Amsterdam: Greta Thunberg wird auf Klimademo angegangen | sv

00:41 Min. Verfügbar bis 13.11.2025

Thunberg bei Klima-Demo in Amsterdam für Palästina-Aussagen angegangen

Stand: 13.11.2023, 21:34 Uhr

Die Klimaaktivistin Greta Thunberg hat auch die bislang größte Klimademonstration in den Niederlanden dafür genutzt, um für Palästina Partei zu ergreifen. Dafür wurde sie noch auf der Bühne kritisiert.

Mit einem traditionellen schwarz-weißen Palästinensertuch um den Hals sagte sie am Sonntag bei einer per Livestream übertragenen Kundgebung in Amsterdam, die Klimaschutzbewegung habe die Pflicht, "auf die Stimmen jener zu hören, die unterdrückt sind und die für Frieden und Gerechtigkeit kämpfen".

Dann gab Thunberg das Mikrofon an eine Frau weiter, die ebenfalls ein Palästinensertuch trug und behauptete, Israel begehe "in meinem Land einen Völkermord". Israel greife gezielt Krankenhäuser und Zivilisten an, sagte die Frau. 

Mann springt auf Bühne

Viele Teilnehmer reagierten empört auf die Anschuldigungen. Ein Mann sprang vor laufenden Kameras auf die Bühne und rief ins Mikrofon: "Ich bin für eine Klimademonstration hierher gekommen, nicht, um politische Ansichten zu hören.

Thunberg rief die Teilnehmenden daraufhin auf, Ruhe zu bewahren und skandierte dann mehrfach: "No climate justice on occupied land." ("Auf besetztem Land gibt es keine Klimagerechtigkeit.") Sie spielte damit auf die von Israel besetzten palästinensischen Gebiete an.

Volker Beck: dumm und auf perfide Art unterkomplex

Kritik an dieser Aussage kommt auch von Volker Beck, Grünen-Mitglied und Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. Wenn man die Aussage klimapolitisch betrachte, sei sie "besonders dumm". Und schaue man auf die Auseinandersetzungen zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen, ist Thunbergs Aussage laut Beck "einfach auf eine perfide Art und Weise unterkomplex".

"Ich finde es einfach granatenmäßig dumm zu sagen: Keine Klimagerechtigkeit im besetzten Land." Volker Beck, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft
Volker Beck, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, spricht in ein WDR-Mikrofon.

Volker Beck, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft

Die Hamas habe Menschen angegriffen, um normale Zivilisten vom Baby bis zum Greis abzuschlachten, sagt Beck. Israel müsse sich dagegen wehren und wolle zivile Opfer vermeiden. "Und wer jetzt die zivilen Opfer, die es trotzdem im Gazastreifen gibt, die wir alle betrauern, als Instrument zur Delegitimierung von Israel verwendet, der spielt im Drehbuch der Hamas mit, und das hat Greta Thunberg gestern erneut getan."

Kritik von deutscher Klimabewegung

Nach einer ähnlichen Aktion im vergangenen Monat war Thunberg bereits dafür kritisiert worden, dass sie die israelischen Opfer des Massakers der Terrororganisation Hamas vom 7. Oktober mit rund 1.200 Toten nicht gesondert erwähnt hatte.

Für ihre Haltung ernteten Thunberg und "Fridays for Future International" auch Kritik von der Klimaaktivistin Luisa Neubauer und dem deutschen Ableger der Klimabewegung. In der Vergangenheit habe sie die Schwedin "als außerordentlich reflektiert und weitsichtig" erlebt. Umso schmerzhafter seien die Erfahrungen der vergangenen Tage, sagte Neubauer bereits Ende Oktober dem "Zeitmagazin".

An der Klimademonstration beteiligten sich nach Angaben der Veranstalter rund 85.000 Menschen; sie sei damit die bisher größte derartige Demo in den Niederlanden gewesen. 

Unsere Quellen:

  • dpa
  • KNA
  • Aktuelle Stunde

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