Segnung eine homosexuellen Paares während eines Katholischen Gopttesdienstes. (Foto: picture alliance/dpa | Felix Hörhager)

Segnung homosexueller Paare: Ackermann spricht von "Durchbruch"

  19.12.2023 | 18:09 Uhr

Der Trierer Bischof Ackermann hat die Vatikan-Erklärung zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare als "theologischen Durchbruch" bezeichnet. Er rief Priester, Diakone, Pastoral- und Gemeindereferenten zur Offenheit gegenüber entsprechenden Segenswünschen auf. Dem Lesben- und Schwulenverband geht die Öffnung der katholischen Kirche nicht weit genug.

Katholische Geistliche dürfen unverheiratete und homosexuelle Paare segnen. Die vatikanische Glaubensbehörde hat am Montag eine entsprechende Grundsatzerklärung veröffentlicht. Der Text mit dem Titel „Fiducia supplicans“ (deutsch: Das flehende Vertrauen) erschien in mehreren Sprachen und betont dabei, dass eine Verwechslung mit einer Eheschließung ausgeschlossen werden muss. Außerdem darf ein Geistlicher den Segen nicht im Rahmen eines Gottesdienstes erteilen.

Von Papst genehmigt

Die Grundsatzerklärung trägt die Unterschrift des Präfekten des Glaubensdikasteriums, Kardinal Victor Fernandez, und wurde von Papst Franziskus ausdrücklich genehmigt. Fernandez betont dabei, dass die Kirche ihr Verständnis von dem, was ein Segen ist, im Licht der seelsorgerischen Ideale von Papst Franziskus erweitert und angereichert habe.

Mit diesem weiterentwickelten Verständnis des Segens sei es möglich, "Paare in irregulären Situationen und gleichgeschlechtliche Paare segnen zu können, ohne deren Status offiziell zu konvalidieren oder die beständige Lehre der Kirche über die Ehe in irgendeiner Weise zu verändern".

Deutsche Bischofskonferenz begrüßt Entwicklung

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Bischof Georg Bätzing teilte mit: "Dieses Dokument begrüße ich sehr und bin dankbar für die pastorale Perspektive, die es einnimmt." Die Praxis der Kirche kenne eine Vielzahl von Segensformen. Es sei "gut, dass nun dieser Schatz für die Vielfalt von Lebensmodellen gehoben wird".

Noch im Februar 2021 hatte die vatikanische Glaubensbehörde mitgeteilt, Segnungen homosexueller Paare seien in der katholischen Kirche nicht möglich. Damals hatte es heftige Kritik an der Entscheidung gegeben.

Bischof Ackermann zufrieden mit Erklärung

Auch der Bischof des Bistums Trier, Stephan Ackermann, bewertet die Entwicklung positiv. Die Erklärung beschäftige sich insbesondere mit der Segnung von Paaren, die nicht kirchlich heiraten könnten oder wollten, und sage erstmals ausdrücklich, dass solche Paare den Segen empfangen könnten. "Das empfinde ich als gut und hilfreich", so Ackermann in einer Mitteilung.

Seelsorgerinnen und Seelsorger seien auch in der Vergangenheit bereits mit einem solchen Wunsch konfrontiert worden und seien manches Mal unsicher gewesen, wie damit umzugehen sei. "Paare, deren Wunsch nach Segen unbeantwortet blieb, fühlten sich in ihrer Situation alleingelassen und als Glieder der Kirche zurückgesetzt", erklärte Ackermann.

Schwulen- und Lesbenverband wünscht sich grundsätzliche Gleichstellung

Für Tim Stefaniak vom saarländischen Lesben- und Schwulenverband ist das "grundsätzlich ein Schritt in die richtige Richtung, dass die Segnung aus Rom zugelassen wird". Trotzdem sehe er es als diskriminierend, dass die katholische Kirche weiterhin zwischen "regulären und irregulären Paaren" unterscheidet.

Damit seien homosexuelle Paare noch immer nicht heterosexuellen Paaren gleichgestellt. Stefaniak zitiert dazu die Aussage des Queer-Beauftragten der Bundesregierung, Sven Lehmann: "Es gibt nur Liebe, es gibt nicht Liebe erster oder zweiter Klasse". Vielen ginge der Schritt daher noch nicht weit genug.

Über dieses Thema wurde auch in den SR-Hörfunknachrichten am 18.12.2023 berichtet.


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