Auftrag Naturschutz: Ranger an Schleswig-Holsteins Ostseeküste

Stand: 05.04.2024 05:00 Uhr

Zwölf Ranger sorgen an Schleswig-Holsteins Ostseeküste seit November 2023 für den Naturschutz. Einer von ihnen ist André Draack. Er war vorher Erzieher.

von Phillip Kamke

Wenn André Draack sich auf seinen Dienst vorbereitet, kann es nach ein paar Handgriffen schon losgehen. Rucksack auf, Fernglas um den Hals und ein paar Flyer in die Tasche gesteckt. Heute ist er in Pelzerhaken unterwegs, will dort mit den Menschen ins Gespräch kommen, sie über den Naturschutz aufklären. Denn die Schutzgebietsranger arbeiten vor allem präventiv.

Ein Ranger schaut durch ein Fernglas. © Phillip Kamke Foto: Phillip Kamke
Ranger André Draack war vorher Erzieher in einer Kita und liebt seinen neuen Beruf als Ranger.

Als er auf der Promenade direkt am Strand unterwegs ist, kommt ihm nach wenigen Minuten ein Mann mit Hund entgegen. Da der Hund nicht angeleint ist, spricht ihn der Ranger an, weist ihn auf die Leinenpflicht hin. Der Mann zeigt Verständnis: "Sehr lieb gesprochen, sehr pädagogische Ansprache. Wenn wir uns das nächste Mal hier treffen, ist mein Hund angeleint, versprochen", sagt der Mann und geht weiter - dieses Mal noch ohne Leine, die liegt zuhause.

Vom Erzieher zum Ranger

Bis Ende vergangenen Jahres hat André Draack noch als Erzieher gearbeitet und eine Wald-Kita bei Kiel geleitet. Jetzt ist er, nach einer eingehenden Schulung, Schutzgebietranger, angestellt beim Land. Er ist einer von drei Rangern im Bereich Ostholstein, Plön und Lübeck. Das Gebiet erstreckt sich über zehn Kilometer entlang der Ostseeküste. Hier betreuen sie 15 sogenannter Schwerpunktgebiete. Dazu zählt auch das Nautra2000-Gebiet in Pelzerhaken.

Mir ist immer wichtig, freundlich zu bleiben. Aber auch bestimmt zu sagen, dass der Hund an die Leine muss. Ranger Andre Draack

Eine rechtliche Handhabe gegenüber den Menschen auf die die Ranger treffen haben sie nicht. "Hätte der Mann gesagt, er macht es nicht, wäre es schwierig geworden", so Draack. Im Ernsfall müssten sie Ordnungsdienste oder Polizei hinzuziehen. In der Regel sei dir Akzeptanz aber da, sagt Draack.

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Hunde stören den Vogelnachwuchs

André Draack ist täglich mehrere Stunden draußen unterwegs, bei Wind und Wetter. Heute auf seiner Tour durch Pelzerhaken hat er Glück, die Sonne scheint. Ein besonderes Augenmerk hat der Ranger in diesen Wochen auf die kleinen Buschlandschaften und Dünen direkt an der Promenade. Hier brüten Rotkehlchen, Schwarzkehlchen und Bachstelze. Und sie alle brauchen vor allem Ruhe, um ihren Nachwuchs großzuziehen.

Es gibt so viele Faktoren, die Einfluss nehmen auf die Vogelwelt. Und es sterben so viele Arten, weil sie nicht mehr die Brutplätze finden, gerade die Bodenbrüter. Ranger Andre Draack

Vor allem darum, bittet Draack die Hundebesitzer ihre Tiere anzuleinen. Aber auch andere Haustiere wie etwa Katzen könnten die Ruhe stören.

Traumjob Schutzgebietranger

Nachdem André Draack eine Stunde an der Promenade in Pelzerhaken unterwegs war und mit vielen Menschen ins Gespräch gekommen ist, geht er den Weg zurück am Strand entlang. Der erste Abschnitt ist ein Hundestrand, hier dürfen die Tiere frei herumlaufen. Ein Ehepaar hat ihren Hund dennoch an der Leine. Als der Ranger sie anspricht, erzählen sie, dass ein Stück weiter Kinder gespielt haben und sie deshalb ihren Hund angeleint hätten. Dafür gibt es ein Lob vom Ranger.

Ich bin ganz glücklich und dankbar, dass diese Stellen geschaffen worden sind. Ich bin gerne draußen und in Kontakt mit Menschen.

Als Ranger muss man kontaktfreudig sein, sagt André Draack: "Ich bin ganz glücklich mit meinem Job." Durch seine Arbeit als Erzieher schlägt sein Herz vor allem für die jungen Menschen. In Zukunft will er den Menschen auch in Bildungsveranstaltungen die Natur näher bringen - alles für den Naturschutz.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 05.04.2024 | 05:00 Uhr

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