Landkreis Havelland - SEK-Einsatz in Vieritz: Polizei findet Verdächtigen tot im Dachgeschoss

Mo 13.11.23 | 08:55 Uhr
Archivbild: Nach dem Tod eines bewaffneten Mannes bei einem Großeinsatz in der Gemeinde Milower Land in Brandenburg hat die Polizei auf dem Gelände zahlreiche gefährliche Gegenstände gefunden. (Quelle: dpa/TNN)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 12.11.2023 | Material: Theresa Majerowitsch | Bild: dpa/TNN

Im Milower Land hat sich ein bewaffneter Mann 34 Stunden in einem Haus verbarrikadiert und mit einer Maschinenpistole auf Beamte geschossen. Am Sonntag wurde er tot aufgefunden. Die Gemeinde bietet nun psychologische Betreuung an.

Hinweis: Dieser Artikel wird nicht mehr aktualisiert. Neue Informationen zum Fall in Vieritz finden Sie hier.

  • Bewaffneter hatte sich in Wohnhaus in Vieritz (Havelland) verschanzt
  • Polizisten fanden ihn in der Nacht zu Sonntag tot im Dachgeschoss
  • Waffen und Munition auf Gelände gefunden, darunter eine Handgranate
  • Auslöser war ein Einsatz zur Unterstützung des Jugendamts
  • Gemeinde bietet psychologische Nachsorge an

Ein Großeinsatz der Polizei im Havelland wegen eines bewaffneten und in einem Haus verschanzten Mannes ist in der Nacht zu Sonntag zu Ende gegangen. Der Verdächtige sei gegen 0:30 Uhr im Dachgeschoss des Gebäudes in der Gemeinde Milower Land von den Einsatzkräften aufgefunden worden, sagte eine Polizeisprecherin dem rbb. Ein Notarzt habe nur noch den Tod feststellen können. Die genauen Umstände des Todes müssten nun geklärt werden.

Seit Sonntag ist die Spurensicherung vor Ort im Einsatz. Auf dem Gelände sowie im Gebäude fanden die Kräfte den Polizeiangaben zufolge Schusswaffen, Munition und weitere gefährliche Gegenstände wie eine Handgranate.

Die tote Person habe er nicht persönlich gekannt, sagte Bürgermeister Felix Menzel (SPD). Hinterfragen müsse man, wie es möglich sei, dass jemand in seinem Privathaushalt solche gefährlichen Gegenstände habe sammeln können. Er hoffe nun, dass die Ortschaft wieder schnell zur Ruhe kommt. "Wer psychologische Nachsorge braucht, der kann sich erstmal bei der Ortsvorsteherin melden", sagte Menzel am Montag im rbb24 Inforadio.

Ein Polizeiwagen sperrt eine Straße im Ort Vieritz (Havelland) ab. Quelle: dpa/Cevin Dettlaff)
Das Dorf war während des Einsatzes abgeriegelt | Bild: dpa/Cevin Dettlaff

Angebot professioneller Hilfe

Die Verwaltung werde sich nun um professionelle Hilfe kümmern. Es wird laut Menzel auch Maßnahmen an den Grundschulen geben: "Denn ich denke, gerade für die Kinder, die dieses Wochenende zuhause eingeschlossen waren, vielleicht noch Schussgeräusche wahrgenommen haben, ist es ganz schwer, damit umzugehen."

Nach rbb-Informationen soll der Mann dem Reichsbürgermillieu angehört haben. Das Jugendamt sei auf ihn aufmerksam geworden, weil er sich geweigert haben soll, sein Kind in der Schule anzumelden. Ein Beschluss des Amtsgerichts hatte den Einsatz am Freitag ausgelöst.

Verdächtiger war "hochgradig aggressiv"

Der laut Polizeiangaben "hochgradig aggressive" Verdächtige hatte in der Nacht zu Samstag und am Samstagabend mehrere Schüsse aus dem Haus heraus und in dem Haus abgegeben. Laut Polizei versuchten die Einsatzkräfte über Stunden vergeblich, Kontakt zu ihm aufzubauen. Zuletzt konnten sie in das Haus im Ortsteil Vieritz vordringen. Was sich dort in der Nacht konkret ereignete, blieb zunächst offen so wie auch das Motiv des Schützen.

Die Straßensperren in dem fast zwei Tage lang abgeriegelten Ort wurden aufgehoben, der Tatort blieb zunächst aber weiträumig abgesperrt.

Das SEK der Polizei ist in Vieritz (Havelland) im Einsatz. (Quelle: TNN)
Auch ein Panzerfahrzeug kam in Vieritz zum Einsatz. | Bild: TNN

Kind und Frau konnten Haus verlassen

Am Freitag war die Polizei zunächst zur Unterstützung des Jugendamtes im Einsatz, um einen Beschluss des Amtsgerichts durchzusetzen. Wegen anzunehmender Kindeswohlgefährdung wurden auch Spezialeinheiten zum Einsatzort beordert. Neben dem Mann hatten sich in dem Haus ursprünglich auch ein Kind, dessen Mutter sowie ein weiterer Mann, der Bruder des Haupttäters, befunden.

Freitagnachmittag sei einer der Männer mit einer Waffe aus dem Haus getreten und von Polizisten überwältigt worden. Gegen ihn wurde Haftbefehl erlassen. "Die tatverdächtige Person ist bereits in die JVA Wriezen verbracht worden", teilte die Polizei mit.

In der Nacht zu Samstag haben dann die Frau und das Kind das Wohnhaus verlassen. Dabei sei es aus dem Haus zu einer Schussabgabe gekommen. Verletzt wurde niemand. Nach rbb-Informationen handelt es sich bei dem Kind um einen Jungen. Er wurde inzwischen dem Jugendamt übergeben. Die Frau kam in Obhut der Polizei, während der Bewaffnete sich im Haus verschanzt hielt.

Maschinenpistole auf Einsatzkräfte abgefeuert

Am Samstag blieb die Lage unübersichtlich, auch wenn die Polizei von einer "statischen Situation" sprach. Verhandler der Polizei versuchten über mehrere Stunden vergeblich Kontakt zu dem Mann im Haus aufzunehmen. Gegen Mittag gab es eine Detonation und ein gepanzertes Fahrzeug der Polizei setzte sich in Bewegung.

Am Samstagnachmittag konnten Einsatzkräfte zunächst in das Haus eindringen, sie zogen sich den Angaben zufolge allerdings wieder zurück, als der Mann Schüsse aus einer Maschinenpistole abfeuerte. Verletzt worden sei dabei niemand, so die Polizei.

In der Gemeinde Vieritz im Landkreis Havelland ist ein Spezialeinsatzkommando der Polizei im Einsatz. (Quelle: TNN)
Das SEK war in Vieritz im Einsatz. | Bild: TNN

Neben Spezialeinsatzkräften des Landes Brandenburg kamen in Vieritz auch Kräfte der Bundespolizei sowie der Landespolizeien Berlin, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt zum Einsatz - insgesamt bis zu 80 Einsatzkräfte. Der Landkreis Havelland unterstützte die polizeilichen Maßnahmen mit Feuerwehr und Rettungsdienst.

Über den Toten ist bislang wenig bekannt. In das Haus war der Mann zusammen mit Frau und Kind eingezogen. Auch sein Bruder wohnte dort, dessen vier Kinder sollen wegen Streitigkeiten aber vor Wochen ausgezogen sein. Das Haus sei in den vergangenen Monaten "mehr und mehr mit Kameras umgeben" worden, sagte Ortsvorsteherin Anke Engeleiter dem rbb: "Ich glaube, da war noch nie einer von den Bürgern drin."

Vieritz hat rund 300 Einwohner und ist ein Ortsteil der Gemeinde Milower Land. Das Dorf liegt rund 20 Kilometer nordwestlich von Brandenburg an der Havel.

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Sendung: rbb24, 11.11.2023, 12:00 Uhr

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