Die gesperrte Lennebrücke.

Ärger in Nachrodt wegen gesperrter Lennebrücke: Einen Plan B gab es nie

Stand: 29.01.2024, 14:20 Uhr

Die gesperrte Lennebrücke in Nachrodt-Wiblingwerde sorgt für noch mehr Verkehrsprobleme im Märkischen Kreis. Die Strecke ist Teil der Ausweichroute für die A45 in Lüdenscheid.

Von Claudia Roelvinck

Es ist gespenstisch still an diesem Morgen in Nachrodt. Mahmut Sisman schließt gerade seinen Laden auf, trägt die Kisten mit Obst und Gemüse zu den Metallregalen draußen vor den Schaufenstern. Sein kleines Lebensmittelgeschäft liegt unmittelbar an der gesperrten Brücke. 

Gemüsehändler Mahmut Sismann hat sein Geschäft direkt neben der gesperrten Brücke.

Mahmut Sisman fragt sich, wie viele Kunden jetzt noch in seinem Laden vorbei kommen.

Am Freitag noch war Mahmut Sisman beim Großhandel, hat kistenweise Weißkohl, Granatäpfel und Bananen eingekauft. Ob er sie jetzt los wird, weiß er nicht. Denn an seinem Geschäft geht und fährt nun niemand mehr vorbei.

Einziger Weg über die Lenne

Weiß-rote Absperrgitter und schwere Betonklötze verhindern, dass die Brücke genutzt wird. Seit 1850 ist sie die einzige Möglichkeit, im Ort Nachrodt über die Lenne zu kommen. Unzählige Autos und Lastwagen haben der alten Natursteinbrücke über die Jahrzehnte zugesetzt. Schon seit 2017 regeln Ampeln, dass sie nur einspurig befahren wird.

Seitdem ist Nachrodt ein Nadelöhr - erst recht seit 2021. Seit die Autobahn 45 wegen der kaputten Rahmedetalbrücke bei Lüdenscheid gesperrt ist, weichen viele Pendler über Nachrodt aus. Doch jetzt müssen sie sich eine Umleitung von der Umleitung suchen.

Anwohner und Geschäftsleute sind verärgert

Daniel Walter hat seinen kleinen Sohn auf dem Arm. Gemeinsam bestaunen sie die vielen großen Fahrzeuge vom Technischen Hilfswerk. Über die gesperrte Brücke ärgert er sich: „Wir kommen ursprünglich aus Dortmund, meine Frau ist jeden Tag nach Lüdenscheid gefahren. Wegen der Brückenproblematik sind wir hierhin gezogen, und jetzt geht es hier weiter.“

Seit vielen Jahren schon plant Straßen NRW den Neubau der Lennebrücke. Sie soll etwas versetzt neben der bisherigen entstehen. Seit Jahren schon fragt Bürgermeisterin Birgit Tupat, was denn passiert, wenn die alte Brücke nicht mehr so lange durchhält, bis die neue steht.

„Ich weiß gar nicht, wie oft ich in Gesprächen gefragt habe, wo ist der Plan B, wenn es hier zum worst case kommt. Es gibt keinen.“ Birgit Tupat, parteilose Bürgermeisterin von Nachrodt-Wiblingwerde

Brücke verbindet zwei Stadtteile

Seit Freitag besteht Nachrodt aus zwei Ortsteilen, die einander nicht erreichen können. Rathaus und Seniorenheim auf der einen, Grundschule und Geschäfte auf der anderen Seite der Lenne. Wer sich auskennt, kann über enge und steile Schleichwege durch den hügeligen Wald fahren und hoffen, dass ihm kein Fahrzeug entgegen kommt.

Wer auf den normalen Straßen bleibt, kann für die kilometerlange Umleitung locker eine halbe Stunde länger rechnen. 

THW hat Behelfsbrücke für Fußgänger gebaut

Mithilfe von Schwimmkörpern hat das THW einen Steg gebaut, über den Fußgänger die Lenne überqueren können.

Die einzige Verbindung: Diese Fußgängerbrücke.

Bis zum frühen Montagmorgen hat das Technische Hilfswerk an einer Lösung gebaut: Eine schwimmende Behelfsbrücke, damit die Menschen wenigstens zu Fuß über die Lenne kommen. Es ist noch dunkel, als die ersten Eltern mit Schulkindern sie benutzen.

Sie sind erleichtert, dass es wenigstens diese provisorische Lösung gibt. Und gleichzeitig sind sie ärgerlich, weil der instabile Zustand der alten Steinbrücke seit vielen Jahren bekannt ist.

Ihre Fundamente sollen jetzt mit Spezialbeton verstärkt werden. Dafür muss aber erst der Pegel der Lenne sinken. Doch selbst wenn diese Arbeiten gelingen: Eine dauerhafte Lösung ist das nicht. Und ein Brückenneubau ist noch nicht in Sicht.

Quellen:

  • WDR-Autorin vor Ort