Fragen & Antworten

Wer ist eigentlich für die Stadttauben in Bremen zuständig?

Trautes Heim, Glück allein: Bremer Tauben sollen ein Zuhause finden

Bild: dpa | Klaus Nowottnick

36.000 Euro hat der Senat für Bremens erstes städtisches Taubenhaus locker gemacht. Was es mit dem Haus auf sich hat und warum Bremen das Geld in die Hand nimmt.

Für die einen ist sie das Friedenssymbol schlechthin, für die anderen eine einzige Bazillenschleuder. Auch in Bremen gibt es viele Stadttauben – und denen geht es nicht unbedingt gut. Deshalb hat vor Kurzem Bremens erstes städtisches Taubenhotel eröffnet: Auf 24 Quadratmetern sollen hier bis zu 200 Tauben ein sturmfestes Zuhause finden — traumhafte Aussicht inklusive.

Was nach Wellnessurlaub mit Roomservice klingt, ist aber in Wirklichkeit ein Schutzort für unterernährte und brütende Stadttauben. Auf dem Dach des Brillparkhauses sollen sie künftig artgerecht versorgt werden — und ihre Fortpflanzung begrenzt.

Warum braucht Bremen ein Taubenhaus?

Immer wieder sorgen Stadttauben für Diskussionsstoff: weil sie sich ständig vermehren, Denkmäler und Balkone verschmutzen und irgendwie nerven. Dabei ist das Problem menschengemacht.

Taubenhäuser helfen dabei, kranke und geschwächte Tiere zu schützen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass sie sich nicht weiter vermehren. Dazu werden ihre Eier heimlich gegen Gipsattrappen ausgetauscht.

Weil ihnen ein sogenannter Brutzwang angezüchtet wurde, können sie nun gar nicht anders als sieben bis acht Mal pro Jahr zu brüten, selbst wenn sie völlig ausgezehrt sind. Denn was die Tauben von der Straße oder aus Mülleimern fressen, macht sie krank.

Wenn sie eine Taube sehen, denken viele Menschen: Die ist ja dick! Dabei ist sie in Wirklichkeit klapperdürr und plustert nur sich auf, um das letzte bisschen Energie im Körper zu halten. Die Tiere verhungern vor unseren Augen!

Perdita Golz, Vorstandsmitglied des Bremer Taubenhaus

Warum hat Bremen so viele Tauben?

Tauben begleiten den Menschen laut Golz schon seit rund 7.000 Jahren. Waren sie vor hundert Jahren noch heiß begehrte Fleisch- und Düngerlieferanten, gelten Stadttauben heute oftmals nur noch als lästig. Dabei ist das Problem hausgemacht: So ließen Taubenzüchter beispielsweise ihre Tiere frei, wenn sie an die Front mussten.

Auch kommt es vor, dass sich Brieftauben verirrten oder erfolglose Sporttauben zurückgelassen werden: "Tauben sind genau genommen ausgesetzte Tiere. Und die sind nicht freiwillig hier", weiß Tierschützerin Perdita Golz. Wenn die domestizierten Vögel nicht verhungern, sterben sie vor Erschöpfung – oder schließen sich bereits bestehenden Taubenpopulationen an, die sich dann ungehindert vermehren.

Kann man die Stadttauben nicht einfach verscheuchen?

Weil Tauben ortstreu sind, kehren sie immer wieder zu ihren Brutplätzen zurück. Das verhindern auch Krähenattrappen nicht. Schließlich besitzen Tauben ein hervorragendes Gedächtnis. Auch aggressive Vergrämungsmethoden wie Netze, Metallspikes oder Strom vertreiben Tauben nicht, sondern verletzen sie lediglich.

Alternativen wie Flatterbänder verscheuchen die Tiere zwar, verlagern das Problem aber nur. Daher halten Experten das Regulieren der Fortpflanzung für die sanfteste und dennoch effektivste Methode.

Unser Verein und alle aktiven Ehrenamtlichen sind sehr froh, dass sich das Leben zahlreicher Bremer Stadttauben nun entscheidend verbessern wird.

Perdita Golz, Vorstandsmitglied des Bremer Taubenhaus

Wer kümmert sich um die Tauben und wer finanziert das?

Weil Stadttauben von Zuchtvögeln abstammen, sind es keine Wildtiere. Juristisch gesehen macht sie das zu sogenannten Fundtieren, für deren Versorgung die Städte zuständig sind. In Bremen ist das das Umweltressort.

Um die Beobachtung und Pflege hingegen werden sich das Bremer Taubenhaus sowie ehrenamtliche Tierfreunde kümmern. Fünf weitere Taubenhotels bräuchte es noch, hat der Verein errechnet. Das Erste kann nun bezogen werden.

"Allein mit Taubenhäusern lösen wir das Problem der Stadttauben jedoch nicht", so Umweltstaatsrat Jan Fries. Dazu ergänzt die Tierschutzbeauftragte des Landes Bremen, Sibylle Wenzel: "Dieses Taubenhaus ist ein Beginn."

Das Beispiel anderer Städte zeige, dass eine Reihe von Maßnahmen umgesetzt werden müsse. Dazu habe Wenzel Vertretern der beteiligten Senatsressorts Vorschläge vorgelegt: "Diese wollen wir in den kommenden Wochen diskutieren, um die Situation für die Tauben zu verbessern und so Konflikte zwischen Mensch und Tauben zu reduzieren."

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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 22. Dezember 2023, 19:30 Uhr