Brandenburg Schwarzblau, lebt auf Wiesen, nicht essbar

Stand: 27.05.2023 08:21 Uhr

Nicht anfassen und schon gar nicht essen - wer sich daran hält, hat bei einer Begegnung mit einem Ölkäfer nichts zu befürchten. Häufig sind sie ohnehin nicht in Brandenburg. Von Anna Bordel

Der Ölkäfer ist giftig - soviel steht fest. Fraglich ist aber, ob er aber den Ruf des Killers verdient, den er in der aktuellen Berichterstattung hat. Das Gift des Käfers wird für Menschen dann gefährlich, wenn man ihn isst. Uneinigkeit herrscht aber darüber, wie viele Käfer zu einer tödlichen Dosis führen. “Sie müssten nicht nur einen, sondern schon ein paar essen”, meint Axel Kruschat, Sprecher des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) Brandenburg. “Bereits ein einziger Käfer enthält eine tödliche Dosis Cantharidin für einen Erwachsenen”, heißt es wiederum in einer Mitteilung des Senckenberg Deutsches Entomologisches Institut Müncheberg (SDEI).

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Ölkäfer kommen in Deutschland selten vor

Ob einen oder mehrere - essen sollte man das Tier am besten einfach gar nicht. "Das hättten Sie vermutlich auch ohne meinen Rat nicht getan", meint Kruschat vom BUND. In Deutschland ist laut der Umweltorganisation Nabu bisher kein Fall bekannt, in dem eine Mensch an einem Ölkäfer-Mahl gestorben ist.
 
Sehr appetitanregend sieht der Schwarzblaue Ölkäfer ohnehin nicht aus. Diese Unterart des Ölkäfers gibt es in Mitteleuropa am häufigsten in Brandenburg. Er ist ein bis drei Zentimeter lang, trägt einen schwarz bis schwarzblauen Panzer und hat lange, knotige Fühler. Er lebt vor allem auf natürlichen Wiesen mit sandigen Bereichen. Häufig sieht man ihn nicht, der Schwarzblaue Ölkäfer ist in Deutschland als gefährdet eingestuft.

Ein Käfer unter 1.000 Larven

Verantwortlich sei dafür vor allem der Lebensraumverlust durch Pestizide, so Kruschat vom Bund. Und auch wenn ein Weibchen und ein Männchen für die Paarung zueinander gefunden haben, bedeute das noch lange nicht, dass daraus eine Menge Nachfahren entstehen. Experten gehen davon aus, dass sich nur jede Tausendste Ölkäfer-Larve zu einem Käfer entwickelt. Immerhin, beim Ölkäfer sind die Weibchen beim Eierlegen ziemlich produktiv: Ein Weibchen kann fünf- bis sechsmal im Abstand von ein bis zwei Wochen je 3.000 bis 9.500 Eier legen. Ein Ölkäfer lebt zwar nicht besonders lange, nur etwa einen Monat. Trotzdem könnte ein Weibchen theoretisch um die 38.000 Eier legen und hätte damit umgerechnet 38 potentielle Nachfahren in die Welt gesetzt.

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Ölkäfer-Jahre

Dass aus so wenigen Larven fertige Käfer werden, liegt übrigens daran, dass das Aufwachsen nicht nur von den Käfereltern, sondern noch von anderen Insekten abhängt. Die Larven krabbeln nach dem Schlüpfen auf Blüten. Dort müssen sie auf ganz bestimmte Wildbienenarten warten, an denen sie sich festhalten und so in die Bienennester gelangen können.
 
Im Bienennest leben sie vom Pollenvorrat, verpuppen sich und nach dem Winter schlüpfen - zwischen März und Mai - die Käfer. Prinzip: Kuckuck. Gelingen tut das mit dem Schmarotzen nicht immer. Manche Larven hängen sich an die falschen Bienensorten, oder es kommt eben einfach niemand Geeignetes vorbei und dann verhungern sie.
 
Dass es in manchen Jahren mehr Ölkäfer gibt, als in anderen, unterliege natürlichen Schwankungen, erklärt BUND-Sprecher Kruschat. "Dieses Jahr ist anscheinend ein Ölkäfer-Jahr, deshalb tritt er vermehrt auf." Das sei aber auch bei anderen Insektenarten zu beobachten. Der Ölkäfer ist laut Kruschat aber heimisch in Brandenburg, "ausbreiten" tue er sich also, entgegen aktueller Meldungen, nicht.

Wehenmittel, Liebessaft, Mordgetränk

Früher wurde das Gift laut Entomologischem Institut auch genutzt, um beispielweise Wehen zu erzeugen, die Potenz zu steigern oder Menschen hinzurichten. Heute sind die Tiere - zumindest in Deutschland - streng geschützt. Wer einen zu sehen bekommt, hat es also eher mit einem seltenen Exemplar zu tun.
 
Anfassen sollte man den Käfer jedoch nicht, weil er bei Bedrohung ein öliges Sekret ausstoßen kann, das besagtes Gift enthält. Lange werden sie in diesem Jahr nicht mehr zu sehen sein: Wenn die letzten Tiere im Mai schlüpfen und nur einen Monat leben, dann ist der letzte Ölkäfer in einigen Wochen dahingerafft.

Sendung: Fritz, 20.05.2023, 06:23 Uhr