3:2 in Paderborn - Hertha BSC mit drei Punkten aus dem Nichts

Fr 05.04.24 | 20:26 Uhr
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Hertha-Spieler Fabian Reese jubelt in Paderborn (Bild: Imago/Ulrich Hufnagel)
Audio: rbb24 Inforadio | 05.04.2024 | Christian Schulze | Bild: Imago/Ulrich Hufnagel

Nach einer über weiten Strecken enttäuschenden Leistung hat es Hertha BSC doch noch zu einem Sieg beim SC Paderborn gebracht. Eklatanten Abwehrfehlern stand dabei vor allem eine enorme Effektivität entgegen. Und starke Einwechselspieler.

  • Hertha nun nur noch fünf Punkte hinter Rang drei
  • Paderborn mit zwei Lattentreffern und lange das bessere Team
  • Herthas Einwechselspieler beleben das Berliner Spiel
  • 1,17 zu 0,62 bei den Expected Goals zu Gunsten von Paderborn
  • Im zehnten Duell gegen Paderborn der siebte Sieg für die Berliner

Zum Auftakt des 28. Spieltags in der Zweiten Fußball-Bundesliga hat Hertha BSC die Chance gewahrt, doch noch einmal ins Aufstiegsrennen einzugreifen. Beim SC Paderborn gewannen die Berliner mit 3:2 (1:1). Die Tore erzielten Raphael Obermair (16. Minute) und Visar Musliu (59.) für Paderborn sowie Aymen Barkok (17.), Bilal Hussein (86.) und Haris Tabakovic (90.) für Hertha. Durch den Sieg rückt die Mannschaft vorübergehend auf Rang sechs, mit nun nur noch fünf Punkten Rückstand auf Relegationsplatz drei.

Hertha foult mit Folgen

Paderborn begann schwungvoll, vor allem das Tempo von Außenstürmer Sirlord Conteh bereitete der Hertha immer wieder Probleme. Dessen Hereingabe nach Konter war es auch, die Berlins Rechtsverteidiger Jonjoe Kenny zum vermeintlichen 1:0 ins eigene Netz lenkte (6. Minute). Allerdings zählte das Tor wegen einer vorausgegangen Abseitsstellung zurecht nicht.

Hertha wusste sich anschließend häufiger nur durch Foulspiel zu helfen. Nicht ohne Folgen. So setzte zunächst Calvin Brackelmann einen Freistoß aus rund 20 Metern an die Latte. Und das mit derart viel Schmackes, dass naheliegende Seismographen sich zumindest kurz gewundert haben dürften (11.).

Fünf Minuten später war es erneut ein Freistoß, der dann zur Paderborner Führung gereichte. Gegen den perfekt ins Toreck fliegenden Freistoß von Raphael Obermair waren sowohl die Berliner Mauer (und das will, historisch betracht, etwas heißen) als auch Torhüter Marius Gersbeck gänzlich chancenlos.

Paderborn mit einem Gastgeschenk

Umso erstaunlicher, dass die Gäste, die bis dahin nicht erwähnenswert in Erscheinung getreten waren, nur eine Minute später zum direkten Ausgleich kamen. Allerdings nur unter Annahme eines großzügigen Gastgeschenks von Paderborns Kai Klefisch, der sich unter minimalen Gegnerdruck nicht entscheiden konnte, ob er den Ball annehmen oder passen wollte, weshalb er ihn auf nur schwer wiederholbare Weise direkt in Berliner Beine brachte. In der Folge liefen Palko Dardai und Aymen Barkok im Paarflug und ohne Gegner in Sicht auf das Paderborner Tor zu. Nach Querpass von Dardai hatte Barkok schließlich keine Mühe, aus wenigen Metern zum 1:1 einzuschieben.

Danach aber fand das Spiel in seine scheinbar natürliche Form zurück. Hertha bot Paderborn Räume und Möglichkeiten. Allein ein weiteres Tor wollte nicht fallen, trotz guter Möglichkeiten (Conteh, 30. und 44., Zehnter, 41.) und einem weiteren Lattentreffer. Nach einem Eckball köpfte Paderborns in diesem Augenblick äußerst luftig verteidigter Abwehrchef Visar Musliu gekonnt gegen den eigenen Laufweg, aber doch nicht genau genug (36.).

Hertha dreht das Spiel aus dem Nichts

Auch die zweite Halbzeit begann unverändert. Nach Hereingabe von der rechten Seite war es Sebastian Klaas, der den Ball nach Strafraumgetümmel zwar an Hertha-Schlussmann Marius Gersbeck vorbei stocherte, jedoch nicht an der Rettungsgrätsche von Kenny (48.). In der 60. Minute gelang dem erneut absurd ungedeckten Musliu schließlich, wofür er eine Stunde lang trainiert hatte — ein Kopfballtor nach Eckball.

Hertha schien geschlagen, kam aber doch noch zum Ausgleich. Weil Paderborn nach der Führung zu wenig investierte und Hertha wie aus dem Nichts zunächst durch den eingewechselten Bilal Hussein zum Ausgleich kam (86.), als er eine flache Hereingabe von Kenny aus wenigen Metern über die Linie brachte. Nur um in der 90. Minute nach Konter und famoser Einzelleistung des ebenfalls eingewechselen Ibrahim Maza sogar den Siegtreffer durch Haris Tabakovic bejubeln zu dürfen. Der Schweizer musste nach Querpass von Maza aus zwei Metern nur noch den Fuß hinhalten. In der sechsten Minute der Nachspielzeit hatte Hertha dann noch einmal Glück, als Paderborns Klaas den Ball aus drei Metern nicht richtig kontrollieren konnte und über das Tor brachte.

Reaktionen zum Spiel

Pal Dardai (Hertha BSC): "Wir haben zum Schluss ein bisschen Glück gehabt, aber für dieses Glück haben wir sehr viel gearbeitet. Die erste Halbzeit war nicht gut und der Gegner deutlich besser. [...] In der Halbzeit haben wir Einiges eingeordnet und mit den Wechseln neuen Schwung und eine neue Spielweise gezeigt. Da hat man gespürt: Es kann etwas passieren."

Raphael Obermair (SC Paderborn): "Da waren schon ein paar Dinger dabei, die man machen kann. Wir waren auch immer wieder gefährlich vor dem Tor. Wir müssen da vielleicht noch ein, zwei Dinger mehr machen und dann läuft das vielleicht anders. Sehr bitter heute."

Fabian Reese (Hertha BSC): "Wir sind zwei Mal zurückgekommen - letzte Woche auch schon. Wir haben das ganze Spiel noch gedreht. Ich glaube, wir hatten im Laufe der Saison nicht viele Spiele, die wir dreckig gewonnen haben. Heute endlich mal ein Spiel, das wir dreckig gewonnen haben. Am Ende kommt es auf die drei Punkte an. Das macht uns glücklich. Auch wenn heute bei Weitem nicht alles perfekt war."

Das Spiel im Liveticker

Sendung: rbb24, 05.04.2024, 22 Uhr

44 Kommentare

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  1. 44.

    Mich kotzt es nur an, wenn Leute ihre eigene Vergangenheit leugnen, und so tun, als ob die gute Stimmung schon immer wäre. Wer nichts aus seiner Vergangenheit lernt, wiederholt sie.
    Und bei aller berechtigter Kritik an die derzeitige Situation, ist ein Blick zurück ganz gut, damit es nicht wieder zu solchen Ausfällen kommt. Nur befürchte ich gerade dies wieder!
    Es war nicht die erste Krise der alten Dame, die ich erlebt habe. Es kann aber gern die letzte sein.
    Eisernes HaHoHe

  2. 42.

    Nein. Wir wollen doch nächste Saison gegen Mainz 05 spielen.

  3. 41.

    Mal sehen, wie sich M05 nächstes Jahr in Liga 2 schlägt. Freue mich auf die Duelle.

  4. 40.

    Den Anfang Ihres Beitrags kann ich nicht verstehen. Klingt wie die Leute, die Hertha nur aus der Perspektive der üblen Jahre sehen und alles Positive sofort relativieren. Davon gibt es hier genug. Ich habe mich hinreichend zu den haarsträubenden Jahren bei Hertha geäußert, aber ich lehne andauernde Relativierungen der derzeitigen Leistungen ab. Am Anfang dieser Saison stand Hertha noch mit dem Rücken zur Wand und kam noch nicht einmal mit den Anforderungen der 2. Liga klar. Jetzt spielen wir doch noch (relativ) weit oben mit, und das muss einfach mal genügen. Auch wenn, typisch für die 2. Liga, die Leistungen nicht konstant sind. Ich sehe an den jungen Leuten, auch in meiner eigenen Familie, welch ein Stimmungsumschwung der neuen Vereinsführung gelungen ist, und dass die Seele des Vereins lebt. Der tragische und viel zu frühe Tod von Kay Bernstein, dessen Verdienste nicht hoch genug bewertet werden können, war sehr schmerzlich, aber die Geschichte des Berliner Wegs geht weiter.

  5. 39.

    Ist das schwer, wenn man am Boden lag? Viele Niederlagen wecken dafür hier viele negative Emotionen, oder wie? Für die Ausfälle der vorherigen Jahre schäme ich mich und werde es nicht vergessen!

    Ja, der Sieg war wichtig. Und verdient, wenn bis zum Schluss gekämpft wird. Das ist Sport! Und Auf- und Abstieg sollten immer erst abgehakt werden, wenn rechnerisch nichts mehr geht. Abgerechnet wird erst am letzten Spieltag, wie ein Spiel auch erst mit dem Abpfiff endet.
    Eisernes HaHoHe

  6. 38.

    Nach der Bilderauswahl der Redaktion scheinen die nur Bilder von diesem Fabi Reesi und der beleidigten Leberwurst zu haben.
    Sind wohl die alleinigen Garanten für einen Sieg der Truppe, die anderen Mitspieler nur das nötige Übel um den blendenden Glanz der Beiden hervorzuheben.

  7. 37.

    Schöner dreckiger Sieg der alten Dame. Glückwunsch. Wenn es jetzt noch mit dem Aufstieg klappt, ist diese Saison gerettet.

  8. 36.

    Ein paar verirrte Mainz 05 Anhänger gibt es bestimmt auch hier in der Gegend.
    Einer ist hier auch immer fleißig am ablästern. Zwar ohne Substanz, Mühe gibt er sich aber schon, seine Abneigung regelmäßig kund zu tun
    Und Bochum finde ich eigentlich selbst gar nicht mal so übel.
    Da gibt es ganz andere...
    Düsseldorf z.B., die schulden ins noch einen Elfmeterpunkt. ;)

  9. 35.

    In Anlehnung an Janosch: "Oh, wie schön ist Mittelmaß!"
    Oder hat irgendjemand Lust, heute die 1. Liga-Begegnung Mainz gegen Darmstadt im Live-Stream zu sehen?
    Dann doch lieber 2. Liga mit einem dreckigen Sieg und einem Trainer, der auf seine knautzige Art und Weise einem Reporter seine Grenzen aufzeigt.
    Alles allemal unterhaltsamer als Bochum gegen Heidenheim, dem 1. Liga 'Knaller-Spiel' der kommenden Woche.
    Dann doch lieber Hertha - Rostock am Freitagabend.

  10. 34.

    Nsja der Trainer ist durchschnittlich, hat kein Konzept und sollte sm Ende der Saison gehen ( müssen).

  11. 33.

    Es ist eigentlich alles gesagt. Nur eins noch an alle Missgünstlinge: ärgert euch schön an diesem wunderschönen Wochenende und dann mindestens noch bis Freitag.
    An alle Herthanerinnen und Herthaner: genießt die 3 Punkte und das fantastische Wochenende.
    Und dann treffen wir uns am Freitag wieder im Stadion und unterstützen unsere Hertha so toll wie schon die ganze Saison. HA-HO-HE

  12. 31.

    Wieso träumt der Autor eigentlich immer noch vom Aufstieg?

  13. 29.

    Hallo Nils, warum kommentieren Sie eigentlich nie die Spiele Ihres Herzensvereins Mainz 05. Wie ist es denn überhaupt um ihren Verein bestellten? Wie spielen die wohl gegen Darmstadt? Egal, was Sie und die anderen Hertha-Negativ- -Berichterstatter so umtreibt, ich habe mich jedenfalls sehr für die Mannschaft und den Verein gefreut!

  14. 28.

    Liebe Hertha hasser ,am Ende werden die Gänse Fett :-)

  15. 27.

    Ja, Hertha bekommt so langsam die Qualität von Leverkusen. Die schießen ihre Tore ja auch in der Nachspielzeit.

  16. 26.

    Glückwunsch noch aus Paderborn. Ein Spiel, wie die gesamte Saison. Vorn Hui, hinten Pfui. Egal. 3 Punkte. Klassenerhalt gesichert. Bitte die Saison in Ruhe (mit Dardai) zu Ende spielen.
    Es war krass im Stadion, coole Stimmung von der ersten bis zu letzten Minute. Kommt alle gut nach hause.
    Und an alle Hater: wir träumen jetzt nicht von der Champions League!!!

    HaHoHe

  17. 25.

    Das haben sie schön wohltuend ausgedrückt.Ich freue mich auch für Hertha ,die Spieler ,die Fans und vor allem auch für diesen guten Trainer mit soviel Herzblut für diesen Verein,und für mich

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