Tarik S. beim Prozessauftakt 2016

Sicherheitskreise: Islamist Tarik S. radikalisierte sich nach Jobverlust erneut

Stand: 26.10.2023, 18:25 Uhr

Der festgenommene Duisburger Islamist Tarik S. hatte sich nach seinem letzten Gefängnisaufenthalt von der Terrororganisation distanziert. Als er seinen Job verlor, fiel er "in alte Muster".

S. ist am vergangenen Dienstag in seiner Duisburger Wohnung unter Terrorverdacht festgenommen worden. Rund 50 Polizisten waren am Abend an der Stürmung der Wohnung und der Festnahme beteiligt. Am Mittwoch hatte eine Amtsrichterin gegen den 29-Jährigen einen Haftbefehl erlassen. Er sitzt derzeit in Untersuchungshaft.

Tarik S. zeigte sich in Aussteigerprogramm geläutert

2013 war der gebürtige Bielefelder nach Syrien ausgereist, um sich dem IS anzuschließen. Bei seiner Rückkehr nach Deutschland wurde er 2016 festgenommen und zu einer fünfjährigen Haft verurteilt, aus der er 2021 entlassen wurde. Er musste die Haft vollständig absitzen - unter anderem wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Tarik S. habe ein Aussteigerprogramm absolviert, sich geläutert gezeigt, heißt es aus Sicherheitskreisen gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Weil die Behörden dem verurteilten IS-Terroristen offenbar nicht trauten, habe S. nach seiner Freilassung eine Weile eine Fußfessel tragen müssen. Und die Skepsis schien berechtigt zu sein. Der Läuterungsprozess sei nur "eine Momentaufnahme" gewesen, heißt es.

Tarik S. wollte in die Niederlande ausreisen

Nachdem er seinen Job im Juni verloren hatte, sei er laut Sicherheitskreisen "in alte Muster" zurückgefallen und habe erneut Kontakt zum IS aufgebaut. Schon vor Wochen sei er demnach mit Terrorabsichten aufgefallen. "Wir hatten vage Hinweise, dass er die Absicht hat, einen Anschlag auf eine Polizeiwache zu begehen", berichtet die Quelle.

Weil die Beweislage nicht für eine Festnahme ausgereicht habe, habe es für S. eine sogenannte Gefährderansprache gegeben. Die Behörden beobachteten ihn ab diesem Zeitpunkt erneut engmaschig. Zwischendurch habe S. versucht, in die Niederlande auszureisen, heißt es. Die Behörden dort hätten ihn aber - vermutlich wegen seiner terroristischen Vorgeschichte - nicht ins Land gelassen.

IS-Terrorist Tarik S. drohen 15 Jahre Haft

Im Oktober erhärteten sich schließlich die Hinweise, dass S., auch als "Osama, der Deutsche" bekannt, erneut eine islamistisch motivierte Tat begehen könnte. Gegenüber einem Chat-Partner in Syrien soll er sich zu einem Anschlag bereit erklärt haben. Als mögliches Anschlagsziel habe er sich im Internet über pro-israelische Demonstrationen informiert, heißt es.

Wohnhaus von Tarik S. in Duisburg

In diesem Mehrfamilienhaus lebte Tarik S. bis zu seiner Verhaftung

Dem vorbestraften Islamisten wird die versuchte Beteiligung an einem Mord vorgeworfen. Ihm drohen bis zu 15 Jahre Haft. Derzeit werten Ermittler die Datenträger aus, die in der Wohnung von S. gefunden worden. Sein Anwalt Mutlu Günal hatte am Mittwoch zu den Vorwürfen gesagt: "Ich gehe nicht davon aus, dass dieser Haftbefehl lange Bestand haben wird."