Lebenslange Haft für Mörder von Marion S.

Lokalzeit OWL 22.03.2024 22:40 Min. Verfügbar bis 22.03.2026 WDR

Lebenslange Haft für Mörder von Marion S.

Stand: 22.03.2024, 18:22 Uhr

Das Landgericht Bielefeld hat einen 73-Jährigen Mann aus Halle/Westfl. zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Für das Gericht steht seit heute fest: Er hat seine Ehefrau getötet.

Von Oliver Köhler

Marion S. verschwand am 5. Juli 2023 spurlos. Spaziergänger fanden die Leiche der 68-Jährigen knapp zwei Wochen später in einem abgelegenen Waldstück. Das Gericht sieht es als bewiesen an, dass ihr Ex-Mann sie getötet hat.

Ehepaar lebte getrennt

Das Ehepaar lebte seit einiger Zeit getrennt. Marion S. hatte die Scheidung eingereicht. Wie sich in dem Prozess herausstellte, hatte sie schon seit längerer Zeit panische Angst vor ihrem Ehemann. Der hatte sie in der Vergangenheit mehrfach körperlich attackiert. Als Motiv nimmt das Gericht Geldprobleme des Angeklagten an.

Marion S. war am Tag ihres Verschwindens dabei, das Haus ihrer verstorbenen Eltern in Steinhagen auszuräumen. Sie wollte es verkaufen. Zwischen 13:03 Uhr und 13:12 Uhr rief sie ihr neuer Lebensgefährte auf dem Handy an. Die beiden verabredeten sich für den späteren Nachmittag.

Letztes Lebenszeichen am Mittag

"Das war das letzte Lebenszeichen von Marion S.", sagte Staatsanwalt Christoph Mackel in seinem Plädoyer. "Danach fehlte von der 68-Jährigen jede Spur."

Mackel rekonstruierte das weitere Geschehen wie folgt: Der Angeklagte wusste, dass seine Frau in dem Haus war. Er suchte sie dort auf, überwältige und verschleppte sie in ein Waldstück ins benachbarte Halle/Westf.. Vermutlich tötete er sie in dem Wald.

Vermisste Schuhe geben Hinweise

Dafür spricht aus seiner Sicht, dass die Schuhe von Marion S. nie gefunden wurden. "Sie hat sicher nicht barfuß das Haus ihrer Eltern ausgeräumt", so der Staatsanwalt. "Vermutlich zwang er sie in sein Auto und fuhr mit ihr in den Wald. Dort musste sie ihre Schuhe ausziehen. Denn ohne Schuhe kann man auf so einem Waldboden nicht weglaufen", so Mackel. "Dann erdrosselte und vergrub er seine Frau."

Motiv: Habgier

Aus Sicht des Staatsanwalts ging es ums Geld. Der Angeklagte hatte sich geweigert, Unterhalt zu zahlen. Das Ehepaar lebte getrennt. Marion S. wollte die Scheidung. Staatsanwalt Mackel zitierte einen Zeugen: "Bevor die Geld kriegt, bringe ich sie um." Diese Aussage soll in einem Telefonat zwischen dem Zeugen und dem Angeklagten gefallen sein.

Richter im Gerichtssaal.

Richter im Landgericht Bielefeld

Diese Aussage sei nicht ernst gemeint gewesen, versuchte Verteidiger Sascha Haring am letzten Prozesstag zu relativieren. "Mein Mandant hat nichts mit dem Verschwinden und dem Tod seiner Frau zu tun", erklärte Haring für seinen Mandanten. Der vermute, dass Bekanntschaften, die seine Frau im Internet machte, hinter dem Gewaltverbrechen stünden.

Objektive Beweise fehlen

Freispruch oder eine lange Haftstrafe - beides war möglich in diesem Prozess. Denn wirkliche Beweise oder ein Geständnis fehlten. Es gab nur Indizien. Zum Beispiel Spuren, die im Auto des Angeklagten sicher gestellt wurden.

So fanden sich vier Haare und somit die DNA von Marion S. in dem Fahrzeug. Das Auto hatte der Angeklagte erst nach der Trennung angeschafft. Seine Frau hatte sich laut Zeugenaussagen nie in dem Wagen aufgehalten. Sie vermied offensichtlich jeden Kontakt zu ihrem Mann. Sie hatte Angst vor ihm, so Zeugen. Fälle häuslicher Gewalt sind aktenkundig.

Keine Beweise, aber...

Das seien alles keine Beweise, waren sich der Staatsanwalt und der Verteidiger einig. Denn die Spuren hätten auch durch so genannte Sekundäranhaftungen, also über andere Gegenstände, ins Auto gekommen sein. Für den Staatsanwalt stand jedenfalls fest: Der Angeklagte ist schuldig. Er beantragte eine lebenslange Haftstrafe. Der Verteidiger sah dies anders. Er forderte einen Freispruch. Doch das Gericht folgte am Ende aber den Argumenten des Staatsanwalts.

Unsere Quellen:

  • Staatsanwaltschaft Bielefeld
  • Verteidiger des Angeklagten
  • WDR-Reporter im Gericht

Lebenslange Haft für Mörder von Marion S.

WDR Studios NRW 22.03.2024 00:39 Min. Verfügbar bis 25.03.2026 WDR Online