Kind steht in der Dämmerung an einer Straße

Fußgänger im Dunkeln: Dreifach höheres Unfallrisiko

Stand: 22.10.2023, 16:50 Uhr

Gleich mehrere Kinder wurden in Dortmund und Witten in den letzten Tagen bei Dunkelheit von Autos erfasst. Laut Polizei haben Fußgänger in der Dunkelheit ein dreifach höheres Unfallrisiko. Der Effekt von reflektierender Kleidung wird häufig unterschätzt.

Dortmund am Samstagabend. Zwei Kinder rennen bei Dunkelheit zwischen zwei geparkten Autos auf die Straße. Eine Autofahrerin erkannte laut Polizei die Gefahr, konnte aber trotz Vollbremsung nicht mehr rechtzeitig stoppen. Ihr Auto erfasste einen Zehnjährigen. Er wurde schwer verletzt.

Bereits am Freitag hatte es im Ruhrgebiet zwei Unfälle in der Dunkelheit gegeben, bei denen Kinder verletzt wurden. Dabei sollen in Dortmund zwei Elfjährige bei Rot über eine Ampel gelaufen sein. Die Kinder wollten offenbar noch eine Bahn erreichen, so die Polizei. Beide wurden von einem Auto erfasst und kamen ins Krankenhaus. In Witten wurde ebenfalls im Dunkeln ein sechs Jahre alter Junge verletzt, als er mit anderen Kindern die Straße an einer Fußgängerampel überquerte, um zur gegenüberliegenden Schule zu gehen.

Bei Dunkelheit sinkt die Sehleistung

Laut Polizei haben Fußgänger in der Dunkelheit ein dreifach höheres Unfallrisiko. Hinzu kommt: Bei Nacht sinkt die Sehleistung des menschlichen Auges auf fünf Prozent des Tageswertes.

Wer sich gut sichtbar kleidet, reduziert das Risiko eines Unfalles um fast 50 Prozent, heißt es vom Kuratorium für Verkehrssicherheit. Mit Reflexmaterial auf Kleidung, Schuhen, Schultaschen, Rucksäcken und Radhelmen und grundsätzlich heller Bekleidung ist man im Dunkeln weitaus sichtbarer unterwegs.

Grafik über die Sichtbarkeit im Dunkeln

Ein Vergleich: Reflektierende Kleidung kann Menschen im Dunkeln auf eine Entfernung von bis zu 140 Metern erkennbar machen. Mit heller Kleidung ist man immerhin noch auf einer Entfernung von circa 40 Metern sichtbar, mit dunkler Kleidung allerdings ist man nur in einer Entfernung von 25 Metern überhaupt noch erkennbar, warnt der ADAC.

Wer in dunkler Kleidung unterwegs ist, muss sich anders sichtbar machen. Jörg Weinrich , Landesverkehrswacht NRW

Bestes Hilfsmittel sind leuchtende Warnwesten - es gibt aber auch schon viele Jacken mit integriertem Reflexmaterial, reflektierende Rucksäcke, Mützen oder Helme, auch Warnbänder sind schnell übergeworfen. Allein Reflektoranhänger oder reflektierende Aufkleber erhöhen die Sichtbarkeit deutlich.

Polizei rät Eltern: Straßenüberquerung üben

Die dunkle Jahreszeit hat gerade erst begonnen und dabei sind Kinder die am meisten gefährdeten Verkehrsteilnehmer. Sie werden leicht übersehen. Und sind Verkehrsregeln nicht eindeutig, handeln Kinder manchmal unberechenbar.

Die Polizei in Dortmund ist alarmiert und wendet sich nach den jüngsten Unfällen auch explizit an die Eltern. Sie warnt: "Wenn Kinder zwischen geparkten Autos oder an anderen Sichthindernissen auf die Straße laufen, ist das Unfallrisiko besonders hoch."

Schulkind bei Dämmerung an der Ampel mit einem Schulranzen auf dem Rücken.

Sicher zur Schule – auch im Dunkeln

Wie bei dem Unfall am Samstag in Dortmund könne eine schnelle Reaktion am Steuer einen Unfall nicht immer verhindern. Deshalb bittet die Polizei Eltern auch, diese Situation mit ihren Kindern durchzusprechen und bei Unsicherheit zu üben. Wichtig: Der kürzeste Weg ist nicht der sicherste. Außerdem helfen reflektierende Schulranzen Autofahrern ebenfalls, Kinder früh zu erkennen.

Unsere Quellen:

  • Informationen der Polizei
  • Material der Nachrichtenagentur dpa
  • Landesverkehrswacht NRW
  • ADAC
  • Kuratorium für Verkehrssicherheit.