FSG-Nobiskrug: Staatsanwaltschaft ermittelt - Windhorst unter Druck

Stand: 21.03.2024 19:27 Uhr

Die FSG-Nobiskrug Werften in Flensburg und Rendsburg stehen zunehmend unter Druck. Laut IG Metall war das Unternehmen mit Sozialabgaben im Verzug, ein Marineauftrag wurde storniert. Am Donnerstag befragte der Wirtschaftsausschuss des Landtags Investor Lars Windhorst.

von Peer-Axel Kroeske

Im Moment geht es Schlag auf Schlag für FSG-Nobiskrug. Die Staatsanwaltschaft Kiel hat am Donnerstagmittag auf Anfrage von NDR Schleswig-Holstein mitgeteilt, dass sie gegen Verantwortliche der FSG-Nobiskrug beziehungsweise der übergeordneten Tennor-Gruppe ermittelt.

Der Investor haftet persönlich

Es bestehe der Anfangsverdacht des "Vorenthaltens oder Veruntreuens von Arbeitsentgelt". Nach Angaben des Rendsburger Betriebsrats ist das Unternehmen noch immer mit Sozialabgaben in einstelliger Millionenhöhe im Verzug. Auch Löhne kamen mehrfach verspätet. Beide Werften haben insgesamt rund 600 Beschäftigte. Geschäftsführer Lars Windhorst hatte vor zwei Wochen beim Treffen mit Ministerpräsident Günther noch Besserung gelobt und betont, er hafte persönlich.

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Marineauftrag wird rückabgewickelt

Die Bundeswehr hatte zuvor offiziell bestätigt, dass sie den Auftrag für die Instandsetzung des Schwimmkrans Griep in Rendsburg rückabwickeln will. Bereits am Mittwoch war die Staatskanzlei davon nach eigenen Angaben in Kenntnis gesetzt worden. Seit Januar hatte die Bundeswehr nach eigenen Angaben Fristen gesetzt, die nicht eingehalten wurden. Die letzte Frist endete am 15.März. Nun hat das Bundesamt für Ausrüstung Konsequenzen gezogen. Laut Bundeswehr ist es mit großem Aufwand verbunden, den Kran aus dem Dock zu transportieren. Wann dies erfolgt, ist noch unklar. Der Auftrag soll neu ausgeschrieben werden.

Wie es mit der Zulieferung aus Flensburg für den Bau von zwei Marineversorgern weiter geht, konnte ein Sprecher des Informationszentrums für Ausrüstung noch nicht sagen. Den Auftrag hat Naval Vessels Lürssen erhalten. Gebaut werden die Schiffe bei der Neptun-Werft in Rostock, die zur Meyer-Gruppe gehört. Dort teilte ein Sprecher mit, die vertraglichen Pflichten würden erfüllt. Zur FSG gab es aber keinen Kommentar.

Windhorst im Wirtschaftsausschuss

Investor Lars Windhorst geht durch einen langen Flur mit einem anderen Mann an seiner rechten Seite. © NDR Foto: Anna Grusnick
FSG-Nobiskrug Investor Lars Windhorst (r.) zeigte sich von dem Entzug des Marine-Auftrags überrascht.

Lars Windhorst selbst ist am Donnerstagnachmittag in Kiel eingetroffen. Der Wirtschaftsausschuss hatte ihn schon vor einiger Zeit geladen. Vor der Sitzung gab sich der Investor gelassen. Zwar habe es bei den Sozialabgaben Verzögerungen gegeben. Diese seien aber abgearbeitet, sagte er NDR Schleswig-Holstein. Er betonte erneut, die Löhne seien für die kommenden zwölf Monate gesichert.

Neue Aufträge noch vor Juni?

Auf den Entzug des Marineauftrags reagierte er überrascht. Er habe dies bisher nur aus der Presse erfahren. Allerdings handle es sich nur um einen "kleinen Auftrag", sagte Windhorst. Bedauerlich sei, dass FSG-Nobiskrug bereits Firmen dafür beauftragt habe. Neue Aufträge sollen aber folgen. "Sicherlich wird es noch vor Juni eine Reihe von konkreten Meldungen geben", kündigte der Investor an und ergänzte: "300 Millionen Euro haben wir in die Werften investiert, seit sie pleite waren. Ich glaube an die Zukunft der Werften."

Wirtschaftsminister Madsen: "Fatales Signal"

Auch Michael Schmidt von der IG Metall nahm an der Sitzung des Wirtschaftsausschusses teil. Die Gewerkschaft bekräftigte erneut die Forderung nach einem neuen Eigentümer für die Werften. Schmidt sorgt er um die Reputation: "Wer so mit einem öffentlichen Auftrag umgeht, wird nicht wieder berücksichtigt werden." Ähnliche Sorgen äußerte Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen. Die Stornierung sei ein "fatales Signal".

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 21.03.2024 | 18:00 Uhr

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