Jahreswechsel in Berlin - Polizei meldet rund 390 Festnahmen in Silvesternacht - Angriffe auf Einsatzkräfte

Mo 01.01.24 | 15:12 Uhr
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Festnahme in Berlin am 01.01.2024 . (Quelle: dpa/Michael Kuenne/Presscov)
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Video: rbb|24 | 01.01.2024 | Material: rbb & TNN & TVNewsKontor | Bild: dpa/Michael Kuenne/Presscov

Tausende Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr haben die Silvesternacht in Berlin begleitet. Es gab erneute Angriffe auf Polizisten und Feuerwehrleute, hunderte Menschen wurden festgenommen. Die Polizei zeigt sich dennoch zufrieden.

Das rbb Fernsehen sendet am Montagabend um 20:15 Uhr das rbb24 Spezial: "Stresstest für die Hauptstadt - Bilanz der Silvesternacht".

  • Erneut Angriffe auf Einsatzkräfte in der Silvesternacht
  • Polizei meldet rund 390 Festnahmen
  • Vorkommnisse am Alexanderplatz, in Charlottenburg und in Neukölln
  • Unfallkrankenhaus meldet mindestens 22 Schwerverletzte durch Böller

Die Berliner Polizei hat am Nachmittag des Neujahrstages eine detaillierte Einsatzbilanz der Silvesternacht veröffentlicht. Den Zahlen zufolge waren rund 3.200 zusätzliche Polizistinnen und Polizisten im Einsatz, darunter 680 Unterstützungskräfte von der Bundespolizei, aus Brandenburg, aus Schleswig-Holstein, aus Sachsen sowie aus Sachsen-Anhalt. Insgesamt waren 4.000 Polizeikräfte in Berlin im Einsatz.

Dank umfassender Präventionsmaßnahmen und einem "entschlossenen und konsequenten Einschreiten" sowie der Festlegung von drei Pyrotechnikverbotszonen seien "größere Störungen verhindert" worden, heißt es in der entsprechenden Mitteilung vom Montag. In den drei Böllerverbotszonen am Alexanderplatz in Mitte, im Steinmetzkiez in Schöneberg sowie in der Sonnenallee in Neukölln seien die Regeln "überwiegend eingehalten" worden.

Berlin feiert ins Jahr 2024

54 verletzte Polizeikräfte

Im gesamten Stadtgebiet habe es auch diesmal Angriffe auf Einsatz- und Rettungskräfte gegeben, allerdings im Verhältnis zur Zahl der Polizeikräfte im Einsatz deutlich weniger als noch im vergangenen Jahr. Bis 6 Uhr früh am 1. Januar wurden 54 Polizeikräfte verletzt – im Vorjahr waren es mit 47 zwar weniger, allerdings waren in der Silvesternacht auf 2023 nur halb so viele Polizeikräfte im Einsatz wie diesmal.

Ein Polizeibeamter musste schwer verletzt in ein Krankenhaus eingeliefert werden, so die Mitteilung weiter. 30 Polizisten wurde demnach durch Pyrotechnik verletzt. Auf Seiten der Berliner Feuerwehr habe es keine Verletzten gegeben, auch weil man mit den Löschkräften "in ständigem Kontakt und Austausch" stand, so die Polizei.

Festgenommen wurden in der Silvesternacht rund 390 Personen. Im gesamten Stadtgebiet wurden 720 Ermittlungsverfahren eingeleitet, dabei vor allem wegen Brandstiftung, Verstößen gegen das Waffengesetz sowie das Sprengstoffgesetz und wegen des tätlichen Angriffs auf Polizeikräfte.

Angriffe im gesamten Stadtgebiet

Bei der zentralen Silvesterfeier am Brandenburger Tor in Mitte verzeichnete die Polizei Berlin keine besonderen Vorkommnisse. Rund 44.400 Gäste besuchten demnach die Veranstaltung, um bis etwa 1.45 Uhr den Jahreswechsel zu begehen. Der Veranstalter sprach von mehr als 65.000 Besuchern.

Zwischenfälle gab es diesmal vor allem u.a. rund um den Neptunbrunnen am Alexanderplatz in Berlin-Mitte. Laut Polizei hielten sich rund um das Gebiet zeitweise bis zu 6.000 Menschen auf. Dabei wurden vereinzelt Polizeikräfte mit Pyrotechnik attackiert, mehrere Beamte wurden dadurch verletzt. Letztlich habe die Menschenmenge zerstreut werden können, heißt es in der Mitteilung.

In der Polizei-Auflistung besonderer Vorkommnisse taucht auch ein Angriff auf einen BVG-Bus in Neukölln auf: Am frühen Sonntagabend sei ein Bus der Linie 246 in der Silbersteinstraße mit einem unbekannten Gegenstand beworfen worden. Dabei sei eine Fensterscheibe beschädigt worden, verletzt wurde aber niemand. Ebenfalls in Neukölln, im Ortsteil Gropiusstadt, wurde ein Polizeiwagen mit einem Böller beschädigt.

Eine Hundertschaft der Polizei am Silvesterabend in Berlin-Neukölln im Einsatz. Quelle: rbb/DaehlerIn der Sonnenallee in Neukölln war die Polizei stark präsent.

In Moabit warf ein unbekannter Mann gegen 22.30 Uhr ein Gefäß mit einer brennbaren Flüssigkeit vor einen Bus der Linie M27. Der Busfahrer konnte ausweichen, woraufhin der Täter ein weiteres Gefäß mit brennbarer Flüssigkeit gegen die mittlere Eingangstür des Busses warf. Der Busfahrer und die Fahrgäste blieben unverletzt.

Erneut in Gropiusstadt wurden am späten Sonntagabend neun Personen festgenommen, die laut Mitteilung Molotow-Cocktails vorbereitet hatten. Um kurz nach Mitternacht wurden dann in der Knobelsdorffstraße in Charlottenburg Polizeikräfte mit pyrotechnischen Gegenständen beschossen. Dabei wurde eine Polizeibeamtin am Kopf verletzt, ein Funkwagen wurde beschädigt. Im weiteren Verlauf der Nacht kam es dort zu weiteren Angriffen auf Polizeikräfte.

Weitere Vorfälle wurden aus den Stadtteilen Reinickendorf (brennende Müllcontainer an der Residenzstraße), Kreuzberg (Explosionen auf einem Balkon in der Graefestraße), Steglitz (Randalierer in der Wedellstraße) sowie Friedrichshain (brennende Gegenstände und Angriffe durch Vermummte auf der Rigaer Straße) gemeldet.

Polizei und Feuerwehr ziehen erste positive Bilanz

Letztlich seien die Zwischenfälle nicht so gravierend gewesen wie in der Silvesternacht vor einem Jahr, sagte die Sprecherin der Berliner Polizei, Anja Dierschke, in der Nacht dem rbb. "Wir sind mit der Einsatzkonzeption zufrieden", so Dierschke. "Der Unterschied war, dass wir aufgrund der hohen Einsatzkräftezahl unmittelbar einschreiten konnten."

Zahlreiche Böllerverletzte im Krankenhaus

Im Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) sind in der Silvesternacht zahlreiche Menschen mit Böllerverletzungen behandelt worden. Inzwischen seien 22 Patienten mit schweren Augenverletzungen, Brandwunden und Sprengverletzungen an den Händen sowie im Gesicht versorgt worden, teilte die Klinik kurz nach 4.00 Uhr auf der Onlineplattform X (vormals Twitter) mit. Das UKB sprach von teils "dramatischen Amputationsverletzungen".

Bereits am Samstag hatte ein Mann beim Zünden einer Rakete eine Hand verloren. Das Krankenhaus verstärkte in der Silvesternacht nach eigenen Angaben seine OP-Kapazitäten deutlich.

In der Silvesternacht 2022/2023 hatte es bundesweit Ausschreitungen und Angriffe auf Polizisten sowie Rettungskräfte gegeben, besonders betroffen war Berlin. Die direkte Verfolgung nach Böllerwürfen und Raketenbeschuss war für die Polizei schwierig, weil viele Randalierer im Dunkeln abtauchten. Durch die Auswertung von Videos im Internet ließen sich aber Täter identifizieren. Nach jüngsten Berichten leitete die Berliner Staatsanwaltschaft 151 Ermittlungsverfahren ein. 89 Verdächtige wurden festgestellt, in 75 Verfahren wird gegen unbekannt ermittelt.

Sendung: rbb24 Abendschau, 01.01.2024, 19:30 Uhr

91 Kommentare

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  1. 91.

    Danke - das haben Sie wunderbar dargestellt. Habe diesbezüglich auch grad ein kleines Date in einem anderen Chat. Manche wollen oder können es einfach nicht lassen. Und damit nutzen sie weder sich noch der Gemeinschaft derer, die das Leben lebenswert erhalten wollen.
    Allen hier ein gutes und gesundes neues Jahr.

  2. 90.

    Teile dieser Partei und Nahestehende rufen, schon des Öfteren, offen die bewaffneten Sicherheitskräfte zum Putsch auf. Ob Merkel, Scholz oder Habeck. Die Demokratie soll einfach weg. Das ist doch wohl garnichts mit den nachpubertieren Spielchen von Wagner und dem "Straßenmob" zu tun. Und ja das ist dann , zumindest wenn die Hetze weiterhin so gut ankommt, wirklich Demokratie gefährdend.

  3. 89.

    Nacht der Repressionen? Da hat sich aber jemand ganz gewaltig im Ton vergriffen.

  4. 88.

    " Gipfel war der heutige Post jene Mitmenschen als" Rechten Mob" zu bezeichnen die für den Zaun zum Park votieren... "

    Deutsche Sprache - schwere Sprache. Ich habe geschrieben: "...ein Zaun für Millionen um den rechten Mob zu besänftigen,..."

    Aber einem die Wörter im Munde zu verdrehen gehört in ihren Kreisen zum Handwerk.

  5. 86.

    " Gipfel war der heutige Post jene Mitmenschen als" Rechten Mob" zu bezeichnen die für den Zaun zum Park votieren... "

    Deutsche Sprache - schwere Sprache. Ich habe geschrieben: "...ein Zaun für Millionen um den rechten Mob zu besänftigen,..."

    Aber einem die Wörter im Munde zu verdrehen gehört in ihren Kreisen zum Handwerk.

  6. 85.

    @"Novalis"egal in welchem Chat zu welchem Thema oder von Ihnen benutzten Nicknamen... Ihr Frust und Hader auf den aktuellen Senat das Leben und ihre Mitmenschen muss unfassbar groß sein... Gipfel war der heutige Post jene Mitmenschen als" Rechten Mob" zu bezeichnen die für den Zaun zum Park votieren... Pfui..Wie erbärmlich! Erdenkliche mitleidig geprägte Wünsche zum Jahreswechsel an Sie und rutschen sie dabei nicht auf dem eigenen Frust aus...

  7. 84.

    Randale?.... was für Leute sind das?... sind das Gewalttäter?...

  8. 83.

    Heute haufenweise Geld verballern und morgen wieder jammern, dass alles so teuer ist.

  9. 81.

    Was für ein Irrsinn da draußen. Es wird schon geballert, verrückt. Als ob nicht in gar nicht so großer Entfernung kein Krieg herrscht. Nein man muß ihn hier auch noch "spielen". Feuerwerkskörper die reinsten "Stalinorgeln" gleichen. Aber die Leute verballern hier hunderte, tausende €. Und es waren nicht die reichsten die ich beim Einkaufen sah. Nah ja das "Bürgergeld" wird ja aufgestockt. Wo sind denn jetzt die ganzen Öko-Aktivisten? Alles nur Heuchler! Wie unsere Politiker!

  10. 80.

    Aufrüstung und wochenlanger Medienrummel haben kräftig dazu beigetragen, dass "Kampfhandlungen" heraufbeschworen wurden. Muss man auch mal unter dem Aspekt überlegen.

  11. 79.

    "Gruppenbereicherung ", ein Begriff aus der rechtsextremen Szene. Klar das dann so einer wie sie keine Gefahr sieht, die von der rechtsextremen AfD und ihren inzwischen alles beherrschenden faschistischen und völkisch-nationalen "Flügel" ausgeht.

  12. 77.

    Ja, bei uns hier am Moritzplatz ist es bis jetzt auch ruhiger als in den vergangenen Jahren. Wir fragen uns, warum das so ist. Vielleicht sind die Chaoten, die wir hier sonst immer hatten, alle in der Sonnenallee.....

  13. 76.

    Schlaf weiter. So hatten unsere Urgroßeltern 1933 auch gedacht.

  14. 75.

    ... und dann mein Zimmer mit den bescheuerten Titelseiten von Bild, B.Z. bis Stern und Spiegelmein Zimmer tapezieren, so wie wir das schon vor über 40 Jahren gemacht haben. Guten Rutsch ins neue Jahr. Lasst uns diese ganzen Dämonen lautstark vertreiben.

  15. 74.

    " Falls notwendig werde es eine "Nacht der Repressionen".

    es wird wohl notwendig werden

  16. 73.

    Es geht nicht um legales Kleinfeuerwerk sondern um strafbare Handlungen gegen Sachen, Personen und Staatsorgane. Auch früher wurde zu Silvester Feuerwerk veranstaltet, und ich kann in meiner Wohngegend keinen großen Unterschied zu früher feststellen. Meiner Wahrnehmung nach wurde früher sogar eher mehr geknallt als bislang am Silvesterabend 2023.

  17. 72.

    "... wo der Rechtsstaat versuchen wird sich durchzusetzen" Unfassbar! Es darf nicht beim Versuch bleiben!
    Mir tun diejenigen leid, die diesen Versuch jetzt ausführen müssen und ihren Kopf dafür hinhalten, was in den letzten Jahren politisch schiefgelaufen ist.

    Allen, die tagtäglich für uns Menschen in dieser Stadt da sind, die allerbesten Wünsche für das neue Jahr. Und - Kommt gesund nach Hause!

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