Der Verein "Dorfbewegung Brandenburg" bekommt eine von drei Medaillen der Theodor-Heuss-Stiftung für Demokratieprojekte. Die Auszeichnung wird im April neben dem Theodor- Heuss-Preis in Stuttgart verliehen. Das gab die Stiftung am Donnerstag bekannt.

Der brandenburgische Verein mit Sitz in Müncheberg (Märkisch-Oderland) stärke die Gemeinden in ihrem Bundesland und ermutige ihre Mitbürger zur Gestaltung von demokratischen Prozessen, heißt es von der Stiftung.

Durch die Anerkennung erhalte die Dorfbewegung eine bundesweite positive Ausstrahlung und Aufmerksamkeit, sagte der Vorsitzende der Dorfbewegung Brandenburg e.V. Netzwerk Lebendige Dörfer, Frank Schütz, dem rbb. Die Auszeichnung sei eine große Überraschung gewesen.

"Wenn man weiß, dass die Theodor-Heuss-Stiftung ihren Sitz in Stuttgart hat und wir mit unserer Arbeit hier in Brandenburg Interesse hervorrufen konnten, ist das natürlich für uns als ehrenamtliche Struktur und als Menschen, die sich für ländliche Regionen engagieren, eine sehr große Freude und schöne Anerkennung", so Schütz weiter.

Mit Dialogformaten wie dem "Parlament der Dörfer" wolle der Verein den Austausch von Netzwerken zwischen den Ortschaften fördern. Damit wird das Engagement für mehr Teilhabe in ländlichen Gemeinden gewürdigt, sagte Schütz weiter. "Ob es in der Uckermark oder in der Prignitz ist, wir wollen zeigen, wenn Leute sich im Dorf engagieren und Möglichkeiten suchen, sich zu beteiligen und ihr Dorf mitzugestalten, dass dieses Dorf dann auch lebendiger wird", so Schütz.

Nur durch den Austausch und das Engagement könne verhindert werden das Dörfer nicht zu "Schlaf-Regionen" werden und als demokratisch selbstständig agierende Strukturen erhalten bleiben, so der Vorsitzende weiter. Bedenkliche Tendenzen würden sich auch in Hinblick auf die aktuellen Bauernproteste zeigen.

"Wenn wir jetzt die Demonstrationen der Landwirte sehen, ist das eine Sache, die wir als Dorf Engagierte sehr gut nachvollziehen können", so Schütz weiter. Denn eine ähnliche Situation gebe es derzeit auch im Einzelhandel, in Apotheken und Arztpraxen im ländlichen Raum. Die Schwierigkeiten seien in jedem Bereich die gleichen. Die zentrale Frage sei laut Schütz: "Wie können wir solche Strukturen im Dorf halten und für die Dörfer weiterentwickeln?"

Denn ohne Entwicklung drohe eine weitere "Entkopplung" der Dörfer von städtischen Strukturen, erklärte Schütz. Auch deshalb sei es wichtig, Menschen, die in die Dörfer ziehen, mit in die Gemeinschaft einzubinden und zu gestalten.

Die überparteiliche Theodor-Heuss-Stiftung ehrt seit 1965 jedes Jahr Menschen und Initiativen, die sich in beispielhafter Weise für Demokratie und Bürgerrechte einsetzen. Zu den bisherigen Preisträgern des Theodor-Heuss-Preises zählen unter anderem FDP-Politiker Gerhart Baum, die russische Menschenrechtsorganisation "Memorial International", der Philosoph Jürgen Habermas oder die frühere Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU).

In diesem Jahr erhält die Autorin und Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal den Theodor- Heuss-Preis für ihre Arbeit sowie den Einsatz für Freiheit, Demokratie und die Rechte von Minderheiten. Laut Angaben der Stiftung nimmt sie offen und unter persönlichen Anfeindungen gegen Rassismus, Islamismus, Rechtsextremismus und Antisemitismus Stellung. Die Initiative "colorido e.V." setzt sich den Angaben zufolge im sächsischen Plauen mit kreativen Projekten gegen Rassismus und Rechtsextremismus ein und wird neben der Dorfbewegung Brandenburg mit einer Medaille ausgezeichnet.

Die 59. Theodor-Heuss-Preisverleihung wird im Rahmen eines Festakts am 20. April 2024 in Stuttgart stattfinden.

Sendung: Antenne Brandenburg, 12.01.2024, 8:30 Uhr