Kraftwerk Ibbenbüren

So läuft der Abriss am Kohlekraftwerk Ibbenbüren

Stand: 19.02.2024, 15:35 Uhr

Die Abbruchprofis arbeiten sich durch das ehemalige Kohlekraftwerk Ibbenbüren. Die größte Herausforderung bisher: Die vielen Tausend Tonnen Schadstoff aus dem alten Kraftwerk bekommen. Der Industriegigant aus den 80ern erweist sich als extrem giftig.

Von Christian Schweitzer

Abbruchleiter Stefan Kleinelümern (39) und Alexander Lukic (34) sind im Maschinenhaus des alten Kohlekraftwerks unterwegs. Alexander Lukic ist zuständig für die Entkernung und Sanierung. Vor ihnen: Das stillgelegte Herz. Im Generator wurden über 800 Megawatt Leistung produziert. Die Turbine hat RWE noch ausgebaut. 100 Tonnen feinster deutscher Maschinenbau. Die laufen jetzt in einem anderen Kraftwerk.

Bauleiter Alexander Lukic in der Maschinenhalle

Bauleiter Alexander Lukic in der Maschinenhalle

"Bis vor wenigen Tagen war hier noch alles abgeschottet. Arbeiter kamen nur in kompletter Schutzmontur rein. Asbest, Glasfaserdämmstoffe, alles, was Anfang der 80er hier verbaut wurde, musste raus", sagt Lukic. Entgiften, bevor der eigentliche Abriss beginnen kann. "Damit die giftigen Fasern nicht in die Umwelt gelangen."

Abbruchprofis aus Gütersloh

Teil eines stillgelegten Generators

Die Stromproduktion steht still

Die beiden arbeiten beim Unternehmen Hagedorn aus Gütersloh. Das hat sich auf Abbruch im XXL-Format spezialisiert. Bis 2026 soll hier alles "besenrein" sein. 30 Fußballfelder misst die Fläche. Auf der dann ein Konverter entstehen soll, der aus dem Gleichstrom der  Nordsee-Windparks Wechselstrom für NRW-Haushalte macht

Stefan Kleinelümern vor dem Kraftwerk

Stefan Kleinelümern leitet den Abbruch

Doch vorher müssen u.a. insgesamt 3000 Tonnen Asbest, 2700 Tonnen KMF-Dämmstoffe mit Glasfaser, PCB-haltige Öle raus aus dem Kohlekraftwerk. Auch der Sondermüll hat hier XXL-Format. Allein für das Abfüllen der Asbestmengen hat Projektleiter Stefan Kleinelümern 60.000 Spezialsäcke bestellt. Die werden dann mit dem Gift auf Sondermülldeponien "eingebaut", also vergraben.

Abbruch liegt im Zeitplan

"Das Arbeiten hier macht echt Spaß. 150 Spezialisten, Entkerner, Sanierer, Schadstoffprofis, alles ein Team. Bei dem Projekt haben wir jetzt ein Viertel geschafft. Wir liegen im Zeitplan."

Abgebrochenes Metall

Wertstoff für die Stahlindustrie

Weiter geht’s zum früheren Kohlenlagerfeld. Hier werden die Wertstoffe gesammelt. Vor dem 39-Jährigen flitzen Bagger und Schlepper durch bunte Metallhaufen. "Das geht dann wieder in ein Stahlwerk. Da werden dann neue Produkte hergestellt, zum Beispiel für die Automobilindustrie oder den Bau von neuen Logistikhallen."

Dreifachsprengung im Herbst

Nach der Schadstoffsanierung startet demnächst auch der Rückbau der Gebäude. Der ist dann auch von außen zu sehen. Irgendwann rummst es dann gewaltig. Dann fällt das Wahrzeichen von Ibbenbüren. Abbruchleiter Stefan Kleinelümern: "Angedacht ist weiter eine Dreifachsprengung im Herbst: Kühlturm, Kesselhaus und der 275m-Kamin. Der Termin steht noch nicht fest."

Für Alexander Lukic ist es der erste XXL-Abbruch. "Die Größe, die Koordination, alles in XXL - ich freue mich jeden Tag, an dem ich hier hinfahre!"

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort

Über dieses Thema berichtet der WDR am 20.02.2024 auch in der Lokalzeit Münsterland im Fernsehen und Radio auf WDR2..