Holstein Kiel: Das Selbstverständnis eines Spitzenteams

Stand: 08.04.2024 12:31 Uhr

Nach dem vierten Sieg in Serie rückt für Holstein Kiel der erstmalige Aufstieg in die Fußball-Bundesliga immer näher. Die "Störche" präsentieren sich seit Wochen souverän und stabil - auch, weil trotz der Erfolge niemand an der Förde abhebt.

von Johannes Freytag

"Man sollte das jetzt nicht überbewerten", wiegelte KSV-Trainer Marcel Rapp nach dem souveränen 4:0 (3:0)-Sieg Mannschaft in Nürnberg ab. Der 44-Jährige wusste den Erfolg bei den Franken und vor allem das Zustandekommen richtig einzuordnen: "Der Gegner hat einen Mann weniger gehabt und das haben wir gut ausgenutzt."

"Wir haben Lust auf die ganze Geschichte" Holstein Kiels Trainer Marcel Rapp

Gleichwohl waren die "Störche" auch schon vor dem frühen Platzverweis für Nürnbergs Joseph Hungbo (zwölfte Minute) die bessere Mannschaft, agierten mit dem Selbstverständnis eines Spitzenteams: "Wir kommen gut rein, haben gleich eine Riesenchance. Dann kommt die Gelb-Rote Karte: Wir sind einer mehr, machen es dann richtig gut, schießen auch gleich das Tor, machen das zweite hinterher und haben das Spiel dann im Griff", analysierte Rapp.

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Rapp steht nicht dafür, Parolen rauszuhauen

Eine sehr treffende Betrachtung des gebürtigen Pforzheimers, der zudem mit dieser nüchternen Sachlichkeit dem norddeutschen Wesenszug bestens entspricht. Mit dieser zurückhaltenden, unprätentiösen Art bewegt sich Holstein Kiel schon die gesamte Saison ein wenig unter dem medialen Radar.

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Zwar waren die "Störche" nach 17 Spieltagen Herbstmeister, doch Rapp ließ sich dadurch nicht aus der Reserve locken: "Der Verein und auch ich als Trainer stehen nicht dafür, Parolen herauszuhauen. Es geht um die Art und Weise, wie wir Fußball spielen. Wir bekommen nichts geschenkt, sondern müssen sehr viel investieren. Das tun die Jungs auch", sagte der 44-Jährige im Januar dem NDR.

Zuletzt sechs von acht Partien ohne Gegentor

Der Rückrundenstart schien ihm Recht zu geben: Holstein Kiel blieb die ersten drei Partien sieglos (zwei Niederlagen, ein Remis) und war plötzlich mit einem Zähler Rückstand auf den HSV nur noch Dritter. Und der Vorsprung auf die viertplatzierten Fürther betrug auch nur noch einen Punkt.

Doch an der Förde verfiel niemand in Panik, im Gegenteil: Danach starteten die Kieler durch, gewannen sechs von acht Partien (allesamt ohne Gegentor). Lediglich beim 3:4 gegen St. Pauli und beim 2:2 in Berlin ließen die "Störche" Federn. Weil auch die Konkurrenz schwächelte, befinden sich die Norddeutschen inzwischen klar auf Bundesliga-Kurs. Der Abstand auf den Relegationsrang ist schon sechs Zähler groß, sieben sind es auf Platz vier.

Holtby: "Wir müssen beharrlich bleiben"

Das Restprogramm spielt den Kielern zudem in die Hände: Zu Hause gegen Osnabrück und Kaiserslautern sowie beim SV Wehen Wiesbaden geht es dreimal gegen Kellerkinder, in den Spielen beim HSV und gegen Düsseldorf kann die KSV die Aufstiegskonkurrenz in direkten Duellen distanzieren.

Die Euphorie beim Kieler Anhang wächst von Spiel zu Spiel: Tausend waren in Nürnberg dabei, hatten die mehr als 700 Kilometer unter anderem mit einem Sonderzug bewältigt. Auch das anstehende Heimspiel gegen den VfL Osnabrück am Sonnabend (13 Uhr, im NDR Livecenter) ist bereits ausverkauft: "Darauf sind wir schon stolz, das ist nicht selbstverständlich", erklärte Holstein-Coach Rapp.

Dennoch hebt an der Förde niemand ab: "Wir müssen jetzt beharrlich bleiben und uns weiterhin alles selbst erarbeiten", sagte Lewis Holtby und fügte hinzu: "Wir haben eine gefestigte Mannschaft, in der eine tolle Teamchemie herrscht und jeder für den anderen läuft."

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Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 07.04.2024 | 22:50 Uhr

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