Neuer Generalmusikdirektor - Thielemann wird Nachfolger von Barenboim an Berliner Staatsoper

Mi 27.09.23 | 13:50 Uhr
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Nachfolger von Daniel Barenboim an der Staatsoper Berlin wird Stardirigent Christian Thielemann. (Quelle: rbb)
Video: rbb24 Abendschau | 27.09.2023 | Bild: rbb

Jetzt ist es offiziell: Christian Thielemann folgt auf Daniel Barenboim als musikalischer Leiter der Staatsoper Unter den Linden. Der 80-jährige Barenboim hatte sein Amt Anfang des Jahres aus gesundheitlichen Gründen abgegeben.

Der Dirigent Christian Thielemann wird neuer Generalmusikdirektor an der Berliner Staatsoper Unter den Linden. Der 64-Jährige folgt auf den krankheitsbedingt ausgeschiedenen Daniel Barenboim, wie der Berliner Kultursenator Joe Chialo (CDU) am Mittwoch bekannt gab.

Thielemann sei weltweit als Opern- und Konzertdirigent gefragt. Jetzt werde ein Stück Berliner Geschichte geschrieben, so Chialo: "Mit Christian Thielemann kehrt ein gebürtiger Berliner, dessen musikalische Wurzeln hier an der Spree liegen, ans Dirigentenpult der Staatsoper zurück. Mit seiner Wahl gewinnt Berlin erneut höchste musikalische Exzellenz." Thielemann nannte die Musikerinnen und Musiker der Staatsoper ein "wunderbares Orchester".

Ab September 2024 im Amt

Der als Wagner-Spezialist geltende Thielemann hat als Chefdirigent einen Vertrag mit der Staatskapelle in Dresden, der noch bis 2024 läuft. Ab September 2024 soll er dann die musikalische Leitung in Berlin übernehmen.

Der 64-jährige war zuletzt mehrfach für Barenboim, dessen Assisten er einst war, eingesprungen, unter anderem für zwei Zyklen von Richard Wagners "Ring des Nibelungen". Zuvor war Thielemann bereits künstlerischer Leiter der Osterfestspiele in Salzburg und Musikdirektor der Bayreuther Festspiele. Zudem war er unter anderem Generalmusikdirektor der Deutschen Oper Berlin und der Münchner Philharmoniker. Zudem dirigierte er etwa die Wiener und die Berliner Philharmoniker.

Barenboim "Dirigent auf Lebenszeit"

Der 80-jährige Barenboim hatte 1992 als Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden auch die Staatskapelle übernommen, im Jahr 2000 hat ihn das Orchester zum "Dirigenten auf Lebenszeit" gewählt. Die musikalische Leitung der Staatsoper gab er gesundheitsbedingt zu Jahresbeginn ab. Sein Opern-Vertrag sollte ursprünglich bis 2027 laufen.

Mit dem Rückzug Barenboims war Chialo für die international beachtete Besetzung des hochkarätigen Postens zuständig. Über die Nachfolge sprach er auch mehrmals mit der künftigen Intendantin Elisabeth Sobotka. Chialo betonte dabei, es gehe darum, "das Haus in seiner Exzellenz und Tradition zu bewahren und trotzdem Türen für eine moderne Zukunft aufzumachen".

Die Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus bezeichnete die Wahl Thielemanns als "vertane Chance". Thielemann sei zwar ein angesehener Künstler, er stehe jedoch für "altmodische, rückwärtsgewandte Strukturen", wird die kulturpolitische Sprecherin Daniela Billig in einer Mitteilung vom Mittwoch zitiert. Zudem sei das Besetzungsverfahren "intransparent" gewesen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 27.09.2023, 10:20 Uhr

12 Kommentare

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  1. 12.

    Selbst Sie werden zugeben müssen, dass die künstlerische Exzellenz Thielemanns der Barenboims um einiges nachsteht. Ebenso wie die Progressivität. Von daher hat Frau Billig nicht Unrecht. Siehe meine Ausführungen unter #7. Und wo Sie da grüne Ideologie sehen, ist mir schleierhaft.

  2. 11.

    Ein 64jähriger, der ab 2026 auf Grund seiner schon abgeschlossenen Verträge der Staatsoper komplett zur Verfügung stehen wird. Das klingt nach Erneuerung und Zukunftsträchtigkeit!

    Nicht falsch verstehen, ich bin Fan von Barenboim, der noch immer mit Neuem um die Ecke kommt und dem die Begeisterung aus den Augen blitzt. Der eine knappe Generation jüngere Nachfolger kommt m.E. eher wie ein seriöser Musikarbeiter daher.
    Ich würde mich über frische Ideen freuen, bin jedoch skeptisch.

  3. 10.

    PRIMA

    Viel Glück und Erfolg

  4. 9.

    Und das die Grünen einfach anderer Meinung sind als Sie ist nicht möglich?
    Ist jeder, der eine abweichende Meinung äussert deswegen gleich ideologisch verbohrt?

  5. 8.

    Das Beste, was der Staatsoper passieren konnte.
    Und mit ihrem Statement zeigt Frau Billig einmal mehr, dass den Grünen Ideologie wichtiger ist als künstlerische Exzellenz.

  6. 7.

    Rückwärts immer, vorwärts nimmer. - Ja, der "deutsche Klang" Thielemanns hat seine vor allem zahlungskräftigen Anhänger, die eher älter als jünger sind als er. Was sagt diese Personalie über das zukünftige Repertoire der Oper, was über das zukünftige Publikum?! Betrachtet man den generationenübergreifenden 'impact' Barenboims an der Oper, den Iván Fischers am Konzerthaus und vor allem den Simon Rattles an der Philharmonie, letztere zwei passende Nachfolger gefunden haben, sehe ich das für Thielemann nicht. Seine Zeit an der Deutsche Oper war bereits ein Scheitern (ich wage nicht den Vergleich mit Donald Runnicles). Sein Repertoire ist begrenzt, seine internationalen Erfahrungen (besonders im Vergleich zu seinem Vorgänger) ebenso. Ein West-Eastern Divan Orchestra findet sich bei ihm vergebens, keine Ansätze von Progressivität. Barenboim war und ist weitaus moderner. Vielleicht ist Thielemann der größte unter den Konservativen, aber ist es das, was die Stadt braucht? Ich bezweifle das.

  7. 6.

    Super!!! Wir freuen uns sehr über diese Berufung. Ein Berliner für Berlin :-)).

  8. 5.

    ....ich freue mich auf Herrn Thielemann ! ! ! ! ....und wie !!!!!!!!

  9. 4.

    Bravo. Was für wunderbare Neuigkeiten.
    Das freut mich sehr. Ein Berliner wird Chef-Dirigent an der Staatsoper. Wie schön. Gratulation.

  10. 3.

    Fragt sich nur, was konkret vereinbart wurde. Soll Thielemann in Berlin wieder sagenhafte 10 (in Worten: zehn) Opernvorstellungen im Jahr dirigieren? Wie es der Vertrag vorsah, der vor einem reichlichen Jahrzehnt in Dresden gemacht wurde, als man ihn unbedingt haben wollte? Der nun überraschend nicht mehr verlängert wurde, weil nicht mehr über die Stagnation hinweggesehen wird, in die das Haus geraten ist. Nicht etwa durch Thielemanns künstlerisches Profil, sondern durch diesen Vertrag, der umfassende Kompetenzen mit minimalen Verpflichtungen verband.

    Interessant auch, was der Kultursenator laut MDR-Meldung von 10.04 Uhr sagte: Er hätte gern eine Frau mit Migrationshintergrund gefunden. Erfüllt eigentlich ein italienischer Dirigent, so wie Thielemanns Nachfolger in Dresden (Daniele Gatti), das zweitgenannte Kriterium? Nach solchen Bemerkungen kann man den Berliner Kulturinstitutionen nur noch viel Glück wünschen.

  11. 2.

    Sehr gute Wahl.
    Tielemann war ja schon mal an der Deutschen Oper GMD.
    Wir freuen uns

  12. 1.

    Gute Wahl. Besonders im Deutschen Fach unbestreitbar ein Meister

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