morgenecho

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