Pläne in Grünheide - So will Tesla sein Werk zur größten deutschen Autofabrik ausbauen

Mo 17.07.23 | 13:18 Uhr
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Archivbild: Der Haupteingang zur Fabrik der Tesla Gigafactory Berlin Brandenburg. (Quelle: dpa/P. Pleul)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 18.07.2023 | Marvin Wenzel | Bild: dpa/P. Pleul

Tesla will sein bisher einziges E-Auto-Werk in Europa ausbauen. Das Ziel ist eine Verdoppelung der Produktion von zunächst angepeilten 500.000 auf eine Million Autos im Jahr. Dafür nötig sind riesige Produktionshallen und 22.500 Mitarbeiter.

  • Tesla will eine Million Autos pro Jahr in Grünheide bauen
  • Infoveranstaltung für Bürger am Dienstag in Müggelspreehalle
  • geschlossener Wasserkreislauf geplant
  • IHK: Mitarbeiter brauchen Wohnungen

Der US-Elektroautobauer Tesla will in seinem Werk in Grünheide (Oder-Spree) künftig eine Million Fahrzeuge pro Jahr produzieren. Der Konzern hat dem rbb entsprechende Erweiterungspläne erneut bestätigt. Statt bisher 5.000 Autos pro Woche würden dann 20.000 vom Band rollen. Tesla hätte damit den größten Standort zur Autoproduktion in Deutschland.

Bürger sollen informiert werden

Über die Pläne will der Konzern am Dienstag auch Bürgerinnen und Bürger informieren. So können Teilnehmende mit Tesla-Mitarbeitern ins Gespräch kommen und Fragen stellen. Zum Beispiel zu Aspekten des Teilgenehmigungsantrags, den Tesla im vergangenen März stellte. Darin sollen unter anderem Aspekte des Boden- und Gewässerschutzes, Immissionsschutzes, Verkehr und Infrastruktur, Baurechts und Umweltverträglichkeit sowie Naturschutzes, Betriebssicherheit und Arbeitsschutzes enthalten sein. Die Infoveranstaltung findet am Dienstag ab 15:00 Uhr in der Müggelspreehalle in Hangelsberg (Oder-Spree) statt.

Ab Mittwoch, den 19.07. können sich Bürgerinnen und Bürger am Genehmigungsverfahren beteiligen und Bedenken einbringen. Die Antragsunterlagen sind bis 18. August im Internet [uvp-verbund.de] und bei Behörden wie dem Landesamt und in Rathäusern öffentlich einsehbar.

Riesige Produktionshalle und 22.500 Mitarbeiter

Die Erweiterung soll in drei Stufen erfolgen. Die bisherige Produktion soll in einem ersten Schritt umgerüstet, optimiert und die bestehenden Produktionskapazitäten auf dem Gelände erweitert werden. In einem zweiten Schritt soll eine neue Produktionshalle mit einer Fläche von knapp 500.000 Quadratmetern gebaut werden. Allein diese entspricht einer Größe von mehr als 60 Fußballfeldern und soll nördlich der bestehenden Halle errichtet werden. Mit dem ersten Antrag auf Teilgenehmigung sind laut Unternehmen auch ein Lagergebäude für die Lagerung von Stoffen, ein Lager für flüssige und gefährliche Abfälle, ein Labor für Batteriezelltests und eine Recyclingstelle für Batterieabfälle geplant. Von den zusätzlichen Lagerkapazitäten verspricht sich der Konzern, künftig besser auf Schwankungen in den Lieferketten reagieren zu können.

Um die Produktion perspektivisch auf insgesamt eine Million Fahrzeuge pro Jahr steigern zu können, steigt auch der Bedarf an Fachkräften. Tesla plant eigenen Angaben zufolge die Belegschaft von 11.000 Mitarbeitern auf dann 22.500 aufzustocken.

Tesla: Kein zusätzliches Wasser für Ausbau nötig

Diskussionen löst die Fabrik seit Inbetriebnahme immer wieder mit ihrem Wasserverbrauch aus, obwohl Tesla noch in der Genehmigungsphase der bereits bestehenden Anlagen seinen Wasserbedarf um zwei Drittel senken konnte. Aktuell genehmigt sind 1,4 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr. Auch mit der Erweiterung und der anvisierten Produktion von einer Millionen Fahrzeugen soll der Verbrauch den Plänen zufolge nicht steigen.

In dem im März beim Land eingereichten Antrag heißt es, dass das Unternehmen ganz ohne weitere Frischwassermengen auskommen wolle. Das soll durch einen geschlossenen Wasserkreislauf funktionieren - ein Punkt, den Umweltschützer seit langem fordern. Dafür will das Unternehmen zunächst seine bestehenden Anlagen aufrüsten, was bis Anfang 2024 erfolgen soll. Eigenen Angaben zufolge ist auch eine weitere Anlage zur Rückgewinnung von Wasser aus dem Produktionsprozess vorgesehen.

Höhere Sicherheitsanforderungen für Werksausbau

Wegen des geplanten Ausbaus und weil die Gebäude zum Teil in einem Trinkwasserschutzgebiet entstehen sollen, müsste Tesla künftig mehr Sicherheitsanforderungen als bisher erfüllen. Die Pläne führten dazu, dass der Betrieb nach der Störfallverordnung von der unteren Klasse in die obere Klasse eingestuft werde, hieß es aus dem Unternehmen. So seien weitere Meldepflichten nötig und die Ausstattung der Werksfeuerwehr müsse ein höheres Niveau haben.

Positive Reaktionen aus der Wirtschaft - aber auch Mahnungen

Die IG Metall hat die Schaffung von Arbeitsplätzen im Zuge des geplanten Tesla-Werk-Ausbaus begrüßt. Die Pläne seien ein klares Bekenntnis zum Standort Brandenburg, sagte der regionale Bezirksleiter der Gewerkschaft, Dirk Schulze. Allerdings stünde die Ankündigung in krassem Widerspruch zu dem, was die Beschäftigten vor Ort gerade erleben würden. Trotz hoher Krankenstände werde in erheblichem Umfang Personal abgebaut - und das bei gleichbleibenden Produktionszahlen. Allein im letzten Monat seien seinen Informationen zufolge fast 200 Stammbeschäftigten gekündigt worden oder sie hätten Aufhebungsverträge unterschrieben. Dazu seien im mittleren dreistelligen Bereich Leiharbeitskräfte abgemeldet worden. Vor einer Erweiterung des Werks müssten die Arbeitsbedingungen in dem Werk verbessert werden.

Die Industrie- und Handelskammer Ostbrandenburg steht den Ausbauplänen grundsätzlich positiv gegenüber. Allerdings spricht Hauptgeschäftsführer Gundolf Schülke auch von Herausforderungen, die noch zu bewältigen sind. "Das sind zum einen die Fertigstellung der infrastrukturellen Anbindungen. Da ist eine ganze Reihe noch im Bau. Da ist natürlich das Thema Ver- und Entsorgung und der Wohnungsbau, wo Berlin und Brandenburg noch zulegen müssen. Denn wenn Zuwanderung von außen in den Standort kommt, müssen natürlich ausreichend Wohnungen und soziale Infrastruktur sein."

Bisher 5.000 Fahrzeuge die Woche

Tesla stellt in Grünheide seit fast einem Jahr Elektroautos her. Inzwischen sind dort mehr als 11.000 Mitarbeiter beschäftigt. Aktuell rollen rund 5.000 Autos pro Woche vom Band. Das entspricht hochgerechnet etwa 250.000 Fahrzeugen pro Jahr und damit die Hälfte des ersten Produktionsziels. In der ersten Ausbaustufe sollen es 500.000 Autos im Jahr werden, also etwa 10.000 pro Woche.

Sendung: Antenne Brandenburg, 17.07.2023, 07:30 Uhr

46 Kommentare

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  1. 46.

    Antwort auf Fahrer
    Sehr gut geschrieben BMW wurde übrigens mal in Berlin produziert nämlich in Johannisthal woher ich das weiß mein Opa arbeitete da.
    Dann kamen der Krieg und danach produzierte BMW IN Bayer da sie dort umsonst Land erhielten zumindest was ich davon weiß.
    Die Motorradsparte kam ja dann nach Berlin besser nach Spandau bei Berlin zurück.

  2. 45.

    Bis vor Kurzem wollte keiner mehr in Brandenburg wohnen.

    Wasser, Corona, Heizung, Zuwanderung - immer Untergangsstimmung a la Nostradamus.

  3. 44.

    Antwort auf Dominik
    Na wenn das so ist warum fahren denn soviele ein Auto?
    Ich bin ja Antiautofahrer fahre nämlich Fahrrad.
    Aber wenn alle hier so schlechtes Gewissen und Hinterwissen haben, bitte verkauft Euer Auto und die Welt wird eine bessere sein?
    Bin schon gespannt auf Ihre schlaue Antwort.

  4. 43.

    Antwort auf Sieglinde
    Haben Sie den Artikel gelesen?
    Tesla verbraucht weniger Wasser als beantragt und es steht im Artikel das Wasser wird aufbereitet.
    Bin nun kein Experte aber das habe ich auch ohne Abitur verstanden.

  5. 42.

    >"Vermietung, Verpachtung ..."
    Wie ich schon sagte... das wird bei solchen großen Industrieansiedlungen nie gemacht.

  6. 41.

    Wenn man mal Ahnung von Bäumen hat merkt man das dort kein Wald sondern eine Nutzholzplantage stand. Diese ist übrigens zum größten Teil angelegt worden nach dem BMW sich aufgrund der Subventionen gegen Grünheide und für den Raum Leipzig entschieden hat. Denn man hatte damals das Gelände für die Ansiedlung einer Fabrik für BMW vorbereitet. In der kompletten Region sind übrigens von Menschenhand angelegte Nutzholzplantagen üblich…die hat man 17hundert irgendwas angefangen anzulegen um dem Adel die Bautätigkeit in Berlin (also den Ortschaften die heute Berlin bilden) zu ermöglichen.
    Muss man nicht wissen könnte man aber nachlesen…
    Daher wird dort eine Nutzholzplantage abgeerntet und das Holz wie geplant einer Verwertung (vermutlich für dachlatten und Balken) zugeführt. Man hat auch Kiefer gewählt weil diese sehr gerade und schnell wächst und kaum Verästelungen hat. Das sorgt für gute Erträge beim Sägewerk also der Aufarbeitung der Ernte.
    Die geraden Reihen zeigen eine Plantage

  7. 40.

    Ersetze "die wenigen die bei Tesla arbeiten wollen" einfach durch " die wenigen die bei DER LEAG arbeiten wollen"...dann wird ein Schuh draus in Bezug auf Wasser.

    Aber hey bei Braunkohle hört der Spaß auf, da gibt's Milliarden für 2000 Jobs die wegfallen...

  8. 39.

    An Ihrer Reaktion (typisch für für Sie) merkt man, dass Sie nichts verstanden haben, was ich meinte. Zu Ende lesen ist ratsam und danach über das Gelesene nachdenken, falls Ihnen Ihr Musk scher Nerv dass noch zulässt.

  9. 36.

    Keine Panik, Tesla baut keine Verbrenner. Die, die in China auf Halde stehen, stammen von alten OEM.

  10. 35.

    Merken Sie noch was?

    Tesla produziert keine Verbrenner auf Halde ;)

    Wer wird bei EMobilität eigentlich mehr ausgebeutet als für einen Verbrenner? Beim Verbrenner werden dafür Erdölländer wie Nigeria ausgebeutet und verseucht...

  11. 34.

    Wie lange und eigentlich warum will man Tesla von seiten Brandenburgs und Deutschland noch hofieren???
    Wir brauchen unser Wasser selbst und die wenigen Deutschen bzw. Brandenburger dir dort arbeiten möchten können eigentlich nicht den Ausschlag geben.
    Wir müssen im Sommer Wasser sparen beim wässern usw. und die wenigsten Menschen möchten freiwillig bei einem solchen Ausbeuterunternehmen arbeiten.
    Warum also das Ganze ???

  12. 33.

    Wie on Großenhain und Rheinmetall.

    Überall das Gejammer von der Deindustrialisierung und die gleichen jammern wegen neuer Industrie. Absurd!

  13. 32.

    "Jetzt ist ein Großinvestor da und schafft viele Arbeitsplätze. Dann ist das aber auch nicht recht."

    Und ich dachte immer, hier herrscht Arbeits- und Fachkräftemangel. So stand das neulich in der Zeitung.

  14. 31.

    Jetzt müssten Sie eigentlich von Millionen Hardcore Auto Fans nen Shitstorm kriegen....


    Aber geht ja um Tesla, nicht VW, Audi, BMW, MB...

  15. 30.

    >"das hätte man auch anders lösen können."
    Wie denn? Das ganze Teil 10 Meter über dem Boden schweben lassen? Flächen zu verpachten für solch große Industrieansiedlungen ist unüblich. Das hat auch was mit steuerrechtlichen und Haftungsfragen zu tun.

  16. 29.

    Diese Erweiterung war bereits in Januar 2020 grundsätzlich bekannt Bei der Kreuzberger Presse ist der damalige Lageplan noch online zu finden. Schauen Sie zudem auch in den Bebauungsplan. Das gesamte Gelände ist bereits vor vielen Jahren für eine Autofabrik überplant worden.

    Neu hinzu gekommen ist der Güterbahnhof, da das einzelne Stasigleich nicht für die Logistik einer Autofabrik ausreicht. Der ist aber nicht Bestandteil dieses Verfahrens.

  17. 28.

    "...Das entspricht hochgerechnet etwa 250.000 Fahrzeugen pro Jahr und damit die Hälfte des ersten Produktionsziels. ..."

    Branchenbezogen und rein wirtschaftlich betrachtet scheint die Ansiedlung der Tesla Manufacturing Brandenburg SE in Grünheide ein Erfolg zu sein, für die Umwelt jedoch eine Katastrophe.

  18. 27.

    Schon mal überlegt wo das ganze Öl herkommt und wer dafür ausgebeutet wird... und das schon seit Jahrzenten...

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