Wahl in Märkisch-Oderland - Diese zwei Kandidaten ringen um das Bürgermeister-Amt in Seelow

Fr 25.08.23 | 14:56 Uhr
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Collage: Falk Janke (AfD), Robert Nitz (parteilos) (Quelle: rbb)
Falk Janke (AfD, linkes Bild) und Robert Nitz (parteilos, rechtes Bild) | Audio: rbb24 Inforadio | 24.08.2023 | Micheal Lietz | Bild: rbb

In Seelow - der Kreisstadt von Märkisch-Oderland - wird am Sonntag ein neuer Bürgermeister und Nachfolger des verstorbenen Jörg Schröder gewählt. Die Entscheidung steht unter besonderer Beobachtung.

Die Gedenkstätte für die gefallenen Soldaten bei der Schlacht um die Seelower Höhen am Ende des Zweiten Weltkrieges und die Motocross-Rennstrecke - dafür ist die Stadt Seelow in Märkisch-Oderland bislang außerhalb der Stadtmauern besonders bekannt. Das könnte sich demnächst ändern. Denn erstmals könnte in Brandenburg ein Mitglied der Alternative für Deutschland (AfD) hauptamtlicher Bürgermeister werden und ins Rathaus einer Kreisstadt einziehen.

Seit dem überraschenden Tod des langjährigen Bürgermeisters Jörg Schröder (parteilos, für die SPD) im April fungiert Robert Nitz als dessen Stellvertreter amtierend. Der 34 Jahre alte parteilose Kandidat tritt nun gegen den 60-jährigen Falk Janke von der AfD an.

AfD-Kandidat sieht "einige Seilschaften"

Janke ist gelernter Bilanzbuchhalter, war CDU-Geschäftsführer in Märkisch-Oderland und kam über die rechtspopulistische Schill-Partei zur AfD. Für ihn gibt es in Seelow vor allem ein Problem: "Wir haben schon einige Seilschaften", sagt Janke. "Da kann man auch mal andere Leute den Fuß in die Tür stellen lassen und etwas aufbrechen. Nach so vielen Jahren hat sich ein bisschen Verbindung gebildet", sagt Janke. Menschen aus Seelow würden ihm sagen: "Herr Janke, was hier inzwischen in Seelow abgeht, da hätten wir gerne mal, dass ein frischer Wind reinkommt."

Zwar habe sich Seelow sehr gut entwickelt, da das Land finanziell gut unterstützt habe. Darüber hinaus gebe es allerdings viele Baustellen, so Janke. "Wir bekommen gerade aus Berlin Gesetze übergeholfen, die die Bürger und Stadt, mit ihren vielen Wohnungen und kommunalen Einrichtungen betreffen werden." Er nennt als Beispiel etwa die Grundsteuer und den "Heizhammer, wo wir überlegen müssen, wie wir damit umgehen".

Zudem stellten die Geflüchteten eine Herausforderung für die Stadt dar, so der AfD-Kandidat. Bei der Zuteilung sei der Märkisch-Oderland-Kreis übermäßig belastet worden. Auch Seelow habe viele Geflüchtete aufgenommen, was für Probleme bei der Wohnungsvergabe sorge.

Keine Brandmauer gegen AfD?

Dass er für seinen "frischen Wind" Mehrheiten in der Stadtverordnetenversammlung bräuchte, sei kein Problem, so Janke. Koalitionslager gibt es seiner Meinung nach nicht. "Die reden alle mit mir und ich rede mit allen. Und wir haben uns schon sehr viel geeinigt." Eine "Brandmauer, die von oben verordnet wird, die gibt es hier nicht wirklich", sagt er mit Bezug auf eine Distanzierung von der AfD, wie sie andernorts erfolgt.

Der zweite Kandidat, der parteilose Robert Nitz, sieht dagegen durchaus eine klare Abgrenzung nach Rechtsaußen. Das zeige sich in der Stadtverordnetenversammlung. Von sämtlichen Fraktionen, außer der AfD, wird Nitz' Kandidatur unterstützt. Er ist 34, Verwaltungsfachwirt und seit 2017 in der Stadtverwaltung sowie seit 2022 erster stellvertretender Bürgermeister von Seelow. Seit dem Tod Schröders leitet er die Amtsgeschäfte. Nitz hat als ehemaliger Fußballer Rückhalt vor allem im größten Sportverein der Stadt: Victoria Seelow, den wiederum Schröder mitgegründet hat.

Nitz will mehr Vernetzung und Schulausbau

Wichtigstes Thema für Nitz ist der Ausbau von Grund- und Oberschule. Die platzten bereits jetzt aus allen Nähten. "Wir haben viel Zuzug, aber auch zwei Wohnbaugebiete", so Nitz. "Ein Wohnbaugebiet ist in einem halben Jahr ausgebucht gewesen. Das nächste Wohnbaugebiet steht in den Startlöchern. Da werden bis zu 250 Wohneinheiten entstehen." Und genau deshalb müssten "wir die Schulen ausbauen".

Auch der Bürgerservice von Seelow solle unter Nitz verbessert werden, da der Zulauf enorm sei. Entscheidungen im Rathaus sollen für die Bürger transparenter werden. Weitere Schwerpunkte liegen in der Vernetzung der Region. So setzt sich Nitz für den Ausbau der Ostbahn ein und befürwortet die Entwicklung des Gewerbegebietes bei Diedersdorf.

Welcher der beiden Kandidaten schlussendlich die Umsetzung seiner Vorhaben in Angriff nehmen kann, darüber entscheiden am Sonntag etwa 4.400 wahlberechtigte Seelower. Die Lokale zur Wahl des neuen Bürgermeisters sind in der Zeit von 8 bis 18 Uhr geöffnet.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 23.08.2023, 19:30 Uhr

52 Kommentare

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  1. 52.

    Die falsche Behauptung haben sie bereits unter anderen Namen aufgestellt und wurde deshalb zu Recht gelöscht.

    "Wie bei der Wahl zum Ministerpräsidenten im Februar 2020 sieht die Thüringer Verfassung vor, dass in den ersten beiden Wahlgängen Ministerpräsident wird, wer von der absoluten Mehrheit der Mitglieder des Landtags gewählt wird. Gelingt dies nicht, kommt es zum dritten Wahlgang. In ihm gilt der Bewerber mit den meisten Stimmen als gewählt. Sowohl im ersten als auch im zweiten Wahlgang am 4. März 2020 erhielt Bodo Ramelow 42 Stimmen, die aus den Fraktionen der Linken, SPD und Grünen gekommen sein sollen. Björn Höcke erhielt jeweils 22 Stimmen, was der Fraktionsstärke der AfD entsprach. Die jeweils 21 Enthaltungen sollten der Fraktion der CDU zuzurechnen sein. Die FDP war zwar bei der Wahl anwesend, stimmte aber nicht ab. Aus der FDP-Fraktion waren jedoch statt fünf nur vier Abgeordnete im Thüringer Landtag anwesend; es fehlte Ute Bergner. "

  2. 51.

    Die falsche Behauptung haben sie bereits unter anderen Namen aufgestellt und wurde deshalb zu Recht gelöscht.

    "Wie bei der Wahl zum Ministerpräsidenten im Februar 2020 sieht die Thüringer Verfassung vor, dass in den ersten beiden Wahlgängen Ministerpräsident wird, wer von der absoluten Mehrheit der Mitglieder des Landtags gewählt wird. Gelingt dies nicht, kommt es zum dritten Wahlgang. In ihm gilt der Bewerber mit den meisten Stimmen als gewählt. Sowohl im ersten als auch im zweiten Wahlgang am 4. März 2020 erhielt Bodo Ramelow 42 Stimmen, die aus den Fraktionen der Linken, SPD und Grünen gekommen sein sollen. Björn Höcke erhielt jeweils 22 Stimmen, was der Fraktionsstärke der AfD entsprach. Die jeweils 21 Enthaltungen sollten der Fraktion der CDU zuzurechnen sein. Die FDP war zwar bei der Wahl anwesend, stimmte aber nicht ab. Aus der FDP-Fraktion waren jedoch statt fünf nur vier Abgeordnete im Thüringer Landtag anwesend; es fehlte Ute Bergner. "

  3. 50.

    Eines haben beide gemeinsam: es handelt sich um demokratische Parteien.

  4. 49.

    Nicht nur das. Jankes Unterstützung durch den rechten Rand der AfD zeigt sich auch in seinem gegenwärtigen Wahlkampf, in dem er unter anderem von Lars Günther sowie Roman Kuffert aus dem AfD-Landesvorstand, der kürzlich in Klosterfelde im NS-Jargon von einer „Umvolkung“ sprach, unterstützt wird.

  5. 48.

    "Wenn ich CDU wähle, will ich nicht die Linke unterstützen." Das ist verständlich. Aber da ist man bei der CDU nicht sicher. In Thüringen waren die CDU Wähler ziemlich sauer, dass sie mit ihrer Wahl Ramelow unterstützt haben. Ramelow verfügt seit der Merkel-Intervention über keine parlamentarische Mehrheit und wird von der Thüringen-CDU im Amte gehalten.

  6. 47.

    Ein Bürgermeister der Politik für Linke oder für CDU macht, hat sein Amt nicht verstanden und dürfte dort nicht lange bleiben.
    Wie der Name sagt, sollte er/sie Politik für die Bürger seiner Stadt machen.
    Ansonsten haben Sie als Wähler mindestens 5 Optionen.
    Sie akzeptieren das und wählen den Kandidaten.
    Sie akzeptieren nicht und wählen den Gegenkandidaten.
    Sie akzeptieren nicht und wählen ungültig.
    Sie akzeptieren nicht und wählen gar nicht.
    Sie akzeptieren nicht und stellen sich selbst zur Wahl.
    Alle 5 Optionen sind erlaubt und rechtens. Welchen Luxus diese Demokratie selbst bei nur 2 Kandidaten doch bietet.

  7. 46.

    Verstehe ich nicht. Die Seelower haben die Wahl zwischen einen demokratischen Kandidaten und einen mit einer rechtsextremen Biografie. Sie ärgert anscheinend das Bündnis von Demokraten gegen Rechtsextremismus.

    Das ist gelebte Demokratie wenn man sich gegen Feinde der Demokratie mit Mitteln der Demokratie wehrt.

  8. 45.

    Ich habe die doch nicht in einen Sack gesteckt. Von sämtlichen Fraktionen, außer der AfD, wird Nitz' Kandidatur unterstützt.

  9. 44.

    Gemäßigte Politiker, wie bspw. Dräger, sind bei der AfD doch schon lange abgemeldet. Stattdessen tritt in Seelow mit Janke nun jemand an, der dort eine Straße nach einem Nazi-U-Bott-Kommandeur benennen wollte und damals nur aufgrund der Fürsprache vom "gärigen" A. Gauland in die AfD aufgenommen wurde.

  10. 43.

    Demokratie geht anders. Wenn ich den einen nicht will muss ich den anderen wählen? Na toll. Normal stellt jede Partei ihren Kandidaten auf.

  11. 42.

    Man hat doch die Wahl, zwischen rechtsextrem und Demokratie. 2014 war Janke sogar der rechtsextremen AfD zu rechtsextrem.

    Als Janke 2014 in die Kreistagsfraktion der AfD aufgenommen werden wollte, lehnte der damalige Fraktionsvorsitzende Winfried Dreger die Aufnahme ab. Dem RBB gegenüber sagte Dreger damals, Janke habe die DVU als „gar nicht so schlimm“ verharmlost. Er kam mit Blick auf Jankes rechte Vergangenheit zu dem Schluss: „So jemanden brauchen wir in der AfD nicht.“

  12. 41.

    Das sollten sie gefälligst den Seelowern Bürger überlassen. Belehrung wie ihre sind überflüssig. Schließlich müssen die Wähler danach mit der Entscheidung leben

  13. 40.

    Warum stellen die Parteien keine eigenen Kandidaten auf? Was ist da los? Gibt es keine? Es ist doch Sinn einer Demokratie, dass man die Wahl hat.

  14. 39.

    Die Wahlbeteiligung wird bestimmt schwach sein.

  15. 38.

    "Man muss dieser Partei und den gewählten Vertretern auch mal die Chance geben, etwas zu zeigen."

    Hatten sie schon, endete 1945 in einem Desaster. Ich empfehle ein Geschichtsbuch ihrer Wahl.

  16. 36.

    Und was soll das? Entweder ich mache Politik für Linke oder für die CDU. Ich wähle niemanden, der völlig anders politisch tickt.

  17. 35.

    Vielleicht stehen sich Linke und CDU als demokratische Parteien ja doch etwas näher?

  18. 34.

    In dem Fall unterstützen Linke und CDU den gleichen parteilosen Kandidaten und nicht sich gegenseitig.
    Wenn man vor dem kommentieren lesen würde, würde man das erkennen.

  19. 33.

    Milchmädchenrechnung. Sie können doch nicht alle anderen in einen Sack stecken und dann sagen, es seien 84%. Dann bedarf es ja nur zweier Parteien. Und dann überlässt man die Opposition komplett der AfD.

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