Hass-Botschaft per Lieferando-Bestellung in Münster

Lokalzeit Münsterland 05.01.2024 Verfügbar bis 05.01.2026 WDR Von Heike Zafar

Hass-Botschaft per Lieferando-Bestellung in Münster

Stand: 05.01.2024, 06:54 Uhr

Ein Unbekannter hat in Münster per Lieferando Essen bestellt und die Betreiber einer Pizzeria gleichzeitig massiv bedroht. Die rassistische Attacke ist kein Einzelfall. Jetzt ermittelt die Polizei.

Von Heike Zafar

Muntaha El Zaklit kann es noch immer nicht fassen. Am vergangenen Dienstag hatte ein Kunde online ein Zwiebel-Schnitzel "Holzfällerart" bestellt. In den Anmerkungen war verzeichnet: "Bitte kurz anrufen wegen Allergien abklären!! Ihr Scheiß Palästinenser!!!! Ich vergas euch alle!!!!"

Pizzeria-Betreiberin Muntaha El Zaklit

Muntaha El Zaklit war geschockt, über die rassistischen Kommentare.

Muntaha ist keine Palästinenserin. Die 25-Jährige ist in Münster geboren und aufgewachsen, ihre Eltern stammen aus dem Libanon. Seit 2011 betreiben sie die Pizzeria Torino in Münster, jetzt fühlen sich die El Zaklits massiv bedroht. "Ich hätte nie gedacht, dass so etwas überhaupt möglich ist", sagt Muntaha. Für sie ist klar: Die Drohung richte sich gegen sie als Muslime, "die antimuslimischen Attacken nehmen ja spürbar zu".

Auch Fälle in Osnabrück und Gelsenkirchen

Muntaha hat eine Strafanzeige bei der Polizei in Münster gestellt. "Hier ist es der einzige Fall dieser Art, die Ermittlungen laufen", sagt eine Sprecherin der Polizei. In Osnabrück und Gelsenkirchen hat es allerdings ähnliche Fälle gegeben. Auf einer Lieferando-Bestellung bei einem Donut-Betreiber in Gelsenkirchen stand die Anmerkung: "Nieder mit Palästina, ethnische Säuberung jetzt." Auch in Pizzerien in Osnabrück sind anti-palästinensische Drohungen eingegangen.

Sorge vor Nachahmern

"Natürlich sind diese Vorfälle zu verurteilen", sagt Oliver Klug, Pressesprecher bei Lieferando. Angesichts der Millionen Essensbestellungen pro Woche, handele es sich bei den verschickten Drohungen aber um eine "homöopathische Menge". Sein Anliegen ist es, dass die Täter möglichst keine Aufmerksamkeit bekommen, das könne womöglich Nachahmer motivieren.

Krieg zwischen Hamas und Israel

Muntaha El Zaklit will aber nicht schweigen. Nach einem ersten Schock hat sie die Schnitzel-Bestellung sofort storniert. Sie geht davon aus, dass der "Kunde" einen falschen Namen und eine falsche Adresse angegeben hat. Den wegen angeblicher Allergien eingeforderten Rückruf hat sie nicht gemacht.

Den mit der Bestellung versandten Hass führt sie eindeutig auf die seit dem 7. Oktober eskalierende Gewalt in Israel und im Gaza-Streifen zurück. Sie selbst sei politisch nicht aktiv, sagt die Studentin der medizinischen Psychologie. Sie habe aber in Münster an Demonstrationen auf palästinensischer Seite teilgenommen. "Ich will einfach, dass es Frieden gibt", sagt sie. Und sie hofft, dass es keine weiteren Drohungen gegen sie und ihre Familie gibt.

Über dieses Thema berichten wir im Fernsehen am 05.01.2024 in der Lokalzeit Münsterland um 19.30 Uhr.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporterin
  • Lieferando