Steinmeier in Espelkamp angekommen | SV

00:22 Min. Verfügbar bis 12.03.2026

Warum Bundespräsident Steinmeier in Espelkamp ist

Stand: 12.03.2024, 19:10 Uhr

Frank-Walter Steinmeier ist für drei Tage in Espelkamp zum Leben und Arbeiten - im Rahmen seiner Deutschlandtour. Dabei will er Gespräche führen: auf dem Marktplatz, im Jugendzentrum oder bei einer Bibelgemeinde.

Von Noah Brümmelhorst

Gleich für drei Tage kommt Bundespräsident Steinmeier in die Nähe seiner Heimat. Der gebürtige Detmolder ist seit Dienstagmorgen in Espelkamp im Kreis Minden-Lübbecke – ein Geburtstagsbesuch für eine Stadt, die in diesem Jahr ihr 75. Jubiläum feiert. Steinmeier konnte wegen des GDL-Streiks nicht mit der Bahn fahren, sondern musste auf Helikopter und Fahrzeugkolonne ausweichen.

Austausch im Jugendzentrum

Fünf Männer stehen in einem Raum. Ein grauhaariger Mann mit Brille lächelt.

Bundespräsident Steinmeier im Jugendzentrum

Bundespräsident Steinmeier hat ein volles Programm in Espelkamp zu absolvieren: Am Dienstagvormittag hat er sich mit jungen Menschen im Jugendzentrum ausgetauscht. So sprach er mit ihnen zum Beispiel über ihre Zukunft in Espelkamp.

Das Jugendzentrum "Real Life" ist eine private Anlaufstelle für Kinder, die sich mit Freunden treffen oder gemeinsam kochen wollen. Das würdigt Steinmeier mit seinem Besuch. Der Presseandrang in dem kleinen Jugendzentrum, das direkt am Bahnhof liegt, war riesig.

Espelkamp bewusst gewählt

Dass er ausgerechnet in die "Flüchtlingsstadt" Espelkamp gereist ist, hängt nicht nur mit dem Stadtjubiläum zusammen. Der Schmelztiegel Ostwestfalens hat eine Geschichte, wie sie sicherlich keine andere deutsche Stadt auf dem Land zu bieten hat.

Zwei Männer sind von Männern mit Kameras umgeben

Bundespräsident Steinmeier und Bürgermeister Henning Vieker

Über 80 Nationen: Gastarbeiter, Aussiedler und Geflüchtete. Sie alle sind über die Jahrzehnte gekommen, um zu bleiben. "Das ist nicht nur heile Welt, was hier zu erleben ist. Sondern Integration ist eine Herausforderung, erfordert Arbeit, erfordert Verantwortung", sagte Steinmeier. 

Gesellschaftliche Probleme diskutieren

Er begegnet Menschen, um mit ihnen über Ängste, aber auch Hoffnungen zu sprechen. Und er will verstehen, was Menschen auf dem Land bewegt, heißt es.

So sei die Entfremdung der Menschen untereinander ebenso größer geworden wie die Distanzen zwischen Bürgern und Politik. "Diese Distanz zu überwinden, das geht nicht allein durch Reden. Sondern das erfordert Anwesenheit und Präsenz."

Gespräche auch mit Politikern

Am Nachmittag traf sich der Bundespräsident mit den Politikern vor Ort, am Abend gab es dann einen großen Empfang in einer Eventhalle zur Eröffnung einer Ausstellung über die Stadtgeschichte.

Auf der Tagesordnung stehen in den kommenden Tagen auch Begegnungen mit Muslimen zum Fastenbrechen und mit Auszubildenden bei einer großen Firma. Am Donnerstag verleiht er dann an engagierte Bürgerinnen und Bürger Bundesverdienstkreuze.

Besuch habe "bedeutende Außenwirkung"

Für die Stadtheimatpflegerin Beate Henke ist dieser Besuch auch eine Bestätigung der Arbeit von vielen Ehrenamtlern vor Ort:

"Dass sich der Bundespräsident drei Tage Zeit nimmt für unsere Stadt, hat natürlich eine bedeutende Außenwirkung." Beate Henke, Stadtheimatpflegerin
Stadtheimatpflegerin Beate Henke hat 44 Jahre in der Verwaltung Espelkamps gearbeitet.

Stadtheimatpflegerin Beate Henke hat 44 Jahre in der Verwaltung Espelkamps gearbeitet.

Steinmeier wird in Espelkamp von Herausforderungen sprechen, von Chancen und er wird Mut aussprechen. Das ist sein Job als Bundespräsident. Im Schmelztiegel Espelkamp kann er dieser Jobbeschreibung hervorragend nachkommen, bewertet die Stadtheimatpflegerin den Besuch.

Espelkamp: nach dem Krieg entstanden

Vor 75 Jahren entstand Espelkamp aus einer sogenannten "Muna", einer Munitionsanstalt der Wehrmacht im 2. Weltkrieg. Die Nazis deponierten in Espelkamp Kriegswaffen, -material und Munition.

Von Dienstag bis Donnerstag weht die Fahne an Steinmeiers offiziellem Amtssitz: dem Hotel Mittwald

Von Dienstag bis Donnerstag weht die Fahne an Steinmeiers offiziellem Amtssitz: dem Hotel Mittwald

Nach Kriegsende bezogen Geflüchtete die leerstehenden Baracken – schlicht, kalt und nass. Es folgte eine einmalige Geschichte in der Bundesrepublik. Die Aufbaugemeinschaft Espelkamp errichtete über Jahrzehnte die heutige Stadt. Und immer wieder kamen neue Menschen: zuletzt auch Hunderte ukrainische Geflüchtete.

Zehnte "Ortszeit Deutschland"

Im Rahmen seiner "Ortszeit Deutschland" macht Steinmeier seit 2022 Halt an Orten, die "selten im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung stehen". Und die auf ganz unterschiedliche Weise gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel gestaltet hätten. Zum zehnten Mal macht der Bundespräsident nun drei Tage Halt in einer deutschen Stadt – erstmals in NRW.

Unsere Quellen:

  • Bundespräsidialamt
  • Pressestelle Stadt Espelkamp
  • Stadtheimatpflegerin Beate Henke
  • WDR-Reporter vor Ort
  • DPA

Der Bundespräsident in Espelkamp: Der erste Tag

Lokalzeit OWL 12.03.2024 03:14 Min. Verfügbar bis 12.03.2026 WDR Von Noah Brümmelhorst