Kulturjahr 2024 - Brandenburg will sich als vernetzter Kulturstandort präsentieren

So 14.01.24 | 12:30 Uhr | Von Corinne Orlowski
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Symbolbild: Publikum beim Konzert. (Quelle: dpa/Sorge)
Audio: rbb24 Inforadio | 12.01.2024 | Corinne Orlowski | Bild: dpa/Sorge

"Post-Ost-Café", Punk oder migrantische Geschichten: Unter dem Motto "Welten verbinden" unterstützt das Netzwerk Kulturland Brandenburg 27 unterschiedliche Projekte für dieses Jahr. Das könnte spannend werden. Von Corinne Orlowski

Wussten Sie, dass die Reißzwecke eine Innovation aus Brandenburg ist ­– oder die Thermoskanne? Brandenburgerinnen und Brandenburger prägen die Welt. Und gleichzeitig hinterlässt die Welt Spuren in Brandenburg. Viele Schlösser und Gärten sind nach französischem Vorbild gestaltet. Bis in die Dreißigerjahre hatten der größte Kinderwagenhersteller und eine der bedeutendsten Fahrradfabriken in Europa ihren Sitz in Brandenburg an der Havel. Man setzte auf englische Expertise, um Produkte bis nach China oder Australien zu exportieren. Die Stadt Forst in der Lausitz wurde mittels schlesischer und niederländischer Fachkräfte vor über 100 Jahren zum "deutschen Manchester". Heute stellt Elon Musk seine Teslas in Grünheide her. Entwicklungen, die immer auch soziale und kulturelle Veränderungen mit sich bringen, die allerdings nicht bei allen Begeisterung hervorrufen.

So sei das Kulturland Brandenburg auf die Idee zum aktuellen Motto "Welten verbinden" gekommen, erzählt der Leiter des Netzwerks, Christian Müller-Lorenz. "Wie können wir Brandenburg – was nicht unbedingt ganz so offensichtlich ist – auch als ein Land und als einen Raum sehen, der mit der Welt verbunden ist? Brandenburg ist seit jeher ein Land, das durch Migration geprägt ist und gleichzeitig ein Land, das durch Innovationen geprägt war und ist und worauf es stolz sein kann." Mit Kunst- und Kulturprojekten will sich das Land als vernetzter Kulturstandort präsentieren.

Migrantische Geschichten

Wie sind die Menschen in Brandenburg mit der Welt verbunden und umgekehrt? Dieser Frage möchte das Netzwerk Kulturland Brandenburg nachgehen. Dazu unterstützt es 27 Projekte im ganzen Bundesland. Neu ist dieses Jahr, dass das Thema über zwei Jahre läuft und somit mehr Veranstaltungen unterstützt werden können. Zum Beispiel lädt der Brandenburgische Literaturrat zu Schreibstipendien auf die Burg Beeskow, ins Brecht-Haus in Buckow und nach Wiepersdorf ein, um einen literarischen Blick auf Brandenburg einzufangen.

Christian Müller-Lorenz erhofft sich von dem Projekt, dass migrantische Geschichten in Brandenburg eine größere Aufmerksamkeit bekommen. 2025 mündet das Literaturprojekt in ein großes Festival samt Begleitpublikation. Außerdem zeigen zwei Studierende der Technischen Hochschule in Brandenburg an der Havel wie verbunden Brandenburg mit der afrikanischen Kultur ist. In ihrem Subsahara-Afrika-Projekt sind Sprach-, Koch- und Tanzworkshops geplant.

Von Punk bis Post-Ost

Neben diesem "Draufgucken" gibt‘s aber auch ein Rausgucken aus Brandenburg in die Welt. Lugau, ein Dorf im Nirgendwo der Niederlausitz, war in den Achtzigerjahren und frühen Neunzigern ein Mekka für Independent-Musik aus Ostdeutschland. Tausende pilgerten damals in den Jugendclub "Extrem", um Punk- und New-Wave-Musik zu hören. Eine Ausstellung im örtlichen Jugendclub wird davon erzählen – und von einer Welt, die es wenigstens bis zum Mauerfall offiziell nicht geben durfte. Besonders interessant wird die Neugründung des "Post-Ost-Cafés". Dahinter steckt keine Einladung zum Kaffeeklatsch, sondern eine sechsteiligen Veranstaltungsreihe an drei Orten in Brandenburg – am Kleist-Museum in Frankfurt (Oder), am Museum des Teltow, einem ehemaligen Militärstandort, und dem Museum Alexandrowka in Potsdam. "Das Post-Ost-Café ist ein super spannendes Projekt", sagt Christian Müller-Lorenz, "weil es sich mit der Auflösung der Sowjetunion und den Erfahrungen der Menschen, die die Transformation ihres eigenen Staaten erlebt haben, beschäftigt."

Eine neue Community entsteht

Post-Ost: Ein Begriff, der gerade erst geprägt und definiert wird. Zum Post-Ost-Raum zählen nicht nur Länder wie Polen oder die Ukraine, sondern auch das Gebiet der ehemaligen DDR. Es ist ein Begriff, der mit viel Reibung diskutiert wird. Denn es geht auch um Fragen von Antislawismus und Rassismus. Dazu habe eine ganze Generation hat großes Interesse sich auszutauschen, bekräftigt Christian Müller-Lorenz. Aber er ist davon überzeugt, dass "die künstlerischen Zugänge Möglichkeiten bieten, dass man da besser mit umgehen kann".

Das Motto "Welten verbinden" wird viele Gespräche in Gang setzen - und vielleicht auch die ein oder andere künstlerische Innovation aus Brandenburg in die Welt setzen.

Sendung: Inforadio, 11.01.2024, 07:50 Uhr

Beitrag von Corinne Orlowski

2 Kommentare

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  1. 2.

    Brandenburg bietet wirklich viel Kunst und Geschichte - in vielen Epochen und in viele Richtungen. Mir wird der Aufenthalt oft durch linke und rechte Extremisten verleidet. Das ist sehr unangenehm.

  2. 1.

    Haben wir keine anderen Probleme?

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