Ein Arbeiter steht an einer Geothermieanlage (Foto: picture alliance/dpa/KEYSTONE | Valentin Flauraud)

Welche Zukunft die Geothermie im Saarland haben könnte

Mit Informationen von Mirko Tomic   09.06.2023 | 20:07 Uhr

Wie heizen wir in Zukunft? Eine Frage, die sich aktuell Tausende Haus- und Wohnungsbesitzer im Saarland stellen. Die Bundesregierung will den Systemwechsel. Aber wie soll der gelingen? Wo kommt die dafür benötigte Energie her? Im Saarland gäbe es durchaus Möglichkeiten, nur oft zu wenig konkrete öffentliche und politische Unterstützung.

Weithin sichtbar bewirbt der Energiekonzern Steag seine Leistungsfähigkeit. Die Werbesprüche sind das eine, die Realität das andere. Erst kürzlich hat man - nach 20 Jahren Zögern - die in Sichtweite zur Fernwärmeschiene liegende Müllverbrennungsanlage in Velsen angeschlossen. Dafür hatte der EVS lange plädiert.

"Wir investieren an der AV Velsen fünf Millionen Euro, die Steag 15 Millionen für eine sieben Kilometer lange Leitung und so können wir diese 43 Megawatt an Wärme auch nutzen", erklärt Georg Jungmann, ehemaliger Geschäftsführer der EVS.

Video [aktueller bericht, 09.06.2023, Länge: 4:29 Min.]
Geothermie im Saarland als regeneratives Heizkonzept

Das seien dann 180.000 Megawattstunden an Wärme, die ins Fernwärmenetz eingespeist werden. "Damit können 25.000 Haushalte mit dieser Wärme versorgt werden", so Jungmann.

Die Zeit wird knapp

Diese Energie wurde jahrzehntelang nutzlos in die Luft geblasen. Kohle und billiges Gas verhinderten den Einsatz. Aber die Welt hat sich radikal geändert und jetzt werden Energiequellen und Zeit knapp. Richtig sichere Konzepte fehlen.

„Die beiden Kohlekraftwerke in Fenne wird es nicht mehr geben, die Kokerei in Dillingen spätestens nicht mehr, wenn die Stahlerzeugung auf grünen Stahl und Wasserstoff umgestellt wird“, prognostiziert Thomas Neu von der pro G.E.O. Ingenieurgesellschaft.

„Was haben wir denn noch an Versorgungsmöglichkeiten für die Fernwärmeschiene Saar? Wollen wir hier einen Tauchsieder reinhängen und den Strom aus Cattenom nehmen?" Das könne es ja wohl nicht sein, so Neu.

Geothermie als Lösung

Ein Lösungsansatz bietet im Saarland vielleicht die Tiefen-Geothermie. Eine Bohrung kostet zwar bis 50 Millionen Euro und kann ergebnislos bleiben, wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen. Aber der Bund fördert aktuell mit drei Milliarden Euro auch Geothermie.

„Mittlerweile ist man deutlich weiter und hat auch in Norddeutschland viele Regionen entdeckt, wo man diese Geothermie anzapfen kann“, erklärt Prof. Uwe Leprich von der Hochschule für Technik und Wirtschaft.

Dazu gehöre auch der Oberrheingraben mit Schwerpunkt Mannheim, bis ein Stück weit auch ins Saarland. Wobei das Saarland nicht so gute Voraussetzungen wie Mannheim habe. Leprich plädiert dafür, das Neue zu entdecken und genau hinzuschauen, was mit Geothermie möglich ist.

Möglichkeiten im Saarland

Inzwischen existieren bundesweit über 40 solcher Geothermie-Anlagen und es werden ständig mehr. Das Verlockende daran: unbegrenzt kostenlose Energie und vollkommen unabhängig. Im Bergbauland an der Saar sind große Teile kilometertief erforscht.

Früher mussten für die Bergleute sogar Kühlanlagen unter Tage installiert werden, damit sie überhaupt noch Kohle abbauen konnten. Wärme, die man heute sinnvoll nutzen könnte. Viele Fakten sind bekannt.

Riesiger Erfahrungsschatz, der ungenutzt bleibt?

„Wir haben auf der Spießer Höhe zum Beispiel die Bohrung Saar 1 1968/69 rund 5000 Meter tief gebohrt bis in den Basisgranit“, erklärt der Bergbau-Ingenieur Thomas Neu. Seiner Meinung nach haben nur ganz wenige in Deutschland derartige Informationen. „Wir sitzen hier auf einem Riesenschatz an geologischen Informationen, die wir nicht nutzen“, so Neu.

Der Energiekonzern Steag verweigert jede Stellungnahme. Das zuständige Wirtschaftsministerium kramt eine zwölf Jahre alte Studie hervor, um seine bisherige Untätigkeit zu begründen.

 „Eine im Jahr 2011 abgeschlossene Geothermiepotenzialanalyse für das Saarland kam zu dem Ergebnis […] dass eine direkte hydrothermale Nutzung generell kaum zu erwarten ist.“

So kann hierzulande in Sachen Energie wahrscheinlich nichts Großes im Kleinen entstehen.

Über dieses Thema hat auch der aktuelle bericht am 09.06.2023 berichtet.


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