Warten auf Förderzusage - Beihilfe für Öl-Pipeline nach Schwedt hängt in Brüssel fest

Fr 22.03.24 | 14:00 Uhr
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Audio: Antenne Brandenburg | 22.03.2024 | Tino Schöning | Bild: rbb-Film

Der Ausbau der Öl-Pipeline von Rostock zur PCK-Raffinerie in Schwedt (Uckermark) wird sich nach Einschätzung des Linken-Politikers Christian Görke weiter verzögern. Görke bezog sich auf Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums zu den von der EU-Kommission noch immer nicht genehmigten Beihilfen für das Projekt. Auf Anfrage der Linken hatte das Ministerium erklärt: "Zur zeitlichen Perspektive lässt sich derzeit keine Aussage treffen."

Langer Weg bis zum Antrag

Die Pipeline soll ausgebaut werden, um mehr Tankeröl vom Hafen Rostock in die riesige Raffinerie zu bringen, die Millionen Menschen im Nordosten Deutschlands mit Benzin und Diesel versorgt. Denn wegen der russischen Invasion in die Ukraine bezieht PCK kein Öl mehr aus Russland.

Die PCK-Leitung hatte sich zunächst für eine zweite Pipeline zum Hafen Rostock ausgesprochen. Dem erteilte das Bundeswirtschaftsministerium Anfang 2023 mit Blick auf die Kosten eines Neubaus von geschätzten 600 bis 700 Millionen Euro eine Absage. Offen blieb PCK oder an der Raffinerie beteiligter Firmen, diese mit eigenen Investitionen zu finanzieren.

Mit Steuergeldern sei laut Bundeswirtschaftsministerium lediglich eine Ertüchtigung der bestehenden Leitung möglich. Dafür stünden 400 Millionen Euro. Ein entsprechender Antrag von PCK für die Beihilfe des Bundes für die Ertüchtigung ging dann im Juli vergangenen Jahres - und damit rund sechs Monate später - beim Wirtschaftsministerium ein. Bevor der Bund aber die 400 Millionen Euro in das Pipeline-Projekt stecken kann, braucht aber das 'Ja' aus Brüssel. Erwartet wurde dies schon vor Weihnachten, doch die Entscheidung steht aus.

Keine Beihilfe wegen Saktionen?

Eine Hürde scheint zu sein, dass PCK mehrheitlich dem russischen Staatskonzern Rosneft gehört - obwohl der Bund per Treuhandverwaltung die Kontrolle über die Rosneft-Anteile hat.

Die Antwort des Ministeriums an die Linke verweist darauf, dass Beihilfen nicht an Unternehmen gewährt werden könnten, gegen die die EU Sanktionen verhängt habe. "Vor diesem Hintergrund stellen sich mit Blick auf eine Gewährung von Beihilfen an eine Gesellschaft, an der ein sanktioniertes Unternehmen mehrheitlich beteiligt ist, beihilferechtliche Fragen", heißt es in der Antwort des Ministeriums.

Görke meinte dazu: "Es war und ist offensichtlich, dass es keine Genehmigung der EU geben wird, solange Rosneft an Bord ist. Das ist der nächste Rückschlag für die PCK und die Region, den die Bundesregierung, allen voran das grüne Wirtschaftsministerium, zu verantworten hat." Aus Sicht des Linken-Politikers hätte der Bund eine eigene Pipeline bauen oder zumindest zeitnah die Eigentümerfrage bei PCK klären müssen. "Beides ist nicht passiert", kritisierte der Linken-Bundestagsabgeordnete.

Der Bund hatte zuletzt die Treuhandverwaltung um weitere sechs Monate bis September verlängert in der Erwartung, dass Rosneft seine Anteile von 54 Prozent an PCK und seine Minderheitsbeteiligung an zwei weitere deutschen Raffinerien verkauft.

Sendung: Antenne Brandenburg, 22.03.2024, 13 Uhr

13 Kommentare

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  1. 13.

    Dann wäre doch eine zweite Leitung an die Ostsee besser? Gibt es denn keine Möglichkeit des Anschlusses Richtung Westen an einen Strang - das wäre dann wirklich eine alternative Leitung aus einer ganz anderen Richtung.

  2. 12.

    Nach der Devise würde sich ein bestimmtes Maß an Autonomie und Sicherheit ja nie lohnen.
    Die gleiche Diskussion wird ja gerade bei der Edis geführt.
    Ich sehe das so. Man muss nicht immer gleich die Qualität eines MOSSAD als Totschlagsargument anführen, um nichts in die Sicherheit investieren zu müssen, sondern sollte schon etwas Geld in die Hand nehmen und nach wahrscheinlichkeitstheoretischem Risiko absichern.
    Je mehr fremde Akteure an der Versorgungsdurchleitung beteiligt sind, um so höher das Ausfallrisiko und bisher benötigen wir definitiv Drushba, auch wegen Leuna.
    Auf der anderen Seite ist die derzeitige mögliche Grundversorgung des PCK über die APR bereits komplett am Anschlag.
    Das ist keine langfristig nachhaltige Lösung, sondern wohl eher eine fragile Notlösung für Schwedt.

  3. 11.

    "Die strategische Notwendigkeit einer autarken Versorgung Schwedts sollte man nicht leichtfertig in Frage stellen" Der eine Hafen und die eine Pipeline - über Danzig kommt ja wohl kaum was - sind aber strategisch genauso unsicher, wenn Sie das so in einem geopolitisches Umfeld sehen wollen, dafür braucht es genau eine Blockade oder einen gezielten Angriff und die Versorgung ist wieder weg - Sie könne vielleicht den Hafen schützen aber niemals vollständig die lange Leitung (siehe Anschlag auf den Strommasten und bereits versuchte Anschläge auf Pumpstationen in der Versorgung des PCK).

  4. 10.

    Zuviele „wenns“ und „aber“. Die strategische Notwendigkeit einer autarken Versorgung Schwedts sollte man nicht leichtfertig in Frage stellen, nur weil es gerade mal mit der Zusatzversorgung über Drushba klappt.

  5. 9.

    Selbst Pipelines, welche direkt durch das Kriegsgebiet verlaufen, funktionieren aber stabil - es scheint also bisher keine Seite Interesse daran zu haben, diese Infrastruktur zu beschädigen. Die einzigen größeren Schäden an Pipelines - neben North Stream - gab es bisher an der Ammoniakpipeline nach Odessa. Vielleicht ist der Grund zweierlei. Rußland braucht die Einnahmen und die Ukraine braucht die Unterstützung aus dem "Westen", welcher immer noch Abnehmer ist. Da sehe ich dann doch eher Gefahren durch IS & Co. - also sowas wie eine drittes Tschetschenien (aber nicht unbedingt in oder nur in Tschetschenien, sondern eher im weiteren Kauskasusraum vom Kaspisee bis zum Schwarzen Meer (BTC-Pipeline würde da laufen).

  6. 8.

    Darum gehts nicht. Putin wäre nicht Putin, wenn er den Anschlag nicht in irgendeiner Form mit der Ukraine (Puppe), die seinen Raffinerien gerade ordentlich zusetzt (Weltmarkt-Erdölpreis) und dann dem „Puppenspieler“ Westen in Verbindung setzt.
    Ich glaube wir machen uns überhaupt noch kein Bild davon, wie lange und wie dreckig dieser Krieg noch geführt werden muss und welche potentiellen Konfliktherde in dieser Zeit noch aufflammen werden.
    Für mich sind in diesem Zusammenhang immer die Obertöne der amerikanischen Geheimdienste wichtig und die klingen gegenwärtig alles andere als beruhigend.

  7. 7.

    Solche Anschläge - wie gerade aktuell - erfolgten aber aus unerfindlichen Gründen in mehreren Ländern in letzter Zeit aus unbekannten Gründen immer nur auf kulturelle Veranstaltungen und nicht auf Rohstoff- oder Energieinfrastruktur. Bei Anschägen auf Infrastruktur sehe ich da eher Gefahren wie bei dem Anschlag bei Erkner als naheliegender bzw. im Zugen des Ukrainekriegs durch Komandounternehmen beider Seiten.

  8. 6.

    Für eine autarke Versorgung des PCK über Rostock muss die Pipeline APR ertüchtigt werden.
    So wurde es auch nach dem Embargo von Habeck versprochen und so sollte man es umsetzen.
    Wir sehen ja, auch durch die noch folgende Reaktion auf den IS-Anschlag, wohin sich die Zerstörung noch richten wird. Auch kasachisches Öl muss ja durch russisches Hoheitsgebiet.

  9. 5.

    "Außerdem hatten „Habeck und Co“ dem PCK ursprünglich volle Unterstützung u.a. beim Thema Auslastung zugesagt. Aber wie immer können die „vollmundigen“ Versprechen nicht eingehalten werden - ob gewollt oder ungewollt (z.B. wg des Mangels an wirtschaftlicher Kompetenz bei den grünen Entscheider)…"
    Was hat das mit dem Festhängen der Genehmigung der benötigten Förderung in Brüssel zu tun?
    Oder was verstehen Sie unter volle Unterstützung? Soll Hr. Habeck mal mit ein paar schwarzen Koffern nach Brüssel fahren?
    Die nahezu stündlichen teilweise enormen Preisschwankungen an den Tankstellen hängen wohl auch direkt mit der Produktion im PCK zusammen? Haben wir doch kürzlich erst hier lesen dürfen welche gewaltige Kapazitäten zwischen Produktion und Vertrieb in Seefeld bestehen. Das passt überhaupt nicht zur Amplitude der Tankstellenpreise.
    Das wäre der Vorwurf den man an die Kartellbehörden und den Gesetzgeber machen müsste. Täglich eine Preisanpassung und strikte Wettbewerbskontrolle.

  10. 4.

    Oh, wieder ein ganz Schlauer! Allein der Blick auf die Preise an den Tankstellen in B/BRB und der Vergleich dieser mit anderen Regionen unseres Landes beweist das Gegenteil.
    Außerdem hatten „Habeck und Co“ dem PCK ursprünglich volle Unterstützung u.a. beim Thema Auslastung zugesagt. Aber wie immer können die „vollmundigen“ Versprechen nicht eingehalten werden - ob gewollt oder ungewollt (z.B. wg des Mangels an wirtschaftlicher Kompetenz bei den grünen Entscheider)…

  11. 3.

    Warum muss die Pipeline ertüchtigt werden? Die Region kommt mit den bisherigen Mengen leicht aus.

  12. 2.

    Warum soll er verkaufen. Ich würde es nicht, egal was da kommen mag. Einfach behalten und auch wenn es Verlust bedeutet.

  13. 1.

    Es hört sich schon lustig an. Deutschland will und muss die Erdölleitung ausbauen und muss nun auf grünes Licht aus Brüssel warten, wir müssen bitten. Die EU war es doch, die die Sanktionen gegen Russland so dringend geboten und toll fand. Klar hat unsere Regierung mitgemacht, denn man wollte Russland ja in die Knie zwingen. Für mich wirkt das Ganze inzwischen fast lächerlich, wenn es nicht so traurig wäre. Wir zahlen Milliarden an die EU und sind auf deren Wohlwollen angewiesen.

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