Naturschutz mit Kettenantrieb - Panzer fährt Pfützen für Urzeitkrebse in die Döberitzer Heide

Do 02.11.23 | 15:31 Uhr
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Ein Leopard 1 Panzer fährt in der Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide durch eine Pfütze. (Quelle: dpa/Fabian Sommer)
Audio: Antenne Brandenburg | 02.11.2023 | Mario Köhne | Bild: dpa/Fabian Sommer

Urzeitkrebse haben es gern feucht, trüb und schlammig. Auf einem Truppenübungsplatz im Havelland fühlen sich die seltenen Tiere in den Kuhlen alter Pfade besonders wohl. Die Haltbarkeit der Pfützen wurde nun per Panzer verlängert.

Sie sind als Gimmicks aus den "Yps"-Kinderheften der 70er Jahre und aus Experimentierkästen bekannt: Millionen Jahre alte Urzeitkrebse. Doch in der Natur sind die Tierchen aus der Zeit der Dinosaurier nur noch selten zu finden.

In der Döberitzer Heide im Havelland südwestlich von Berlin kommen sie vor - in Tümpeln und Pfützen auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz. Um zwei stark gefährdete Urzeitkrebsarten dort zu schützen, kam am Donnerstag ein ziviler Panzer zum Einsatz.

Das schwere Fahrzeug rollte auf dem früheren Militärgelände mehrere Male hintereinander über frühere Trassen, auf denen sich Biotope für die Tiere entwickeln konnten. Der Boden wird durch die Panzerfahrten wieder so verdichtet, dass sich Wasser in Kuhlen sammeln kann. Diese Pfützen sind für die Urzeitkrebse überlebensnotwendig, wie die Heinz-Sielmann-Stiftung als Eigentümerin des ehemaligen Truppenübungsplatzes schilderte.

Einige Triops schwimmen auf der Wasseroberfläche in grüner Umgebung (Quelle: dpa/vizualeasy)
Urzeitkrebse | Bild: dpa/vizualeasy

Bis zu zehn Zentimeter lange Tiere im Sommer sichtbar

Die Panzer-Fahrrinnen beherbergen laut Stiftung die beiden Urzeitkrebsarten Triops cancriformis und Branchipus schaefferi. Sie seien dort Ende der 80er Jahre entdeckt worden, sagte der Experte bei der Heinz-Sielmann-Stiftung, Jörg Fürstenow. Ein Triops cancriformis könne eine Größe von mehr als zehn Zentimetern erreichen, die andere Art werde um die vier bis fünf Zentimeter groß.

An den Trassen entlang von Wanderwegen hätten auch Spaziergänger in der Döberitzer Heide gute Chancen, im Sommer solche Urzeitkrebse in Pfützen zu sehen, sagte Fürstenow.

Die beiden Urzeitkrebsarten, die typisch für Truppenübungsplätze seien, kämen vereinzelt in Deutschland vor, unter anderem auch in Sachsen-Anhalt und Sachsen, sagte der Biologe Alexander Gutsche, der sich auch mit dem Schutz der Urzeitkrebse in der Döberitzer Heide befasst. Die Bestände gingen aber zurück.

Wisente, Przewalski-Pferde und Rothirsche

Der ehemalige Truppenübungsplatz im Havelland hat eine lange militärische Geschichte. Nach der Wende wurde das große Gelände ein Naturschutzgebiet. "Brände, Explosionen und Kettenfahrzeuge hinterließen große Offenlandschaften, die ökologisch sehr wertvoll sind", so die Heinz-Sielmann-Stiftung, die das Areal 2004 erwarb.

Dort leben - neben den Urzeitkrebsen - viele geschützte Tierarten, unter anderem Seeadler, Rotbauchunken, Wildbienen und Wiedehopfe. Auch Wisente, Przewalski-Pferde und Rothirsche sind dort wieder angesiedelt worden.

Sendung:Antenne Brandenburg, 02.11.2023, 7:30 Uhr

22 Kommentare

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  1. 22.

    Können sie nicht anders als nur ewig andere anzugreifen? Was haben sie für Probleme?
    Es befindet sich auf der Spurbahn des Brückenlegepanzers ein Webadresse. Dort findet man evtl. weitere Information. Das hat aber nichts mit den Falschaussagen im Bericht zu tun. Was soll der Unsinn?

  2. 21.

    Warum greifen Sie mich persönlich an? Was haben Sie für Probleme?
    Wenn Sie genau lesen, habe ich den gleichen versteckten Hinweis den Sie geben nur noch etwas versteckter kommentiert.
    Alles andere ist Ihre Interpretation und somit Ihr Problem.

  3. 20.

    Moin,
    das ist wohl ein Versehen meinerseits - Bitte um Entschuldigung.

  4. 19.

    Die sammelt keiner ab. Wer soll das machen? Ich glaube auch nicht, dass die alle zerquetscht werden. Viele werden in den Modder gedrückt und überleben.

  5. 18.

    Ähm, steh nur ich aufm Schlauch?
    Was passiert denn bei der Panzeraktion mit den Tierchen? Alles tot und platt gequetscht?
    Oder vorher abgesammelt oder wie?
    Oder macht denen "bisschen Panzer" nichts aus?

  6. 15.

    Können sie nicht anders als nur ewig andere anzugreifen? Was haben sie für Probleme?
    Es befindet sich auf der Spurbahn des Brückenlegepanzers ein Webadresse. Dort findet man evtl. weitere Information. Das hat aber nichts mit den Falschaussagen im Bericht zu tun. Was soll der Unsinn?

    Außerdem ist es nichts außergewöhnliches. Bei Jüterbog- Altes Lager befindet sich eine Panzerfahrschule, wo man auf demilitarisiertem Kriegsgerät, das nicht mehr dem KWKG unterliegt, Fahrstunden buchen kann.

  7. 14.

    „ Was passiert mit diesen Biotopen im Sommer bei über 30 Grad?“
    Dann trocknen diese Biotope aus. Dies ist auch notwendig, da Triopsiden dem in Dauergewässern auftretenden Prädatorendruck von Fischen nicht gewachsen sind. Die Krebse legen Dauereier ab, die das Austrocknen überstehen.

  8. 13.

    Raupenfahrwerke haben gegenüber solchen mit Rädern einen sehr geringen Bodendruck. Dafür wurden sie einst entwickelt, um durch unwegsames Gelände fahren zu können, ohne zu versinken. Es gibt auch große Tranktoren mit Raupenfahrwerken. Wollte man den Boden verdichten, müsste man irgendwas anderes nehmen. Ob sich in den Spurrinnen Wassr sammelt, hängt mehr mit der Bodenbeschaffenheit zusammen. Gibt es diese Krebse nicht auch in normalen Gewässern?

  9. 12.

    Wenn der Vermieter der Fahrzeuge sich Panzerkutscher nennt, wäre der Fehler dort zu suchen und nicht im Bericht.

  10. 11.

    Die Tierchen haben in 100 Mio Jahren Evolution einiges überstanden. Da dürften ein paar weitgehend ungestörte Sommertage in Brandenburg kein Problem werden. Hin und wieder regnet es ja auch.

  11. 10.

    Wieso macht ihr euch an den Hoheitszeichen nass. Er nimmt nicht am öffentlichen Straßenverkehr teil.
    Wichtiger wäre in der Tat das was unser BW-Experte gefragt hat.
    Was passiert mit diesen Biotopen im Sommer bei über 30 Grad?

  12. 9.

    Hier liegt vmtl. ein Fehler im Bericht vor. Panzer sind gepanzerte Kettenfahrzeuge mit Waffensystemen, wie z.B. Bordkanone. Die kann man nicht zivil machen, da sie dem Kriegswaffenkontrollgesetz unterliegen. Es wäre ein Straftatbestand.
    Daneben gibt es gepanzerte Kettenfahrzeuge die ausschließlich Transportaufgaben erfüllen (Persnal, Logistik, Medizin,.....). Die kann man umwidmen.
    Im Übrigen finde ich die Idee gut. Wir mussten damals noch alles relativ geglättet wieder verlassen.
    Eins würde mich aber interessieren. Was passiert mit diesen Biotopen im Sommer bei über 30 Grad?

  13. 8.

    Hier liegt vmtl. ein Fehler im Bericht vor. Panzer sind gepanzerte Kettenfahrzeuge mit Waffensystemen, wie z.B. Bordkanone. Die kann man nicht zivil machen, da sie dem Kriegswaffenkontrollgesetz unterliegen. Es wäre ein Straftatbestand.
    Daneben gibt es gepanzerte Kettenfahrzeuge die ausschließlich Transportaufgaben erfüllen (Persnal, Logistik, Medizin,.....). Die kann man umwidmen.
    Im Übrigen finde ich die Idee gut. Wir mussten damals noch alles relativ geglättet wieder verlassen.
    Eins würde mich aber interessieren. Was passiert mit diesen Biotopen im Sommer bei über 30 Grad?

  14. 7.

    "Das ist kein Hoheitszeichen mehr." Woran erkennen Sie den Unterschied? Für mich sieht das wie das ganz normale Hoheitszeichen der Bundeswehr aus, welches ich nicht einfach mal so an meinem Privatfahrzeug anbringen darf. Das gepanzerte Kettenfahrzeug scheint ja von den Pionieren zu stammen - war also nie ein Kampfpanzer, was man immer gleich mit dem Begriff Panzer verbindet. Wo kann man sowas eigentlich in Deutschland für den privaten Gebrauch kaufen und welche Werkstatt würde einen Privatpanzer warten?

  15. 6.

    Hier liegt vmtl. ein Fehler im Bericht vor. Panzer sind gepanzerte Kettenfahrzeuge mit Waffensystemen, wie z.B. Bordkanone. Die kann man nicht zivil machen, da sie dem Kriegswaffenkontrollgesetz unterliegen. Es wäre ein Straftatbestand.
    Daneben gibt es gepanzerte Kettenfahrzeuge die ausschließlich Transportaufgaben erfüllen (Persnal, Logistik, Medizin,.....). Die kann man umwidmen.
    Im Übrigen finde ich die Idee gut. Wir mussten damals noch alles relativ geglättet wieder verlassen.
    Eins würde mich aber interessieren. Was passiert mit diesen Biotopen im Sommer bei über 30 Grad?

  16. 4.

    Da hat wohl mal wer in den 80ern sein Yps-Heft in die Heide geschmissen :)

  17. 3.

    Die aus dem Yps Heft ?

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