Aktivisten kleben sich auf Rollfeld fest | sv

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Nach Klimaprotest: Flughafen Düsseldorf prüft Anspruch auf Schadenersatz

Stand: 14.07.2023, 13:48 Uhr

Nach der Klebe-Aktion der Klimaschutzgruppe "Letzte Generation" prüft der Düsseldorfer Flughafen mögliche Ansprüche auf Schadenersatz.

"Wir behalten uns rechtliche Schritte vor", sagte ein Sprecher am Freitag. Die Höhe des entstandenen Schadens sei noch unklar. Am Donnerstag hatten sich sieben Aktivisten auf dem Rollfeld festgeklebt. Die Folge waren Flugausfälle und -verspätungen. Eine ähnliche Aktion hatte es auch am Hamburger Flughafen gegeben.

Die Aktivisten hatten in Düsseldorf einen Stabgitterzaun überwunden und dabei mit einem Bolzenschneider einen Stacheldraht durchschnitten, so die Polizei. Laut Flughafen wurde durch das Durchtrennen des Stacheldrahts ein Alarm und damit auch der Polizeieinsatz ausgelöst.

Sieben der insgesamt neun Klimaaktivisten sind laut Flughafen auf die Zufahrt zur Start- und Landebahn gelangt und hätten sich dort am Rollfeld festgeklebt. Sie konnten schon am Donnerstagmorgen vom Rollfeld abgelöst werden. Dabei wurden zwei Personen verletzt, wohl durch die Klebemischung.

Klimaaktivisten polizeibekannt

Die Polizei nahm die Mitglieder der "Letzten Generation" bis zum Mittag in Gewahrsam. Inzwischen sind sie wieder freigelassen, so ein Sprecher der Polizei Düsseldorf. Einige von ihnen seien polizeibekannte Klimaaktivisten.

"Die Personalien stehen fest und gegen diese Personen wird jetzt wegen gefährlichem Eingriff in den Flugverkehr, Verstoß gegen das Versammlungsgesetz, Nötigung und Hausfriedensbruch ermittelt", so der Sprecher weiter. Es stünden "gewisse Straftaten im Raum, die jetzt geprüft werden müssen."

Flüge annuliert und verspätet

Fluggäste warten am Flughafen in Düsseldorf

Fluggäste müssen auf einen späteren Flug umgebucht werden.

Reisende berichteten von langen Wartezeiten, auf dem Rollfeld sei sehr viel Polizei im Einsatz gewesen. 24 Flüge wurden annulliert, zwei weitere in Düsseldorf geplante Landungen wurden nach Köln umgeleitet.

Flugverkehr läuft wieder an

Klimaaktivisten sitzen auf dem Rollfeld, um sie stehen zahlreiche Polizisten.

Die Polizei war mit zahlreichen Kräften im Einsatz.

Schon gegen 07:30 Uhr am Donnerstagmorgen konnte laut Flughafen die Nordbahn wieder freigegeben werden und der Flugverkehr wieder langsam anlaufen. Gegen 09:30 Uhr wurde dann auch die Südbahn freigegeben, seitdem konnte der Flugverkehr wieder vollständig anlaufen.

Aktivisten kritisieren Bundesregierung

Zu sehen sind zwei Mitglieder der "letzten Generation", welche mit Neonorangenen Jacken bekleidet auf der Landebahn des Flughafens sitzen und ihre Hände am Boden befestigen.

In ihrem Schreiben kritisiert die "Letzte Generation" die "Planlosigkeit" der Regierung. Seit Jahren seien die Passagierzahlen gestiegen und so auch die Emissionen, doch das Verkehrsministerium habe keinen Plan, wie dies verhindert werden könne. Außerdem kritisieren die Aktivisten staatliche Subventionen für die Flugindustrie. Am Flughafen in Hamburg gab es am Donnerstagmorgen eine ähnliche Aktion wie in Düsseldorf.

Innenminister Reul: kein legitimer Protest

Familien den Start in den Urlaub verderben - für NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hat das nichts mit legitimen Protest zu tun. Für ihn machten die konzentrierten Aktionen an den Flughäfen in Düsseldorf und Hamburg deutlich, dass die "Klimachaoten" keine Aktivisten seien, sondern Kriminelle. Denn der "Gefährliche Eingriff in den Luftverkehr und Nötigung sind Straftaten", so Innenminister Reul.

Auch Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) hält die Form des Protest nicht für richtig. Gegenüber der Deutschen Presse Agentur sagte er, dass wer sich für den Klimaschutz einsetzen wolle, die gesellschaftliche Akzeptanz mit im Blick haben müsse. "Die Aktivisten, die jetzt lauter Menschen die Reise in den Urlaub verbauen, schaden dem Anliegen Klimaschutz massiv", so Habeck.

Flughafen: Alarmsysteme haben gut funktioniert

Lars Redeligx, Vorsitzender der Geschäftsführung zeigt sich mit dem Krisenmanagement am Düsseldorfer Flughafen zufrieden: "Unsere Prozesse und Alarmsysteme haben gut funktioniert, die Sicherheit des Flugbetriebs war zu jeder Zeit gewährleistet". Die heutigen Vorfälle würden gemeinsam mit den Behörden analysiert und gewonnene Erkenntnisse in das Sicherheitskonzept integriert, heißt es in einer Mitteilung.

Die Deutsche Polizeigewerkschaft fordert wegen der Klebeaktionen an den Flughäfen in Düsseldorf und Hamburg, dass die Sicherheitskonzepte an den Flughäfen überarbeitet werden. Es reiche nicht aus, Flughäfen mit Stacheldraht und Zäunen zu sichern.

Klimaprotest am Flughafen Düsseldorf

WDR Studios NRW 13.07.2023 00:50 Min. Verfügbar bis 20.07.2025 WDR Online


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