So will eine Bremer Studenten-Gruppe ins Weltall vordringen

Studentengruppe aus Bremen will Hybridrakte in Weltraum schicken

Bild: Radio Bremen

Die Studenten von "Astra Bremen" haben ein spektakuläres Ziel: Sie wollen eine Rakete bauen, die ins Weltall fliegt. Doch der Weg ist weit – zeigt auch ein Wettbewerb in Portugal.

Die 50 Mitglieder der Studenten-Gruppe "Astra Bremen" haben seit zwei Jahren ungewöhnliche Aufgaben: Raketentreibstoff mit Kerzenwachs und Dingen aus dem Baumarkt im Garten der Eltern herstellen zum Beispiel. Oder Aluminiumbronze auf dem WG-Balkon zu einer Raketendüse gießen.

Die Gruppe baut in ihrer Freizeit Raketenteile oder testet Antriebe und Bergungssysteme. Alle kommen aus ganz unterschiedlichen Studienfächern und vielen Nationen. Was sie eint, ist die Überzeugung, dass sie eine komplette Rakete selbst bauen können. Ihr großes Ziel.

Wir wollen die ersten Studenten sein, die eine Hybrid-Rakete in den Weltraum bringen.

Ein junger Mann, Jesaiah Coy von Astra Bremen, schaut in die Kamera.
Jesaiah Coy, Mitglied bei "Astra Bremen"
Ein Mann hält geschmolzene Aluminiumbronze mit einer Zange auf einem WG-Balkon.
Auch auf dem WG-Balkon wird gewerkelt. Bild: Radio Bremen

Der Kanadier ist vor einigen Jahren nach Bremen gekommen und studiert Raumfahrttechnik. Nun will er mit den anderen ihre Rakete mit dem Namen "Transcendence" mehr als 103,6 Kilometer in die Höhe schießen – und damit den Höhen-Rekord für studentische Raketen nach Bremen holen.

In Portugal will die Gruppe zeigen, dass sie es ernst meint

Doch die Gruppe hat ein Problem: Sponsoren und Firmen nehmen ihre Idee noch nicht ernst. Und um das zu ändern, geht es für die Gruppe nach Portugal: Dort wollen die Studenten bei einem Raketenwettbewerb namens Euroc für europäische Universitätsstudenten starten – und erstmal drei Kilometer hoch fliegen. Der Wettbewerb sei ihr erster großer Meilenstein, erklärt Taro Tokita. Er ist im Team, das sich um den Raketenantrieb kümmert. Damit könnten sie den Leuten zeigen, was sie können und auf sich aufmerksam machen.

Ob sie bei dem internationalen Wettbewerb eine Chance haben? In Portugal angekommen, haben sie erste Zweifel. Die Studenten aus Bremen finanzieren alles selbst oder durch Spenden – ganz im Gegensatz zu ihren Konkurrenten. "Wir waren geschockt, als wir ankamen", lacht Chefingenieur Jesaiah Coy, "die anderen Gruppen waren so superprofessionell mit all ihren Werkzeugen und ihren wunderschönen Raketen und wir haben unsere Rakete angesehen, die ja doch schon sehr handgemacht aussieht."

Ein Mitglied der Gruppe "Astra Bremen" werkelt an der Rakete.
Werkeln bis zur letzten Minute: Das Team "Astra Bremen" hoffte, in Portugal antreten zu dürfen. Bild: Astra Bremen

Der Wettbewerb findet auf einem echten Testgelände der portugiesischen Weltraumbehörde statt – in den Bergen zwischen Lissabon und Porto. In karger Vegetation stehen eine Abschussrampe, eine Tribüne und viele Militärzelte. Sechs Tage lang haben die Bremer und die anderen 17 Teams Zeit für die Vorbereitungen. Wenn ihre Rakete tatsächlich starten würde, wäre es für das Team "Astra Bremen" schon ein Erfolg.

An Tag vier kommt die böse Überraschung

Doch vorher ist noch viel zu tun. Wie jede andere Gruppe müssen sie es hinbekommen, den Raketen-Tank automatisch zu befüllen. Dafür muss die Elektronik noch gelötet werden. Außerdem zeigen ihre Analysen auf einmal: Die Raketen-Flügel müssen korrigiert werden. Für die Studenten anstrengende Tage. Kevin Matjeka sieht müde aus, wie alle anderen auch: "Das Team selbst hat nur zwei bis drei Stunden Schlaf bekommen pro Tag – wenn überhaupt."

Jesaiah Coy von "Astra Bremen".
Jesaiah Coy von Astra Bremen war in Portugal dabei. Bild: Astra Bremen

Und dann kommt es noch schlimmer an Tag vier: Die Jury kommt vorbei und bemängelt den Aufbau der Rakete. So dürfen sie nicht starten. Ab jetzt ist also noch mehr zu tun: Können sie die Struktur noch irgendwie anpassen? Selbst die Ferienwohnung wird zum Arbeitsplatz. Überall liegen Kabel, ein Student lötet auf dem Balkon die Elektronik, im Wohnzimmer läuft der 3D-Drucker.

Nicht alle schaffen den Flug

Ob es reicht? Kevin Matjeka seufzt: "Es gab sehr, sehr viel zu tun und zu wenig Zeit." Jesaiah Coy schiebt hinterher: "Wir haben uns wirklich angestrengt, um unsere Rakete so umzubauen, dass sie für die Jury in Ordnung ist, aber leider mussten wir zu viel ändern in zu kurzer Zeit." Seine Augen sind rot vor Müdigkeit. Er ist enttäuscht. So wie die anderen auch. Das Team "Astra Bremen" darf nicht antreten.

Am letzten Tag können die Bremer nur noch abbauen, während die anderen Gruppen versuchen, Ihre Raketen starten. Immerhin: Auch da klappt es nicht bei allen Gruppen. Selbst Raketen, die teuer sind, schaffen nicht unbedingt den Flug. Trotzdem steht für die Bremer auch irgendwie fest: Sie brauchen mehr Sponsoren und mehr Unterstützung. Denn ihr Ziel aufgeben, das wollen sie nicht. "Es geht noch weiter mit unserer Rakete 'Transcendence'. Wir wollen nach wie vor das All erreichen. Das Ziel hat sich nicht geändert", erklären sie. Nun wollen sie das Design ihrer Rakete verbessern.

Mehr zum Thema Weltall und Raketen:

Autorin

  • Anna-Lena Borchert
    Anna-Lena Borchert Autorin

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 19. Oktober 2023, 19.30 Uhr