Projekt in Falkensee neu gestartet - Oma und Opa im Ehrenamt

Fr 09.02.24 | 12:14 Uhr | Von Philipp Rother
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Symbolbild: Großeltern spazieren mit ihren Enkelkindern. (Quelle: IMAGO/HalfPoint Images)
Bild: IMAGO/HalfPoint Images

Das Falkenseer Projekt "Wunschgroßeltern" bringt ältere Menschen und Familien mit Kindern zusammen. Die Kindern sollen eine gute Zeit mit der älteren Generation haben. Oft entsteht eine enge Verbindung. Von Philipp Rother

Montags wird getanzt, am Mittwoch ist Schwimmunterricht und am Donnerstag Handballtraining - der Terminkalender der Kleinsten ist oft schon gut gefüllt. Viele Eltern müssen daher den Alltag clever jonglieren, um alle Termine (auch die eigenen) unter einen Hut zu bekommen.

Wer die Großeltern in der Nähe hat, kann gegebenenfalls einige Aufgaben abgeben. Doch viele Familien sind längst aus der Heimat weggezogen. Das muss aber nicht automatisch ein Verzicht auf Oma und Opa bedeuten, denn vielerorts werden sogenannte Wunschgroßeltern vermittelt.

Warteliste füllt sich

In Falkensee (Havelland) war ein solches Projekt des Arbeiter-Samariter-Bundes Deutschland (ASB) im Jahr 2019 ausgelaufen, im Januar ist es nun erneu gestartet. Das Projekt "Wunschgroßeltern" versucht ältere Menschen, die sich wünschen, Omas und Opas zu sein, mit Familien zusammenzubringen, bei denen die Großeltern aus verschiedenen Gründen nicht da sind.

Drei ehrenamtliche Wunschgroßeltern seien in den vier Wochen seit dem Jahreswechsel schon mit Familien zusammengebracht worden, berichtet Helga Jäger, Koordinatorin des Projekts im Gespräch mit dem rbb. Acht weitere Anfragen gäbe es schon: "Wir suchen dringend Omas und Opas, die Warteliste füllt sich mehr und mehr." Die Anfragen kämen aus Falkensee, Nauen und auch Brieselang berichtet die Koordinatorin.

Wunschgroßeltern sind keine Babysitter

"Ich liebe Kinder - und ich habe gemerkt, dass mir irgendwas fehlt, also dieses Fröhliche, dieses Lebendige", sagt Jäger weiter. Deshalb ist sie seit drei Jahren selbst ehrenamtliche Wunschoma: "Einmal in der Woche hole ich die Kleine von der Kita ab und dann fahren wir zu mir - und spielen, backen, kochen, malen und basteln - alles das, wofür die Mutter sonst nicht so intensiv Zeit hat", so Jäger. Das sei sehr schön für beide Seiten.

Wunschgroßeltern übernehmen keine klassische Kinderbetreuung, sie sind keine Babysitter. Ziel ist, den Kindern eine gute Zeit mit der älteren Generation zu ermöglichen. Es gibt dabei in Falkensee keine Altersbeschränkung - weder bei den Wunschgroßeltern, noch bei den Kindern der Familien.

Eine Vermittlungsgebühr gibt es nicht, und auch der Job der Wunschgroßeltern ist rein ehrenamtlich. Meist entsteht eine enge Beziehung: "Ich werde zu Geburtstagen eingeladen, wir haben uns an Weihnachten gesehen", so Jäger.

Das Miteinander zwischen den jungen Familien und Senioren ist auch für die seelische Gesundheit wichtig. "Es hilft gegen Einsamkeit und Depressionen, unter denen viele Senioren heute leiden", sagt Eva-Lotta Brakemeier vom Lehrstuhl Psychologie und Psychotherapie an der Uni Greifswald dem ZDF zu dem Thema.

Die Eltern werden bei der Bewältigung von Beruf und Familie entlastet - ein Faktor, der vor allem den Kindern zugutekommt, erklärt die Psychologin: "Die Kinder gewinnen, im besten Fall, weitere liebevolle und zugewandte Menschen, die sich um sie kümmern."

Frauenbund vermittelt Eltern in Berlin

Auch in Berlin werden Omas und Opas vermittelt - der Frauenbund betreibt in der Hauptstadt seit 35 Jahren den "Großelterndienst". "Wir vermitteln wohnortnah im gesamten Berliner Stadtgebiet", heißt es auf der Webseite des Dienstes. Es gebe 300 aktive Wunschgroßeltern, teilte eine Verantwortliche dem rbb auf Nachfrage mit: "Die Wunschenkel sind teils schon erwachsen geworden, es gibt auch schon Wunschurenkel."

Sendung: Antenne Brandenburg, 08.02.2024, 14 Uhr

Mit Material von Mario Köhne/Antenne Brandenburg

Beitrag von Philipp Rother

8 Kommentare

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  1. 8.

    Hab ich. Grosseltern bezeichnen manche auch als "Scheinwerfer". Denn ein Licht geht auf, Augen leuchten, Scheine wedeln... nee, da gehören wir nicht rein. In diese Schublade.

  2. 7.

    Nicht schlecht. Hört sich nicht nur nach einer Einbahnstraße des Nehmens und Ausnutzends an...
    „Scheine wandern“ habe ich nicht gemeint und deshalb nicht erwähnt. Aber Sie haben das Prinzip der Kernaussage bestimmt verstanden...

  3. 6.

    In guten Familien wandern keine Scheine. Immer ein Geben und Nehmen. Wir kriegen einiges nicht so auf die Reihe, ba, denn kommen die halt. Ausserdem fahren die ältesten Enkel mittlerweile auch mal uns als "Taxi"..... so läuft dat.

  4. 5.

    Soooviel Freizeit durch weniger Arbeit (35-40h oder noch weniger) als früher, plus die vielen Helferlein (Heizung, Auto, Spülmaschine usw.) muss erstmal finanziert und gefüllt sein...
    Was geben denn die Eltern den Großeltern für deren Aufwendungen?

  5. 4.

    Die Idee ist prima, nicht neu und bringt wenn alles passt,, nur Vorteile für alle. Fit muss Omi/Opi sein, gute Kondition. Haben 9 Enkel. Aehm,.... nicht falsch verstehen, aber das kann ganz schön fordern (lacht). Tut allen gut. Tat es früher bei uns auch. Die Eltern halfen immer. Heute machen wir es genauso. Auch für Befreundete und Bekannte. Funktioniert. Gutes Netzwerk. Kam alles durch einen Familien chat und zufällig in Gange. Tadellos! Wir können ganz gut helfen. Freut uns und die Kids und die Elterlichen. Großes Herz für alle die sich da gut austauschen. Und für den Artikel rbb24.

  6. 3.

    Regeln sie Erbangelegenheiten doch entspannt, im Vollbesitz Ihrer geistigen Kräfte, freiwillig, ohne Zwang und handschriftlich schon zu Lebzeiten. 75 Euro für die Hinterlegung beim AG, 18 für den Eintrag bei der Bundesnotarkammer und sie brauchen sich keine verbitterten Sorgen über "posthumes Erbschleichen" machen.

  7. 2.

    Großartiges Projekt !
    Endlich können Berufstätige mit Kinder, ruhigen Gewissens dahin ziehen, wo es Arbeit, Wohnung und Kita- bzw Schulplätze gibt !
    Gut zu wissen, dass die Großeltern in Zukunft betreut werden !

  8. 1.

    Ist die Erbregelung analog der in der Pflege, dann ist das doch toll !

    Oder aus dem "Projekt" (Rechtsform?) wird ein eV, der auch ein posthumes Erbschleichen unmöglich macht.

    Bewerben sich da Kinder oder doch eher die jobfreien, urlaubssehnsüchtigen Eltern ?

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