Demo-Wochenende: 70.000 Demonstrierende alleine in Köln

Aktuelle Stunde 21.01.2024 03:34 Min. Verfügbar bis 28.01.2025 WDR Von Meike Hendriksen

Demos gegen Rechtsextremismus am Sonntag: Bis zu 70.000 Menschen protestierten in Köln

Stand: 22.01.2024, 10:35 Uhr

Auch am Sonntag wurde in mehreren NRW-Städten gegen Rechtsextremismus, Rassismus und das Erstarken der AfD demonstriert. Alleine in Köln gingen vermutlich über 70.000 Menschen auf die Straße, in Bonn rund 30.000.

Der Protest gegen Rechtsextremismus ist in NRW in seine nächste, sehr große Runde gegangen. Nachdem am Samstag bereits mehr als 60.000 Menschen demonstriert hatten, wurde es am Sonntag sechsstellig. Allein bei der Groß-Demo in Köln kamen nach Veranstalterangaben rund 70.000 Protestierende zusammen - eine Zahl, die von der Polizei als "nicht unrealistisch" bezeichnet wurde.

Tausende demonstrieren in Köln

In Köln versammelten sich zehntausende Menschen auf der rechtsrheinischen Deutzer Werft, während der Zustrom weiterer Demonstrationsteilnehmenden über die Deutzer Brücke noch anhielt. Wegen des Umzugs sperrte die Polizei die Deutzer Brücke, die zur Deutzer Werft führt, und eine Straße vorübergehend für den Verkehr.

Die stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin Mona Neubaur war auch vor Ort und erklärte im WDR-Interview, dass sie als Düsseldorferin in diesem Moment nirgends lieber wäre als in Köln, wo sie mit so vielen Menschen gegen Rechtsextremismus demonstriert: "Mir ist so warm ums Herz. Nordrhein-Westfalen steht auf. Das ist ein klares Bekenntnis gegen Rechtsextremismus, Faschismus und die AfD", so die Grünen-Politikerin.

Kölner Bands unterstützen den Protest

Die Veranstaltung, zu der ein breites Bündnis aus mehr als 50 Parteien, Organisationen und Initiativen unter dem Motto "Demokratie schützen, AfD bekämpfen" eingeladen hat, wurde auch von den Bands Kasalla, Höhner, Cat Ballou, Bläck Fööss, Paveier und Brings unterstützt.

Unter den Demo-Teilnehmenden waren auch Menschen, die zuvor noch nie auf einer Demo waren: "Ich habe einfach gedacht, man muss jetzt wirklich mal ein Zeichen setzen", so ein Kölner.

Höhner-Sänger Lück: "Kein Millimeter nach rechts"

Menschen versammeln sich auf dem Chlodwigplatz

In Köln gehen am Sonntag wieder die Menschen für Demokratie auf die Straße

Die Höhner spielten bei der Veranstaltung zwei Songs - einen gemeinsam mit Cat Ballou. Höhner-Frontmann Patrick Lück erklärte dem WDR kurz vor seinem Auftritt, warum es der Bahn trotz Karnevalsstress so wichtig sei, dabei zu sein: "Wir stehen auch dazu zu sagen - kein Rechtsruck, kein Millimeter nach rechts." Es habe bei den Höhnern wie auch den anderen Bands kein Zögern gegeben, so Lück. Allen sei sofort klar gewesen, dass man Präsenz zeigen müsse.

In Bonn gehen auch Organisationen, Vereine und Institutionen auf die Straße

In Bonn startete um 14 Uhr vor dem Alten Rathaus die Kundgebung “Gegen Rassismus, für Demokratie: Bonn bleibt bunt”. Laut Polizei nahmen rund 30.000 Menschen teil. Der Marktplatz, wie auch alle Gassen um den Marktplatz, waren voll. Organisiert wurde die Veranstaltung von den Bonner Parteien Grüne, CDU, SPD, FDP, Linke und Volt.

Ein großes zivilgesellschaftliches Bündnis unterstützte den Protest. Die organisierenden Parteien sagten im Vorfeld, "es ist ein starkes Zeichen, wie viele Organisationen, Vereine und Institutionen in Bonn sich gerade in so kurzer Zeit mobilisieren, mit uns gegen Rassismus und für unsere Demokratie auf die Straße zu gehen". Es sei wichtiger denn je, jetzt ein breites Bündnis gegen rechten Hass und Hetze zu bilden und gemeinsam die Stimme zu erheben.

Der Rathausmarkt in Mülheim an der Ruhr war am Sonntag nach Köln und Bonn der drittgrößte Schauplatz, wo die Demonstrierenden gegen Rechtsextremismus Schulter an Schulter standen. Veranstalter und Polizei sprachen dort unisono von 7.000 Teilnehmern. Der Protest verlief friedlich.

In Kleve füllten die Demonstrierenden am Sonntag den gesamten Bahnhofsvorplatz und Busbahnhof, von wo sie sich Richtung Koekkoek-Platz in Bewegung setzten. Laut Polizei waren es mindestens 5.000 Menschen, die an dem Demonstrationszug teilnahmen.

Mehr als 4.000 Menschen bei Protesten in Euskirchen und Detmold

In Euskirchen gab es am Sonntag eine Kundgebung auf dem "Alter Markt", an der in der Spitze nach Polizeiangaben rund 2.000 Menschen teilnahmen. Die Veranstaltung verlief ohne Zwischenfälle.

Ähnlich verlief es in Detmold, wo man sich auf dem Marktplatz versammelte und durch die Stadt zog. Nach Polizeiangaben nahmen hier 2.200 Menschen friedlich an dem Protest teil.

Zehntausende demonstrieren am Wochenende gegen Rechtsextremismus

Auch am Sonntag gehen wieder zehntausende Menschen in NRW-Städten gegen Rechtsextremismus auf die Straße. Hier kommen die Bilder aus dem Land:

Bild von der Menschenmenge auf der Demo von der Bühne aus

In Köln demonstrierten am Sonntag zehntausende Menschen auf der Deutzer Werft gegen Rechtsextremismus. Laut Veranstaltern kamen in Köln 70.000 Menschen zusammen.

In Köln demonstrierten am Sonntag zehntausende Menschen auf der Deutzer Werft gegen Rechtsextremismus. Laut Veranstaltern kamen in Köln 70.000 Menschen zusammen.

Die ganze Demo in Köln aus der Luft gesehen.

Selbst Dackel "schlossen" sich dem Protest gegen Rechtsextremismus in der Domstadt friedlich an - allerdings angeleint.

Auf Schildern machten Teilnehmer klar, wie AfD-Protestwähler ihrer Ansicht nach einzuordnen sind.

Der Protest in Köln richtete sich nach einem Geheimtreffen mit AfD-Teilnehmern und Rechtsextremisten, in dem es um die Vertreibung von Millionen Menschen mit Migrationshintergrund aus Deutschland ging, vor allem gegen die AfD.

Am Sonntag war auch die Bonner Innenstadt fest in der Hand der Demonstranten gegen Rechtsextremismus. Laut Polizei kamen rund 30.000 Menschen zusammen.

Die Motivation der Teilnehmer in Bonn war dieselbe wie in allen NRW-Städten: Die Menschen demonstrierten für Vielfalt und den Schutz der Demokratie.

In Mülheim an der Ruhr standen die Menschen am Sonntag ebenfalls dichtgedrängt. Mit 7.000 Menschen kamen deutlich mehr als die erwarteten 650 Demonstranten.

Eine Demonstrationsteilnehmerin in Mülheim erinnerte an die Nazi-Vergangenheit Deutschlands - verbunden mit der Forderung, die überall zu hören war: Das darf sich nie wiederholen.

Kurz nach Beginn der Demo in Dortmund am Samstag zählte die Polizei dort schon früh am Nachmittag 30.000 Teilnehmer.

Dortmunder Demonstrantinnen mit klaren Botschaften.

Es blieb friedlich in Dortmund.

Schon am frühen Samstagnachmittag hatten sich in Wuppertal Tausende Demonstranten eingefunden. Hier demonstrierten 8.000 Teilnehmer, friedlich und bunt.

Aufgerufen hatte das Bündnis "Wuppertal stellt sich quer".

Viele Teilnehmer hatten sich spontan noch Plakate selber gemacht.

Auch in Aachen wurde am Samstag gegen Rechtsextremismus demonstriert: Rund 10.000 Menschen nahmen teil.

In Aachen zog eine große Menschenmenge durch die Straßen.

Auch im kleinen Kevelaer am Niederrhein waren am Samstagmorgen schon rund 1.000 Menschen zu einer Anti-AfD-Demonstration auf die Straße gegangen.

Pläne über massenhafte Vertreibung von Menschen

Auslöser für die Proteste ist ein Bericht des Recherchenetzwerks Correctiv über ein Geheim-Treffen von Vertretern der AfD mit Rechtsextremen im November 2023. Dabei haben die Teilnehmer über Pläne diskutiert, wie die massenhafte Vertreibung von unerwünschten Menschen aus Deutschland möglich sein könnte.

250.0000 Menschen demonstrierten Samstag gegen Rechtsextremismus

Mehrere tausend Menschen versammeln sich in Wuppertal

Mehrere tausend Menschen versammeln sich in Wuppertal

Am Samstag demonstrierten mehr als 250.000 Menschen in ganz Deutschland gegen Rechtsextremismus und für die Demokratie. Auch in NRW-Städten gingen Zehntausende auf die Straße. Bei einer Kundgebung in der Dortmunder Innenstadt kamen laut Polizei bis zu 30.000 Menschen zusammen. 12.000 waren es in Recklinghausen, 10.000 in Aachen und 10.000 in Wuppertal. Und auch am Freitag hatte es schon Demonstrationen gegeben.

Auch für diese Woche sind weitere Demos geplant.

Unsere Quellen:

  • WDR-Recherchen
  • Polizei
  • Nachrichtenagenturen dpa und epd