Konzertkritik | The Hives im Huxleys - "Wie geht's, Ihr Motherfucker?"

Fr 22.09.23 | 08:31 Uhr | Von Magdalena Bienert
Archivbild: Die Mitglieder der schwedischen Band «The Hives». (Quelle: dpa/B. Bengtsson)
Audio: rbb24 Inforadio | 22.09.2023 | M. Bienert | Bild: dpa/B. Bengtsson

The Hives melden sich nach über einer Dekade lautstark zurück und möchten wieder auf ihrem Rock'n'Roll-Thron Platz nehmen. Zu Recht? Oh ja. Sagt Magdalena Bienert nach dem Konzert der Schweden in Berlin am Donnerstagabend.

Der Opener im Berliner Huxleys, die erste neue Single "Bogus Operandi", lässt mit dem ersten Gitarrenriff keinen Zweifel im Saal aufkommen, dass hier eine Band richtig Lust drauf hat, wieder auf Bühnen zu stehen und ihre schicken Anzüge durchzuschwitzen: Boom! The Hives sind zurück und haben nichts von ihrer Energie eingebüßt.

Unter dem Youtube-Video zu "Bogus Operandi" ließ die Band im Mai verlauten, dass sie zurückgekommen seien, um wieder auf dem Thron Platz zu nehmen, auf den sich offenbar niemand hatte setzen wollen. Aber wer auch immer sich gerade als Nummer Eins fühlen würde, solle sich bereit machen Nummer Zwei zu werden: The Hives sind schließlich zurück.

Und so zelebriert Frontman Pelle Almqvist mit genau dieser leicht überheblichen Attitüde und Lust am Provozieren diesen Auftritt vor ausverkauftem Haus. Es fliegen nicht nur Fäuste in die Luft, sondern auch Bierbecher, gerade bei den alten Hives-Klassikern wie "Walk Idiot Walk", "Hate to say I told you so" und "Tick Tick Boom".

The Hives gehörten in den Nullerjahren mit zu den wichtigsten Rockbands, eine von diesen "The"-Bands, die voller Energie und wilder Rüpelhaftigkeit waren, denen man gern verzieh, weil sie einfach Spaß machten. Aber nach Album Nummer Fünf wurde es ziemlich still um das schwedische Quintett.

Sagenhafte elf Jahre hat es gedauert, bis The Hives nun im August mit einem neuen Album um die Ecke gekommen sind: "The Death of Randy Fitzsimmons". Und ihre sechste Platte macht genau da weiter, wo die Band aufgehört hatte: schnelle Gitarren und einprägsame Basslines an schrägem Humor, gepaart mit stilsicherer Optik.

Sänger Pelle Almqvist von "The Hives"
Bild: IMAGO / ABACAPRESS

Niemand möchte reifen Rock'n'Roll hören!

Almqvist wirft sich zum Stagediven ins Berliner Publikum - kommt aber nicht sonderlich weit - und lässt die Fans auch sonst selten in Ruhe. Außer deutschen Phrasen a la: "Meine Damen, meine Herren, meine Berliner - wie geht's, Ihr Motherfucker?", fordert Almqvist auch immer wieder Reaktionen heraus: "Gibt's hier Fragen?" oder "Ich mach nur Krach, wenn ihr auch Krach macht!"

Und die Fans liegen ihm zu - ja wahrscheinlich Schweißfüßen, denn während uns schon die T-Shirts an den Körpern kleben, fragt man sich, wie die Band das in ihren Anzügen aushält. Es sind die gleichen, die sie in jedem aktuellen Video zum Album tragen: Schwarz mit weißen Applikationen, Blitzen und Noten, die im Dunkeln fluoreszieren.

Rampensau Almqvist meinte kürzlich: Niemand würde reifen, erwachsenen Rock'n'Roll hören, also macht die Band natürlich genauso weiter, wie immer. Dass das seit 30 Jahren eine gelungene Rezeptur ist, sieht man nicht nur an der komplett ausverkauften Tournee der Hives, sondern auch an den oberen Chartplatzierungen mit dem gerade mal 32 Minuten langen neuen Album.

In Berlin gibt's noch eine Weltpremiere, kündigt der Sänger an. Den neuen Song "Smoke&Mirrors" bekommt die Hauptstadt live als erste zu hören, aber so schnell, wie er gekommen ist, ist er auch schon wieder vorbei. In guter Punk-Manier dauert kaum ein Song läng er als zwei bis drei Minuten.

Und manchmal muss es eben einfach kurz, schnell und schwitzig sein, denn nach 70 Minuten ist der ganze Konzert-Spaß schon vorbei. Na dann: Welcome back, dear Hives, bitte genauso weitermachen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 22.09.2023, 6.00 Uhr

Beitrag von Magdalena Bienert

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