Indien unter Schock | sv

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Zugunglück in Indien: Rettungsarbeiten beendet

Stand: 04.06.2023, 09:11 Uhr

Nach einem der schwersten Zugunglücke in der indischen Geschichte sind die Rettungsarbeiten beendet worden. Die Zahl der Todesopfer stieg auf mehr als 300. Außerdem wurden erste Details zum Ablauf des Unglücks bekannt.

Die Einsatzkräfte haben am Sonntag schweres Gerät eingesetzt, um die Trümmer von zwei Passagierzügen von den Schienen zu heben. Zuvor hatten die Einsatzkräfte am Samstagabend 15 weitere Todesopfer aus den Wracks der Züge geborgen.

Die Arbeiten waren auch in der Nacht auf Sonntag fortgesetzt worden. Mit Kränen wurde eine Lokomotive angehoben, die auf einen Eisenbahnwaggon gestürzt war. In der Lokomotive wurden keine Leichen gefunden, und die Arbeiten waren am Sonntagmorgen abgeschlossen, wie der Generaldirektor der Feuerwehr und der Rettungsdienste in Odisha, Sudhanshu Sarangi, mitteilte.

Signal zum Einfahren wurde wieder aufgehoben

Erste Ermittlungen ergaben, dass wohl ein Stellwerk und ein Signal nicht richtig synchronisiert waren. Einer der Züge, der Coromandel Express, hatte ein Signal zum Einfahren in die Hauptstrecke erhalten, das Signal wurde aber später wieder aufgehoben. Der Zug fuhr auf eine andere Strecke und stieß mit einem dort abgestellten Güterzug zusammen, berichtete die Nachrichtenagentur PTI.

Auf die Frage nach der Unfallursache und den vorläufigen Erkenntnissen sagte der indische Eisenbahnminister Ashwini Vaishnaw: "Lassen wir den Untersuchungsbericht auf uns zukommen. Es wäre nicht angebracht, das zu kommentieren."

Entgleiste Waggons krachen in anderen Zug

Zehn bis zwölf Wagen eines Zuges entgleisten, und einige Trümmer fielen auf ein benachbartes Gleis. Ein anderer Personenzug, der aus der Gegenrichtung kam, raste in die Trümmer, wodurch bis zu drei Wagen des zweiten Zuges ebenfalls entgleisten, wie ein Sprecher des Eisenbahnministeriums, Amitabh Sharma, erklärte.

Nach den Todesopfern gab es Hunderte Verletzte: Mehr als 900 Passagiere wurden nach Informationen des obersten Verwaltungsbeamten P. K. Jena verletzt. Etwa 200 besonders schwer verletzte Personen seien in Spezialkliniken in anderen Städten im Bundesstaat Odisha gebracht worden. Mehr als 1.200 Polizeibeamte und andere Einsatzkräfte waren bei den Bergungsarbeiten vor Ort.

Dorfbewohner helfen Verünglückten

Dorfbewohner erklärten, sie hätten ein lautes Geräusch gehört, als die Waggons aus den Schienen gesprungen sind. Daraufhin seien sie zur Unglücksstelle geeilt, um den Opfern beizustehen. "Die Ortsansässigen sind wirklich Risiken eingegangen, um uns zu helfen", zitierte Press Trust of India Rupam Banerjee, einen Überlebenden des Zugunglücks. "Sie halfen nicht nur dabei, Leute herauszuziehen, sondern fanden unser Gepäck wieder und brachten uns Wasser."

Premierminister Narendra Modi zeigte sich bestürzt über das Unglück. "In dieser Stunde der Trauer sind meine Gedanken bei den Hinterbliebenen. Mögen die Verletzten bald genesen", twitterte er. Es werde "jede mögliche Unterstützung" aufgeboten. 

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Immer wieder Eisenbahnunfälle in Indien

Die indische Regierung bemüht sich zwar, die Sicherheit im Bahnverkehr zu verbessern, doch gibt es auf dem 64.000 Kilometer langen Schienennetz jedes Jahr Hunderte Eisenbahnunfälle - meistens jedoch nicht mit so hohen Opferzahlen.

Im August 1995 kam es zu einem der schlimmsten Zugunglücke seit Jahrzehnten in Indien. 358 Menschen kamen ums Leben, als nahe Neu-Delhi zwei Züge zusammenprallten.

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