Vier Viagra-Tabletten liegen auf einer Viagra-Packung.

Entscheidung zu Viagra: Deshalb bleibt es bei der Rezeptpflicht

Stand: 11.07.2023, 18:02 Uhr

Eine Expertenkommission hat heute beschlossen, dass Potenzmittel wie Viagra weiter verschreibungspflichtig bleiben. Während die einen ein gutes Signal für die männliche Gesundheit sehen, dürften Schwarzmarkthändler profitieren.

Von Julian Andrej Napierala

Wenn es nach dem Sachverständigenausschuss des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte geht, bleiben potenzsteigernde Mittel wie Viagra, die auf dem Wirkstoff Sildenafil basieren, nur auf Rezept erhältlich. Der Beschluss ist rechtlich nicht bindend, aber normalerweise folgt das Bundesgesundheitsministerium den Vorschlägen der Expertenkommission.

Noch im vergangenen Jahr hatte die Kommission gegen einen Antrag gestimmt, indem es um eine Dosierung von 50mg des in verschiedenen Potenzmitteln enthaltenen Wirkstoffs Sildenafil ging. Auch einen rezeptfreien Bezug von 25mg lehnt die Kommission nun ab.

Männer meiden Arztbesuche

Ein grundsätzliches Problem bei der Verschreibungspflicht ist, dass Männer oft auch aus Scham den Arztbesuch scheuen, wenn es um Potenzprobleme geht. Aufgrund dessen ist ein riesiger Schwarzmarkt entstanden, auf dem viele unwirksame bis hin zu gesundheitsschädlichen Nachahmerprodukten zu finden sind. Laut einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit finden sich in vielen Potenzmitteln andere Inhaltsstoffe als angegeben. Zudem waren untersuchte Mittel zum Teil mit Schwermetallen verunreinigt.

Der Markt für Potenzmittel ist sehr lukrativ

Allein eine Packung Viagra von zwölf Filmtabletten kostet zwischen 100 und 180 Euro. Der Viagra-Erfinder Pfizer hat über Jahrzehnte Milliarden mit dem Medikament verdient. Inzwischen ist der Marktanteil gesunken, weil das Patent ausgelaufen ist, aber andere Pharmakonzerne verdienen ebenfalls ausgezeichnet. Und weil eben so viel Geld im Markt liegt, haben sich auch zahlreiche Schwarzmarkthändler auf den Verkauf der Potenzpillen spezialisiert. Daten der Vergangenheit zeigen, dass der Kilogrammpreis für Viagra höher war als der von Kokain.

Gibt es Viagra bald ohne Rezept?

WDR 5 Das Wirtschaftsmagazin - aktuell 11.07.2023 04:36 Min. Verfügbar bis 10.07.2024 WDR 5


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Wann in Deutschland Medikamente rezeptpflichtig sind

Alles was ärztliche Aufsicht braucht, ist grundsätzlich verschreibungspflichtig. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn es zu gesundheitlichen Schäden kommen kann, selbst wenn man das Medikament nach Packungsbeilage nimmt. Aber auch für Medikamente, die häufig "zweckentfremdet" werden, braucht man ein Rezept. Und das gilt eben auch für die Wirkstoffe von Viagra und anderen Potenzmitteln. Ein Kauf von solchen Mitteln ohne Rezept, auch im Internet, ist dann eben illegal.

Die Begründung zur Rezeptpflicht von Potenzmitteln

Auch die originalen Potenzmittel können gesundheitliche Risiken bedeuten, weshalb Kritiker vor dem freien Verkauf ohne vorherigen Arztbesuch warnten. Weil etwa 80 bis 90 Prozent der Erektionsstörungen körperliche Ursachen haben, bietet die ärztliche Untersuchung einen wichtigen Beitrag zur Prävention. Häufig sind Erektionsstörungen nämlich Vorboten von Schlaganfällen oder Herzinfarkten. Zudem verträgt sich der Viagra-Wirkstoff mit manchen Medikamenten nicht, wodurch er gefährlich werden kann. Deshalb begrüßen Forschende die Entscheidung des Expertengremiums. Am Ende des Tages blieb es eine schwierige Abwägung.