Prozessauftakt - Eberswalder schweigt vor Gericht zu Raserunfall mit zwei Toten

Mi 10.01.24 | 15:27 Uhr
Symbolbild: Eine goldfarbene Justitia-Figur steht im Landgericht. (Quelle: dpa/B. Pedersen)
Bild: dpa/B. Pedersen

Rund dreieinhalb Jahre nach einem schweren Raser-Unfall mit zwei Toten auf der Autobahn 20 hat am Mittwoch am Amtsgericht Wismar (Mecklenburg-Vorpommern) der Prozess gegen den mutmaßlichen Unfallverursacher begonnen. Der 32-Jährige war laut Anklage betrunken, als er mit dem Auto mit 248 Stundenkilometern bei Triwalk auf einen deutlich langsamer fahrenden Pkw auffuhr. In dem Auto starben ein 45-jähriger Mann und eine 19-jährige Frau. Ein 19-Jähriger wurde schwer verletzt.

Bundeswehrsoldat aus Eberswalde erneut vor Gericht

Der mutmaßliche Unfallverursacher ist Bundeswehrsoldat aus Eberswalde (Barnim). Er war in der Nacht zum 2. August 2020 auf der A20 unterwegs von einer Kaserne in Faßberg (Niedersachsen) nach Rostock. Auf der Fahrt wurde er sogar von einer Polizeistreife kontrolliert, weil er zuvor Schlangenlinien gefahren sei. Den Beamten erzählte er aber, dass er von einem Einsatz komme und 48 Stunden lang nicht geschlafen habe. Einen Atemalkoholtest habe er abgelehnt.

Der gerammte Wagen war damals laut Anklage mit 98 bis maximal 116 Stundenkilometern auf der rechten Fahrbahn unterwegs. Das Fahrzeug wurde bei dem Unfall völlig zerstört. Die beiden Todesopfer kamen aus dem Kreis Vorpommern-Greifswald. Der 19 Jahre alte Mitfahrer musste mit mehreren Frakturen, Prellungen und Schnittverletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Der Unfallverursacher blieb damals unverletzt. Bei ihm wurden über 2,0 Promille Atemalkohol gemessen, so dass er den Führerschein abgeben musste.

Verhandlungsfähigkeit des Eberswalders soll geklärt werden

Zum Prozessauftakt schwieg der 32-Jährige. Sein Anwalt schloss aber eine Stellungnahme im weiteren Verlauf des Prozesses nicht aus. Bundeswehrkameraden berichteten am Mittwoch als Zeugen von hohem Alkoholkonsum, der nach Auslandseinsätzen des Mannes zugenommen habe. Der Angeklagte war unter anderem in Mali im Einsatz.

Der erste Prozesstag wurde nach nur eineinhalb Stunden am Mittwoch vorzeitig beendet. Der Verteidiger legte ein Attest des Bundeswehrkrankenhauses sowie eines Psychotherapeuten vor, worin seinem Mandanten eine "einsatzassoziierte Störung" und Konzentrationsschwierigkeiten bescheinigt werden. Eine amtsärztliche Untersuchung soll nun bis zum nächsten Verhandlungstag am 17. Januar klären, ob der Mann verhandlungsfähig ist. Es ist der zweite Anlauf für den Prozess, der 2023 wegen einer längeren Erkrankung eines Gutachters geplatzt war. Dem Angeklagten werden fahrlässige Tötung in zwei Fällen und fahrlässige Körperverletzung vorgeworfen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 10.01.2024, 16:40 Uhr

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