Bonn: Eine Paketstation ohne Label von OneStopBox, einer Tochterfirma der Deutschen Post DHL, steht unweit der Konzernzentrale

DHL-Tochter plant Packstation für alle Anbieter

Stand: 18.03.2024, 10:16 Uhr

Deutschlands Paketprimus DHL geht bei seinem Automaten-Netzwerk neue Wege. Eine neue Tochterfirma soll Automaten für alle Anbieter auf den Markt bringen.

Für das Versenden oder Abholen von Paketen sind Packstationen schon lange eine gute Option für Verbraucher. Kompliziert wird es aber durch die verschiedenen Automaten der verschiedenen Anbieter. Das könnte bald einfacher werden.

OneStopBox kommt auf den Markt

Denn Deutschlands Paketprimus DHL geht bei seinem Automaten-Netzwerk jetzt neue Wege. Nachdem der Bonner Konzern jahrelang auf Packstationen gesetzt hat, die nur für die eigenen Pakete vorgesehen sind, und dabei inzwischen über mehr als 13.000 Standorte verfügt, soll eine neue Tochterfirma alternative Automaten namens OneStopBox auf den Markt bringen. Die Unternehmensgründung gab DHL am Montag bekannt. "Dieses Jahr wollen wir 100 Automaten aufstellen, nächstes Jahr 2.000 und in den Jahren danach jeweils mehrere Tausend", sagte der Chef der Tochterfirma, Lukas Beckedorff. "Unser Fokus liegt auf größeren Städten, in München gibt es zum Beispiel einen großen Bedarf."

Nicht nur DHL, sondern auch andere Paketfirmen sollen ihre Sendungen in den neuen Automaten lagern oder abholen können - er soll also auch offen für die Konkurrenz sein. Zudem sollen Einzelhändler ihre Waren deponieren können, bis Kunden sie abholen. Die Aussichten seien gut, sagt Beckedorff. "Immer mehr Bürgerinnen und Bürger möchten Automaten nutzen und dadurch flexiblen Zugriff auf die Sendungen bekommen."

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Automaten gewinnen an Bedeutung

In der Paketbranche spielen Automaten eine immer größere Rolle, um das steigende Sendungsaufkommen meistern zu können. Viele Verbraucher lassen sich ihre Pakete noch nach Hause schicken, was für die Logistiker mühsam und teuer ist. Ihre Transporter müssen viele Stopps machen, um die Pakete zuzustellen. Wenn der Empfänger nicht daheim ist, verstreicht wertvolle Wartezeit und der Paketbote muss die Sendung wieder mitnehmen. 

Für Paketfirmen ist das eine teure Sache, zumal die CO2-Bilanz von so einer Zustellung häufig schlecht ist. Besser wäre es für die Logistiker, wenn sie eine größere Paketmenge an einem Ort abgeben könnte - etwa an Automaten, wo der Empfänger später nach einer digitalen Benachrichtigung vorbeikommt und mit einem Code Zugang bekommt.

In der Paketbranche spricht man von "White Label"-Automaten, die unauffällig aussehen und eben keine Markenfarbe einer Firma haben. Die OneStopBox der neuen DHL-Tochter ist weiß.

Es gibt bereits ähnliche Automaten

Die Idee, Automaten für verschiedene Paketanbieter zu öffnen, ist nicht neu. Die Salzburger Stadtwerke gründeten im Jahr 2018 das Unternehmen myflexbox, das in Österreich inzwischen 500 Standorten hat. In den deutschen Markt stieg die Firma Ende 2022 ein. Mittlerweile sind es hierzulande nach Angaben von Geschäftsführer Lukas Wieser knapp 200 Standorte, am Jahresende sollen es 600 bis 700 sein. "Wir schalten einen Gang hoch."

Zu den Standortpartnern gehört unter anderem die Wohnungsbaugesellschaft LEG, auf deren Grundstücken die weißen Automaten stehen. Auch bei Tankstellen und Supermärkten sind sie zu finden. In Deutschland werden Sendungen von GLS, UPS und Fedex eingeliefert.

Schwierige Standortsuche

Schwierig gestaltet sich mitunter die Suche nach Plätzen, um die Metallfächer aufzustellen. "Auf der Standortsuche für DHL-Packstationen haben uns Kommunen und andere Standortgeber mitunter einen Korb gegeben, weil sie nicht auf das System eines einzelnen Anbieters setzen", sagt DHL-Manager Benjamin Rasch. Nun bietet OneStopBox eine anbieterneutrale Lösung, bei der alle mitmachen könnten. "Wir hoffen, dadurch neue Standorte zu erschließen, die DHL vorher nicht bekommen hat."

Andere Anbieter reagieren zurückhaltend

Der Branchenverband Biek, der die Interessen der DHL-Konkurrenten vertritt, wirbt bei Automaten schon lange für einen Branchenweg. An DHL perlten solche Überlegungen ab, schließlich seien die eigenen Packstationen schon gut ausgelastet. Nun schickt der Bonner Marktriese eine "White Label"-Automatenfirma ins Rennen, an der er 100 Prozent der Anteile hält - es ist also kein Gemeinschaftsunternehmen mit anderen Partnern.

Biek-Chef Marten Bosselmann äußert sich eher höflich-zurückhaltend: "Wir begrüßen es, dass DHL die Zukunft der Paketstationen nicht mehr ausschließlich in ihren nur für DHL-Pakete genutzten Packstationen sieht." Hermes bleibt vage, und von DPD heißt es, der White-Label-Ansatz der DHL Group sei "eine interessante Entwicklung, die wir aufmerksam verfolgen werden".

Unsere Quellen:

  • Nachrichtenagentur dpa

Packstationen für alle

WDR Studios NRW 18.03.2024 00:23 Min. Verfügbar bis 18.03.2026 WDR Online


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