Märkisch-Oderland - Insolvenzverfahren von Münchner Immobilien-Unternehmen trifft Mieter in Neuhardenberg

Do 21.03.24 | 16:53 Uhr
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Wohnungen in Neuhardenberg von Immobilienpleite der Omega AG betroffen
Audio: Antenne Brandenburg | 20.03.2024 | Fred Pilarski | Bild: rbb

Die Omega AG aus München hat Insolvenz angemeldet. Betroffen davon sind auch 450 Wohnungen in Neuhardenberg. Schon seit Wochen spüren die Mieter die Folgen: Es gibt weder Ansprechpartner, Reinigung noch Reparaturen.

Tausende Mieter sind deutschlandweit vom Insolvenzverfahren der Omega AG, einer Münchner Immobiliengesellschaft, betroffen. Die Folgen bekommen auch Mieter in Neuhardenberg (Märkisch-Oderland) zu spüren. Rund 450 Wohnungen dort gehören seit 2021 zur Gesellschaft der Omega-Gruppe. Hunderte der rund 2.800 Einwohner Neuhardenbergs wohnen in den Mehrfamilienhäusern nördlich der Bundesstraße 167 zur Miete.

Ein Rechercheteam von NDR und Süddeutscher Zeitung hatte Anfang der Woche [tagesschau.de] über die schwierige Lage des Unternehmens berichtet.

Bürgermeister: Kein Kontakt zum Eigentümer möglich

Weil sich in den Mehrfamilienhäusern in letzter Zeit immer mehr Probleme häuften, will Bürgermeister Mario Eska (Linke) Mieter und Eigentümer in einer Versammlung zusammenbringen. "Ich bereite die Versammlung seit 14 Tagen vor und versuche, intensiv Kontakt zu dem Eigentümer zu bekommen", sagte der Bürgermeister: "Das ist aber überhaupt nicht mehr möglich, weil die eine Telefonnummer, die ich habe, abgemeldet ist. Bei der anderen Nummer geht keiner ran."

Die Firma habe bereits vor der Insolvenzanmeldung offenbar wenig Interesse an den Häusern gezeigt. Immer wieder hörte der Bürgermeister von Rohrbrüchen und Heizungsausfällen. "Unsere Heizungsmonteure, die hier vor Ort eine schnelle Lösung haben könnten, werden außen vorgelassen", sagt Eska. "Unsere Mieter sitzen und frieren, teilweise mehrere Tage. Das haben wir schon erlebt."

"Es ist alles schmutzig"

Das müsse sich niemand bieten lassen, empfiehlt der Mieterverein Viadrina Frankfurt (Oder). Sprecher Hartmut Höhne rät Betroffenen, eine Mangelanzeige an den Vermieter zu stellen und eine Frist zu setzen. "Ich würde androhen, dass ich eine Ersatzvornahme in Auftrag gebe und dann selber einen Handwerker bestellen und das mit der nächsten Miete verrechnen - sollte man alles immer schriftlich machen", so Höhne.

Darüber hinaus sind es die kleinen Dinge, die in Neuhardenberg für Ärger sorgen. So seien Picknickplätze abgebaut und nicht mehr ersetzt worden, berichten Anwohner. "Wir bezahlen hier so viele Betriebskosten und es ist alles schmutzig", sagt Olga Kritin: "Das gefällt uns nicht." Jetzt hoffen die Mieter, dass es bald einen neuen Eigentümer gibt, der sich tatsächlich um die Immobilien kümmert.

Unternehmen häufte mehrere Millionen Euro Schulden an

Nach Recherchen von NDR und Süddeutsche hat die Omega AG im Immobilienboom der Niedrigzinsphase kräftig eingekauft. 2010 begann das Unternehmen mit Krediten von lokalen Banken insgesamt rund 5.500 Wohnungen in Deutschland aufzukaufen - mit der Hoffnung auf Wertsteigerung. Diese waren oft in weniger attraktiven Lagen und in schlechtem Zustand.

Inzwischen ist die Niedrigzinsphase vorbei. Kredite sind teurer, die Nachfrage auf dem Immobilienmarkt ging zurück und die Immobilienpreise verloren an Wert. Die Omega AG rutschte dadurch in eine schwierige wirtschaftliche Lage und häufte mehrere Millionen Euro Schulden an.

Unternehmenskonten laut Insolvenzverwalter leer

Wie es nun aber weitergeht, ist laut der Recherchen von NDR und Süddeutscher unklar. Im Dezember 2023 erwirkten die Gläubigerbanken einen Insolvenzantrag gegen die Omega AG. Zur gleichen Zeit änderte das Unternehmen seinen Namen, verlegte den Sitz an die niedersächsische Nordseeküste und die Geschäftsadresse an einen Sammelbriefkasten in der hessischen Provinz.

Der vorläufige Insolvenzverwalter Matthias Hofmann geht davon aus, dass der Straftatbestand Insolvenzverschleppung "hier in etlichen Fällen ein Thema wird". Die Konten seien leer, "bei der Omega AG war gar nichts da". Hofmann sieht in einem schnellen Verkauf der Immobilien die beste Lösung. Er selbst kann erst einmal nur die dringlichsten Dinge angehen, aber "mit leeren Kassen kann ich auch nicht alle Probleme sofort lösen". Das könne Wochen oder Monate dauern.

Sendung: Brandenburg Aktuell, 21.03.2024, 19:30 Uhr

Mit Material von Fred Pilarski

13 Kommentare

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  1. 13.

    Sie haben sich offentlichtlich nie mit den unter Zeugen gemachten Zusagen der 2 Wohnungsbetreuer von der beauftragten Hausverwaltung (RSG GmbH) und deren Einhaltung /Umsetzung beschäftigt ...
    Und von den Falschaussagen über das Ausbleiben der verbrauchsabhängigen Betriebskostenabrechnungen für 2020 und 2021 seitens der Stepup Neuhardenberg GmbH scheint Ihnen auch nichts bekannt zu sein.
    Es hätte Ihnen aber wenigstens auffallen müssen, dass Vertreter der Hausverwaltung seit mehr als 1 Jahr nicht mehr vor Ort Sprechstunde hielten sondern lieber am eigenen Wohnort (Schwerin bzw. Kleinstadt neben Leipzig) blieben bzw. bleiben mussten.
    Bei den vorhergehenden Eigentümern waren mindestens 2 Frauen vor Ort als Ansprechpartner in einem eigenen Büro jede Woche zu erreichen.
    Wenn Sie dort gewohnt haben, dann gehen Sie doch mal mit Ihren BKA 2020 und 2021 zum Mieterverein. Da kann man Ihnen sagen, welche Kosten Sie hätten sparen können ...

  2. 12.

    Ich würde Ihnen persönlich alles für 1 Euro nehmen, der Allgemeinheit zum Vorteil zuführen. Das bleibt dann in der Gemeinde.

    Finde ich gut.

    Sie interessieren nicht.

  3. 10.

    Richtig, das ist alles schmutzig. Es ist so schmutzig wie der ganze Staat.

  4. 9.

    „Es ist alles schmutzig"

    Ehrlich, schuld daran sind in erster Linie meistens die Mieter.

    Ich würde selber mal Hand anlegen, wenn ich mich nicht wohl fühlen würde, so aus eigener Überzeugung, Würde und Motivation.

  5. 8.

    Träume sind ja nicht verboten. Allerdings ist das natürlich Mumpitz.

  6. 6.

    Stimme voll zu. Enteignen. Oder geht schneller für einen Euro kaufen. Stadtwerke Neuhardenberg GmbH gründen und auf eigene Rechnung vermietet. Dann bleiben die Kosten für die vielen Sozialvermietungen in der Gemeinde und fließen nicht ab.
    Langfristig ein gutes Geschäft für Neuhardenberg und der Märkischen Sparkasse. Chancen erkennt man an den Rücklichtern.

  7. 4.

    Auch wenn's langwierig ist, für 1€ enteignen und in eine städtische Gesellschaft umwidmen.

  8. 3.

    "daß einem Investor der rote Teppich ausgerollt wird"
    Wie kommen Sie darauf, dass dies irgendjemand gemacht hätte?
    Ich würde von einem reinen Privatgeschäft in 2021 ausgehen. Neuhardenberg war damals und ist es auch heute kaum ein Imobilienhotspot. Da besteht immer Gefahr das sich die schwarzen Schafe der Branche dort austoben.
    Kontrollieren oder gar verhindern sicher schwierig bis unmöglich.
    Sind ja keine russischen Kriegsverbrecher sondern nur Kapitalisten, die ja per se nicht immer Gangster sind.

  9. 2.

    Ich hab früher mal in Marxwalde gewohnt. Da ist auch ne Menge passiert, aber so etwas nicht...

  10. 1.

    Und schon wieder. Zum x-tenmal, daß einem Investor der rote Teppich ausgerollt wird und der durch seine Spekulationen auf Kosten der Mieter (Zahlvieh) Reibach machen wollte, Verzockt! Und jetzt? Das ist mal wieder eine Sache für den Staat oder Batman! Mir tun die Mieter leid.

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