Flüchtlingspolitik - In Groß Schönebeck klappt es mit der Integration
Immer mehr Kommunen in Brandenburg melden, dass sie bei der Integration und Aufnahme von Geflüchteten überlastet sind. In Groß Schönebeck im Barnim kommen auf 1.795 Einwohner 43 Flüchtlinge - dort scheint die Sache zu funktionieren.
Die Gemeinde Groß Schönebeck im Landkreis Barnim zeigt, wie die Aufnahme und Integration von geflüchteten Menschen in Brandenburg funktionieren kann. Unter anderem kurze Wege und eine gute Nachbarschaft sorgen für ein konfliktfreies Miteinander, sagte Rainer Klemke vom ehrenamtlichen Wilkommensteam. “Das ist der Vorteil der Unterbringung auf dem Dorf. Wir leben alle in Häusern oder Wohnungen mit Nachbarn, die sich unterhalten und helfen.”
Derzeit leben insgesamt 43 Geflüchtete in der Gemeinde mit 1.795 Einwohnern - darunter vor allem Familien aus Syrien, Tschetschenien und der Ukraine. Laut Klemke gehen alle Kinder in die Schule oder den Kindergarten. Die Erwachsenen erhalten Deutschunterricht, was ihnen ermöglicht, einer Arbeit oder Ausbildung nachzugehen.
Geflüchtete finden Anschluss
Einer von ihnen ist Baha Mifleh. Vor sechs Jahren folgte der Syrer seiner schon nach Groß Schönebeck geflohenen Familie über die Balkan-Route. Der einstige Hochzeitsfotograf arbeitet jetzt in der Gemeinde Wandlitz als Bäcker. Im Landkreis Barnim habe er nicht nur Arbeit gefunden, sondern auch Freunde.
Adam Mezhidov und seine Familie hätten im Ort ebenfalls schnell Anschluss gefunden, wie er sagt. Die Familie flüchtete aus Tschetschenien nach Groß Schönebeck. "Man kennt fast jeden und wenn man sich mit ihnen unterhält, sind sie nett. Es ist schön, wenn man an der Seite netter Menschen ist", sagte Mezhidov. Derzeit lernt der 22-Jährige in der Gemeinde Kaufmann.
Viele Kommunen in Brandenburg überlastet
In Zeiten, in denen immer mehr Kommunen melden, dass sie von der Aufnahme von Flüchtlingen überlastet sind, ist solch eine erfolgreiche Integration nicht gegeben. Zuletzt entschloss sich der Kreistag der Uckermark, die Aufnahmekapazität einer neuen Flüchtlingsunterkunft in Prenzlau zu verringern.
Laut Prenzlauer Bürgermeister Hendrik Sommer (parteilos) seien die ursprünglichen Pläne, dort 300 Flüchtlinge unterzubringen, obsolet. Demnach wurde entschlossen, dass künftig etwa 180 bis 200 Flüchtlinge in der Unterkunft unterkommen können. In Prenzlau würden bereits aktuell Allgemeinmediziner, Zahnärzte, Schulen und Kitas fehlen.
Der Bürgermeister von Neuhardenberg (Märkisch-Oderland), Mario Eska (Linke), sieht seine Gemeinde beim Thema Unterbringung ebenfalls am Limit. In dem Ort berichteten Anwohner Anfang des Jahres verstärkt von Ärger mit Jugendlichen. Einige machen dafür vor allem Heranwachsende aus einer Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete verantwortlich. "Mittlerweile sind es so viele Flüchtlinge, die haben für uns kein Gesicht mehr und dadurch können wir auch keine individuelle Hilfe mehr machen", sagte der Bürgermeister.
Integration funktioniert durch Aufteilung
Überfordert seien diese Kommunen laut Klemke auch, weil sie "alle" zugewiesen bekämen, während sich andere Kommunen grundsätzlich gegen die Aufnahme von Flüchtlingen entscheiden.
Doch die Aufnahme und Integration von Geflüchteten in ganz Brandenburg würde besser funktionieren, wenn alle Kommunen an der Aufnahme von Flüchtlingen beteiligt werden und die Menschen besser verteilt wären, sagte Klemke. Denn Probleme würden erst dann entstehen, wenn zu viele geflüchtete Menschen in einem Ort untergebracht werden.
Willkommensteam erhielt 2022 Landesintegrationspreis
Gegründet wurde das Willkommensteam in Groß Schönebeck im Jahr 2015. Klemke erinnert sich an den Moment, als er merkte, dass die Konflikte sich verschärfen und Millionen Flüchtlinge nach Deutschland kommen würden. “Dann haben wir einen Dorf-Stammtisch veranstaltet und mit den Einwohnern gesprochen, dass da etwas auf uns zukommt”, sagte Klemke weiter. Demzufolge habe die Gemeinde versucht, Wohnmöglichkeiten und Kitaplätze zu schaffen und eine Versorgung zu gewährleisten. Für ihr Engagement erhielt das Willkommensteam im Jahr 2022 den Landesintegrationspreis.
Sendung: Antenne Brandenburg, 25.10.2023, 16:42 Uhr
Mit Material von Robert Schwaß